"Flow": Oscar-prämierte Überlebensfabel mit starker Message

Stand: 03.03.2025 14:11 Uhr

Der frisch in Hollywood mit dem Oscar als bester Animationsfilm gekürte lettische Film "Flow" erzählt die Geschichte einer Katze, die während einer ungeheuren Flut in einem Boot mit anderen Tieren ums Überleben kämpfen muss.

von Bettina Peulecke

Bei der Oscar-Gala in Hollywood in der Nacht zum Montag dankte Regisseur Gints Zilbalodis der Oscar-Academy. Es sei das erste Mal gewesen, dass ein lettischer Film nominiert worden sei - und er hoffe, dass dies den Independent-Animationsfilm stärke. Er dankte bei der Preisverleihung auch seinen Hunden und Katzen.

"Flow" schreibt Oscar-Geschichte - bricht Rekorde in Lettland

In seiner Heimat hat die Produktion bereits Rekorde gebrochen: Der Film lockte so viele Menschen ins Kino, wie kein anderer in Lettland seit 30 Jahren - nämlich 320.000. Außerdem haben bereits mehr als 10.000 Menschen das Museum besucht, in dem der bereits im Januar ergatterte Golden Globe für den Film ausgestellt ist. Kurz vor der der Oscarverleihung erschien in Lettland sogar eine Sonderbriefmarke mit der schwarzen Katze. Und die Ministerpräsidentin des Landes Evika Siliņa gratulierte umgehend auf "X" mit den Worten "Die Katze erobert weiterhin weltweit die Herzen". Auf dem Post ist der Regisseur Zilbalodis mit seinem Oscar zu erkennen, den er mit dem einzigen Wort "Meow" (englisch für "Miau") feiert. "Flow" hatte im November 2024 die Nordischen Filmtage in Lübeck eröffnet.

"Flow" - Lebensfrohe schwarze Katze überlebt Flutwelle

Am Anfang des Films streift eine kleine schwarze Katze neugierig und lebensfroh durch den Wald, als sie auf ein Hunderudel trifft. Alle Hunde - bis auf einen - stehen ihr feindselig gegenüber und beginnen sie zu verfolgen. Während der Hetzjagd bricht eine riesige Flutwelle über alles herein. Die Katze kann sich auf den Dachboden eines verlassenen Hauses retten.

Doch der Friede ist nicht von Dauer, das Wasser steigt unaufhaltsam und bald ist auch das Haus vollkommen überflutet. Die Katze kann sich auf ein Boot retten. Teils mit, teils ohne ihre Hilfe finden dort auch der ihr freundlich gesinnte Hund aus dem Rudel, ein faules Wasserschwein, ein diebischer Lemur und ein majestätischer großer weißer Vogel ihre Rettung. Da nun buchstäblich alle im selben Boot sitzen, müssen sie lernen, trotz aller Unterschiedlichkeiten zusammenzuarbeiten, um zu überleben.

Regisseur Zilbalodis: "Es ist auch meine Geschichte"

Zilbalodis hat ganz persönliche Beweggründe für "Flow": "Ich wollte eine Geschichte darüber erzählen, wie es ist, zusammenzuarbeiten und sich aufeinander verlassen zu können. Es ist auch meine Geschichte, denn ich habe lange Zeit ganz allein gearbeitet und fand, die Katze war das perfekte Abbild für jemanden, der wie ich als unabhängiger Charakter beginnt, und lernt, anderen zu vertrauen."

"Flow" ist Zilbalodis' erste Produktion, die er mit einem lettisch-französisch-belgischen Team realisiert hat. Es ist gewissermaßen die Weiterführung seines Films "Aqua", den er 2012 gemacht hat: "Ich habe noch während meiner Highschool-Zeit einen Kurzfilm über eine Katze gemacht, die ich damals hatte. Diese Arbeit hat immer noch einen gewissen Nachhall und hat mich weiterführend zu 'Flow' inspiriert. Denn emotional bin ich mit dem Thema immer verbunden geblieben."

Einfacher Stil ohne Hollywood-Schnickschnack

Oft entsteht in Animationsfilmen eine große Verbundenheit mit den tierischen Charakteren durch eine starke Vermenschlichung der Figuren. Diese Tier-Odyssee kommt jedoch gänzlich ohne aus, ganz bewusst, wie der Regisseur sagt: "In einigen anderen Animationsfilmen werden die Tiere oft wie Menschen dargestellt, oder besser gesagt: Ihr Verhalten wird vermenschlicht. Ich finde, das dabei etwas verloren geht. Denn diese Tiere sind so interessant und so lustig, dass man ihr Benehmen nicht übertreiben muss. Das ist das Tolle am Kino: Ich wollte, dass die Zuschauer sich fühlen, als wären sie selbst die Katze."

Das ist ihm gelungen. Auch ist der gewählte Animationsstil ein anderer, als der, den wir aus Hollywood gewohnt sind. Hier gibt es keine detaillierte Figurenanimation, wie zuletzt zum Beispiel bei "Mufasa - König der Löwen", wo buchstäblich jedes einzelne Haar im Fell zu sehen war. Hier wird vereinfacht, um den Ausdruck zu verstärken.

Keine Dialoge, starke Botschaft

Ein weiterer Clou: "Flow" kommt ohne gesprochene Worte aus. Illustrierende Filmmusik und Geräusche, die von echten Tieren stammen, sind der Klangteppich dieser wunderschönen Überlebensfabel, in der man von der biblischen Sintflut bis zur Klimawandel-bedingten Dystopie, in der Menschen keine Rolle mehr spielen, alles hineinlesen kann, aber nicht zwingend muss. Denn hier geht es vor allem um die Schönheit und die unbändige Kraft der Natur, die Notwendigkeit eines akzeptablen, respektvollen Umgangs miteinander und den Teamgeist, der alle Unterschiede überwindet.

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Flow

Genre:
Abenteuer, Animation, Familie, Fantasy
Produktionsjahr:
2024
Produktionsland:
Belgien, Lettland, Frankreich
Regie:
Gints Zilbalodis
Länge:
85 Minuten
FSK:
ab 6 Jahren
Kinostart:
6. März 2025

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 03.03.2025 | 06:20 Uhr

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