"Cat Person": Psychothriller über Stalking nach dem Dating
Im Jahr 2017 erschien in der US-Publikation "The New Yorker" eine Kurzgeschichte, die einen riesigen Hype bekam und monatelang stark und leidenschaftlich diskutiert wurde: "Cat Person" von Kristen Roupenian. Die Geschichte auf dem Höhepunkt von Metoo handelt von einer junge College-Studentin, die einen älteren Mann datet - der vielleicht oder vielleicht auch nicht ein "Creep" sein könnte.
"Ich nehme eine große Portion Popcorn und Redwines."
"Das ist eine ungewöhnliche Wahl."
College-Studentin Margot trifft auf Mittdreißiger Robert
Aus cineastischer Sicht gibt es wohl keinen schöneren Ort jemanden kennenzulernen als im Kino. Nicht das erste Date, sondern richtig Kennenlernen: zum ersten Mal sehen, zum ersten Mal in Kontakt kommen. Wie Margot, Kartenverkäuferin in einem kleinen Programmkino und Filmliebhaber Robert. Sie ist Anfang zwanzig, er Mitte dreißig. Er sagt: "Hör zu, Mädchen vom Snackstand. Gib mir doch deine Nummer."
Es dauert keine 24 Stunden und Robert hat Margot das erste Mal geschrieben. Sie fühlt sich geschmeichelt, lässt sich - trotz Warnung ihrer Mitbewohnerin Taylor auf ein Date ein.
"Du hast gar nicht gesagt wo er studiert."
"Er arbeitet sicher"
"Und er hat Katzen."
"Er hat schöne Augen. Und Lachfältchen."
"Ja, weil er alt ist."
Moderne Dating-Geschichte, erzählt von einer jungen Frau
"Cat Person" erzählt eine moderne Dating-Geschichte. Eine Geschichte aus der Perspektive einer jungen Frau, die unsicher ist, verletzbar, verletzlich. Eine Geschichte über toxische Männlichkeit, moderne Datingkultur, Stalking, Altersunterschiede. Was kann Margot Robert glauben? Wie ernst meint er seine Nachrichten, ist er wirklich der, für den er sich ausgibt?
"Waren wenigstens seine Katzen süß?"
"Die hab ich gar nicht gesehen."
"Ohooh."
"Warum sollte er vorgeben, dass er Katzen hat?"
"Weil ein Typ mit Katzen nicht bedrohlich wirkt. Harmlos. Er versteckt was."
Von der Liebeskomödie zum Stalking-Horror
"Cat Person" beginnt wie eine romantische Liebeskomödie und kippt im letzten Drittel. Robert verfolgt Margot, schreibt ihr Nachrichten, sie versucht ihm aus dem Weg zu gehen. Erfolglos.
"Er hat mich gesehen."
"Der markiert nur sein Revier. Einfach ignorieren."
"Das ist so mies."
"Margo, das ist nicht deine Schuld."
Regisseurin Susanna Fogel inszeniert das als wilden Genremix, spielt mit surrealen Elementen, in denen Margot sich vorstellt, was alles passieren könnte. Eine Art bebilderter innerer Monolog, der Richtung Horrorfilm abdriftet.
Susanna Fogler: "Ihre Fantasie dreht irgendwann durch"
"Das ist schon im Drehbuch so angelegt, und das ist es auch, was mir so gut gefallen hat. Schon in der Kurzgeschichte", erzählt Fogel im Gespräch mit NDR Kultur. "Margot versucht für sich selbst herauszufinden, in was für einem Film sie feststeckt." Ist es vielleicht ein "klassischer Boy-Meets-Girl-Film"? Die junge Frau habe viele dieser Filme gesehen, die alle in einem Happy End enden.
Aber manchmal habe sie eben auch Angst und erinnere sich daran, dass sie auch genauso viele Horrorfilme gesehen hat, in denen die jungen Frauen am Ende umgebracht werden. "Die Zeichen, die Robert ihr sendet, passen in keine Genre-Schublade. Deswegen dreht ihre Fantasie irgendwann durch", erklärt Fogel. Sie sei in einer sehr verletzlichen Lebensphase und vor allem sei sie eine Frau. "Da ist es ganz normal, dass man der besten Freundin Bescheid sagt, bevor man auf ein Date geht, sie bittet, die Polizei zu rufen, wenn sie bis zu einer bestimmten Uhrzeit nicht zurück ist. Das entspringt aus keinem Horrorfilm, das ist die Realität. Das gehört zum Frausein dazu", meint Fogel.
Der einzige Wermutstropfen: Die Kurzgeschichte zwingt, zwischen den Zeilen zu lesen, lässt vieles offen. Der Film definiert bis zum Schluss alles aus. Und entzieht dem Zuschauenden damit seine eigene Vorstellungskraft.
Cat Person
- Genre:
- Psychothriller
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- USA
- Regie:
- Susanna Fogel
- Länge:
- xx Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- 16. November 2023