Filmfest Braunschweig: Preise für "Block Pass", "Sunlight" und Udo Kier
Mit einer großen Gala hat das Internationale Filmfestival in Braunschweig Filmschaffende gewürdigt. Die 38. Ausgabe des Festivals hatte zahlreiche Kino-Neuerscheinungen aus dem In- und Ausland im Programm.
Zu fortgeschrittener Stunde kam der Mann auf die Bühne, auf den alle gewartet hatten: Udo Kier. Mit seinen inzwischen 80 Jahren nicht mehr ganz so flink wie früher, aber verschmitzt wie eh und je und mit nach wie vor jugendlicher und ausnehmend gewinnender Ausstrahlung. Der diesjährige Ehrengast von Niedersachsens ältestem Publikums-Filmfestival nahm die "Europa" entgegen, den mit 25.000 Euro höchsten dotierte Preis des Internationalen Filmfestivals in Braunschweig. "Ich bin erst zwei Tage hier", sagt Udo Kier bewegt, " aber es kommt mir vor, als wenn ich hier schon wochenlang bin. Ich danke Euch."
Ehren- und Star-Gast Udo Kier beim Filmfest geehrt und ausgezeichnet
Die Laudatio auf Udo Kier hielt Jobst Knigge. Der Dokumentarfilmer hat gerade einen sehr sehenswerten Film mit dem Titel "Der wunderbare Udo Kier" herausgebracht - aktuell in der Arte-Mediathek zu sehen. Knigge ließ in seiner Lob-Rede auf Kier wichtige Stationen dessen Karriere Revue passieren: "Ein Preis namens 'Europa'. Wie schön und wie passend. Du bist in Köln geboren, wurdest in London entdeckt, hast an der Riviera deinen ersten Film gedreht, bist in Rom zum Star geworden, hast in Paris gelebt und im kommunistischen Ungarn einen Deiner besten Filme gedreht."
Kier wirkte im Laufe seiner Karriere in fast 300 Filmen mit. Er spielte in zahlreichen Low Budget-Filmen, in Kunst-Filmen, aber auch in Hollywood-Blockbustern mit. David Lynch, Christoph Schlingensief, Lars von Trier, Gus Van Sant, Rainer Werner Fassbinder, Andy Warhol und sogar Pop-Diva Madonna besetzten Kier in ihren Filmen. Anders als andere Preisträger der "Europa" vor ihm, hat Udo Kier sogar eine persönliche Verbindung zu Braunschweig. Anfang der 90er-Jahre lehrte er dort an der Hochschule für bildende Künste. In der Klasse für Experimentalfilm unterrichtete er Schauspieltheorie. "Und die Ironie ist ja", sagt der Schauspieler, "ich war selber nie auf einer Schauspielschule. Ich habe noch nie einen Regisseur gefragt. Ich bin ein Lucky man."
Hauptpreise gehen nach Frankreich und Irland
Um Udo Kier auf der Bühne zu erleben, brauchte das Publikum einen langen Atem. Mehr als 2 Stunden lang dauerte es, bis zunächst alle anderen Filmpreise des Braunschweig International Film Festivals vergeben waren. Neun weitere Awards in verschiedenen Kategorien gingen an Filmschaffende. Das Rennen um den Publikumspreis "Heinrich", machte die französische Produktion "Block Pass", der bereits in Cannes zu sehen war. Regisseur Antoine Chevrollier, dessen Debutfilm "Block Pass" ist.
Der Filmemacher zeigte sich gerührt, dass das Braunschweiger-Publikum seinen Film zum Liebling ausgewählt hat: "Dass das Publikum hier in Deutschland so von der Geschichte berührt ist, bedeutet mir unglaublich viel." Der zweite Hauptpreis des Festivals ging an die irische Regisseurin Claire Dix für ihren ersten Spielfilm "Sunlight". Auch darin steht die Freundschaft zweier Männer im Mittelpunkt - der eine ein ehemaliger Junkie, der andere unheilbar krank auf den Rollstuhl angewiesen.
Zuschauer-Zulauf noch verhalten
Weitere Preise verlieh des Filmfest Braunschweig unter anderem an die norwegische Regisseurin, Schauspielerin und Autorin Sara Margarethe Oskal für die Produktion "The Tundra within me". Die österreichische Schauspielerin und Musikerin Anja Plaschg erhielt einen Preis für ihre Rolle in dem Film "Des Teufels Bad". Und die brasilianisch-portugiesische Produktion "Toll" der Regisseurin Carolina Markowicz wurde ebenfalls ausgezeichnet. Fast 200 Kurz-und Langfilme stehen auf dem Programm des Internationalen Filmfestival Braunschweig.
Noch liegen keine genauen Zahlen vor, aber die Bilanz für dieses Jahr wertet Thorsten Rinke, Vorsitzender des Filmfest-Vereins, als insgesamt positiv. Auch wenn die Besucherzahlen noch immer nicht auf Vor-Corona-Niveau seien: 2019 hatte das Festival noch 27.000 Besucherinnen und Besucher gezählt. "Die Kinosäle waren sehr voll", sagt Rinke, "aber man hat schon gemerkt, es ist immer noch so ein bisschen verhalten. Also, ich glaube es werden insgesamt so rund 20.000 Zuschauer - die Zuschauerzahl vom letzten Jahr."