Szene aus dem Film "Ein Glücksfall" © Jakub Bejnarowicz, Port au Prince, Schwarzweiss, Senator 2024

Goldene-Lola-Gewinner "Sterben": Worum geht's?

Stand: 06.05.2024 15:25 Uhr

Das hochkarätig mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Ronald Zehrfeld und Lilith Stangenberg besetzte Familiendrama "Sterben" von Matthias Glasner wurde beim Deutschen Filmpreis mehrfach ausgezeichnet. Worum geht's im Film?

Szene aus dem Film "Ein Glücksfall" © Jakub Bejnarowicz, Port au Prince, Schwarzweiss, Senator 2024
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von Bettina Peulecke

Schon häufiger hat der Regisseur Matthias Glasner schwere Themen angepackt, Extremsituationen inszeniert. Er hat mit "Der freie Wille" oder "Gnade" Filme über Sexualstraftäter und Selbstmörder gemacht. Auch "Sterben" - der Titel ist Programm - ist keine Komödie und Glasners persönlichster Film. Denn vieles von dem, was da erzählt und von einem großartigen Ensemble dargestellt wird, hat der Regisseur selbst erlebt.

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Der Hamburger Regisseur Matthias Glasner erhält für sein Drama "Sterben" den Deutschen Filmpreis. © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

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Lars Eidinger spielt Tom: Der überforderte Fels in der Brandung

Tom, gespielt von Lars Eidinger, ist das Alter Ego des Regisseurs. Tom ist Dirigent, seine Ex ist hochschwanger, seine Schwester alkoholkrank und selbstzerstörerisch, sein Freund und Kollege ein Komponist in permanenter Schaffens- und Lebenskrise, seine Mutter krebskrank und gefühlskalt, sein Vater dement und mittlerweile im Heim, wo Tom ihn auf Drängen der Mutter immerhin besucht.

"Papa, suchst du was?"
"Ich muss die Autoversicherung bezahlen, aber die gibt mir kein Geld."
"Gerd, du musst jetzt nichts machen. Komm, setzt dich mal hin und unterhalt' dich ein bisschen mit Tom. Der ist nunmal extra gekommen."
"Papa, du hast gar kein Auto mehr, du brauchst keine Versicherung."
"Da sind die ganzen Rechnungen drin, ich hab' denen auch schon geschrieben." Filmszene

Der Schriftzug "Don't panic" steht auf einer Mütze, die Tom gern trägt, und in der Tat scheint er hier so etwas wie der überforderte Fels in der Brandung zu sein.

Eine andere, vergleichsweise wenig lädierte Figur ist die des Liebhabers von Toms alkoholkranker Schwester Ellen. Ronald Zehrfeld als ebenfalls Martini-affiner Zahnarzt lässt sich auf eine intensiv-exzessive Affäre mit ihr ein, zieht aber rechtzeitig die Reißleine.

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Matthias Glasner mit seinen Hauptdarstellern aus "Sterben" beim Photocall der Berlinale Lilith Stangenberg, Corinna Harfouch und Lars Eidinger © Monika Skolimowska/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Monika Skolimowska
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"Sterben": Nichts für einen unterhaltsamen Freitagabend

"Im Kino gewesen. Geweint." Dieser Satz von Franz Kafka trifft auch auf Zehrfeld zu, der bei der Berliner Premiere Rotz und Wasser geheult hat. Der Schauspieler kennt die Charaktertypen aus "Sterben", die beziehungsunwilligen oder -unfähigen Einzelgänger, die selbstverliebten, genial-manisch-depressiven Künstler, die Patchwork-Familien, die im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg sehr präsent sind: "Es ist ein Zerrbild, es ist auch ein Abbild - aber auch da hat es jeder selber in der Hand, es zu gestalten, wie sein Freundeskreis aussieht. Aber nicht umsonst heißt der Spruch ja auch: Familie kann man sich nicht aussuchen. Ich habe selber Demenz in der Familie bis zum Schluss begleitet, und da merkt man erstmal: Genieß' das Leben, so gut du kannst!"

So gesehen, lässt sich "Sterben" auch als Hymne an das Leben betrachten. Dennoch, hier wird nichts beschönigt, vieles gezeigt, das schwer zu ertragen ist. Garantiert nichts für einen unterhaltsamen Freitagabend. Zum Glück besitzt der Film immerhin Galgenhumor, aber kalt lassen dürfte er trotzdem niemanden.

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Sterben

Genre:
Drama, Thriller
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
Mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Lilith Stangenberg u.a.
Regie:
Matthias Glasner
Länge:
182 Minuten
FSK:
ab 16 Jahre
Kinostart:
25. April 2024

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 24.04.2024 | 07:50 Uhr

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