Zwei junge Frauen starren voller Angst auf einen Smartphone-Bildschirm - Geraldine Viswanathan und Emilia Jones in "Cat Person" © Studio Canal GmbH

"Cat Person": Psychothriller über Stalking nach dem Dating

Stand: 15.11.2023 08:15 Uhr

von Anna Wollner

Im Jahr 2017 erschien in der US-Publikation "The New Yorker" eine Kurzgeschichte, die einen riesigen Hype bekam und monatelang stark und leidenschaftlich diskutiert wurde: "Cat Person" von Kristen Roupenian. Die Geschichte auf dem Höhepunkt von Metoo handelt von einer junge College-Studentin, die einen älteren Mann datet - der vielleicht oder vielleicht auch nicht ein "Creep" sein könnte.

"Ich nehme eine große Portion Popcorn und Redwines."
"Das ist eine ungewöhnliche Wahl."

College-Studentin Margot trifft auf Mittdreißiger Robert

Eine junge Frau mit Popcorn (Emilia Jones) in der Hand sitzt im Kino neben einem älteren Mann und schaut ihn misstrauisch-ängstlich an - Szene aus "Cat Person" © Studio Canal GmbH
In dieser modernen Dating-Geschichte ist der Cineast Robert deutlich älter als die Studentin Margot. Sie lernen sich im Kino kennen.

Aus cineastischer Sicht gibt es wohl keinen schöneren Ort jemanden kennenzulernen als im Kino. Nicht das erste Date, sondern richtig Kennenlernen: zum ersten Mal sehen, zum ersten Mal in Kontakt kommen. Wie Margot, Kartenverkäuferin in einem kleinen Programmkino und Filmliebhaber Robert. Sie ist Anfang zwanzig, er Mitte dreißig. Er sagt: "Hör zu, Mädchen vom Snackstand. Gib mir doch deine Nummer."

Es dauert keine 24 Stunden und Robert hat Margot das erste Mal geschrieben. Sie fühlt sich geschmeichelt, lässt sich - trotz Warnung ihrer Mitbewohnerin Taylor auf ein Date ein.

"Du hast gar nicht gesagt wo er studiert."
"Er arbeitet sicher"
"Und er hat Katzen."
"Er hat schöne Augen. Und Lachfältchen."
"Ja, weil er alt ist."

Moderne Dating-Geschichte, erzählt von einer jungen Frau

"Cat Person" erzählt eine moderne Dating-Geschichte. Eine Geschichte aus der Perspektive einer jungen Frau, die unsicher ist, verletzbar, verletzlich. Eine Geschichte über toxische Männlichkeit, moderne Datingkultur, Stalking, Altersunterschiede. Was kann Margot Robert glauben? Wie ernst meint er seine Nachrichten, ist er wirklich der, für den er sich ausgibt?

"Waren wenigstens seine Katzen süß?"
"Die hab ich gar nicht gesehen."
"Ohooh."
"Warum sollte er vorgeben, dass er Katzen hat?"
"Weil ein Typ mit Katzen nicht bedrohlich wirkt. Harmlos. Er versteckt was."

Von der Liebeskomödie zum Stalking-Horror

"Cat Person" beginnt wie eine romantische Liebeskomödie und kippt im letzten Drittel. Robert verfolgt Margot, schreibt ihr Nachrichten, sie versucht ihm aus dem Weg zu gehen. Erfolglos.

"Er hat mich gesehen."
"Der markiert nur sein Revier. Einfach ignorieren."
"Das ist so mies."
"Margo, das ist nicht deine Schuld."

Regisseurin Susanna Fogel inszeniert das als wilden Genremix, spielt mit surrealen Elementen, in denen Margot sich vorstellt, was alles passieren könnte. Eine Art bebilderter innerer Monolog, der Richtung Horrorfilm abdriftet.

Weitere Informationen
Vorderansicht des Buches "Catperson" der Autorin Kristen Roupenian © Aufbau Verlag

Buch "Cat Person" - Packender Höllenritt durchs Dating 2.0.

Kristen Roupenians Erzählband ist ein packender, verstörender und komischer Höllenritt durch die Zeiten von Dating 2.0. Er lässt das außergewöhnliche Potential der Autorin ahnen. mehr

Susanna Fogler: "Ihre Fantasie dreht irgendwann durch"

Eine junge Frau mit dunklen Haaren (Emilia Jones) guckt skeptische, währenddessen drückt sie lässig mit einem Finger an einen Getränkeautomat an der Kinokasse - Szene aus "Cat Person" © Studio Canal GmbH
Geht die lebhafte Fantasie mit ihr durch oder will der ältere Freund etwas anderes von Margot, als er vorgibt?

"Das ist schon im Drehbuch so angelegt, und das ist es auch, was mir so gut gefallen hat. Schon in der Kurzgeschichte", erzählt Fogel im Gespräch mit NDR Kultur. "Margot versucht für sich selbst herauszufinden, in was für einem Film sie feststeckt." Ist es vielleicht ein "klassischer Boy-Meets-Girl-Film"? Die junge Frau habe viele dieser Filme gesehen, die alle in einem Happy End enden.

Aber manchmal habe sie eben auch Angst und erinnere sich daran, dass sie auch genauso viele Horrorfilme gesehen hat, in denen die jungen Frauen am Ende umgebracht werden. "Die Zeichen, die Robert ihr sendet, passen in keine Genre-Schublade. Deswegen dreht ihre Fantasie irgendwann durch", erklärt Fogel. Sie sei in einer sehr verletzlichen Lebensphase und vor allem sei sie eine Frau. "Da ist es ganz normal, dass man der besten Freundin Bescheid sagt, bevor man auf ein Date geht, sie bittet, die Polizei zu rufen, wenn sie bis zu einer bestimmten Uhrzeit nicht zurück ist. Das entspringt aus keinem Horrorfilm, das ist die Realität. Das gehört zum Frausein dazu", meint Fogel.

Der einzige Wermutstropfen: Die Kurzgeschichte zwingt, zwischen den Zeilen zu lesen, lässt vieles offen. Der Film definiert bis zum Schluss alles aus. Und entzieht dem Zuschauenden damit seine eigene Vorstellungskraft.

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Cat Person

Genre:
Psychothriller
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
USA
Regie:
Susanna Fogel
Länge:
xx Minuten
FSK:
ab 16 Jahren
Kinostart:
16. November 2023

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 15.11.2023 | 06:50 Uhr

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