Filmfest Venedig: Deutscher Film feierte Premiere im Wettbewerb
Die Filmfestspiele in Venedig endeten am 9. September. Als einer von 23 Beiträgen im Wettbewerb hat "Die Theorie von allem" in der Lagunenstadt Weltpremiere gefeiert. Regisseur Timm Kröger stammt aus Itzehoe.
Bereits gelaufen waren bis dahin Wettbewerbsbeiträge wie "Maestro" von Bradley Cooper, "Poor Thing" von Yorgos Lanthimos ("The Favourite"), "Ferrari" von Michael Mann sowie der norddeutsch geförderte Film "Bastarden" von Nikolaj Arcel ("Die Königin und der Leibarzt") mit Mads Mikkelsen. Am 3. September hat schließlich "Die Theorie von allem" seine Premiere am Lido von Venedig gefeiert - in Anwesenheit des deutschen Regisseurs und Drehbuchautors Timm Kröger und seiner Darsteller Jan Bülow, Olivia Ross und Hanns Zischler.
Kein Goldener Löwe für "Die Theorie von allem", dafür ein anderer Preis
"Es gab einen Haufen Referenzen", sagte der 37-jährige Regisseur im Gespräch mit der Deutschen-Presse-Agentur über seinen Film. "Viele waren bewusst, noch viel mehr waren unbewusst. Hitchcock ist vielleicht die oberste Referenz. Das Ganze haben wir gemacht, um die Zuschauer in eine Welt zu entführen, die sich wirklich fremd anfühlt, aber gleichzeitig vertraut." In einem Interview mit NDR Kultur am 9. September verriet Kröger, dass er für "Die Theorie von allem" den Preis für den besten Film des Jahres von einem Verband unabhängiger Filmkritiker, unter anderem auch aus Deutschland, erhalten habe.
Der 37-Jährige hat nach dem Abitur am Nordseegymnasium in St. Peter-Ording mehrere Monate lang als Fotograf einen Wanderzirkus begleitet und danach in Dänemark am European Film Collegue studiert. Dort hat er erste Filme als Kameramann und Regisseur gedreht und später ein weiteres Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg absolviert. Seinen aktuellen Film "Die Theorie von allem" hat er unter anderem in Österreich und Thüringen nach eigenem Drehbuch gedreht.
Die 118-minütige Produktion (Deutschland, Österreich, Schweiz) feierte am 3. September Weltpremiere am Lido beim ältesten Filmfestival der Welt. Dort konkurrierte der Beitrag mit Filmen wie "Dogman" von Luc Besson, "Priscilla" von Sofia Coppola und "The Killer" von David Fincher um den Goldenen Löwen. Dieser wurde am 9. September bei einer Preisgala an Yorgos Lanthimos' schwarze Komödie "Poor Things" verliehen.
Timm Kröger: "Der Film ist mysteriös"
"Ich bin ganz aufgeregt, aber ganz im positiven Sinne", hatte Kröger noch am Mittwoch im Gespräch mit NDR Kultur am Tag vor seiner Abreise nach Italien erzählt. "Der Film hat poetische Aspekte, er ist mysteriös und er fühlt sich an wie ein Alptraum. Aber er kommt auch unterhaltsam daher." Der Titel klinge ein bisschen größenwahnsinnig, sagte er, weil wir wüssten, dass eine Theorie von allem, eine Weltformel, nicht existiere. "Es ist ein Film, der ganz viele Schichten von Kinoerinnerungen übereinanderstapelt", beschrieb Kröger sein Werk.
Feine Gesellschaft in den Alpen
Nach Angaben des Filmverleihs geht es in dem Film Noir, der in schwarz-weiß gedreht wurde, um den Physiker Johannes Leinert (Jan Bülow). Er reist 1962 zu einem physikalischen Kongress in die Schweiz. Ein iranischer Kollege soll dort einen Vortrag über Quantenphysik halten. Leinert erlebt die feine Gesellschaft in den winterlichen Alpen - doch irgendwann geschehen auf der Konferenz merkwürdige Dinge. Neben Bülow gehören unter anderem Olivia Ross und Hanns Zischler zur Besetzung. Deutscher Filmstart ist der 26. Oktober.
Wegen des Streiks von Drehbuchkünstlern und Schauspielerinnen und Schauspielern in Hollywood waren beim Filmfest Venedig mehrere Beiträge weggebrochen. So eröffnete nicht Luca Guadagninos "Challengers" die Mostra, wie ursprünglich angekündigt. Stattdessen präsentierte Edoardo De Angelis seinen Film "Comandante". Einige US-Stars, wie etwa die Schauspieler Patrick Dempsey und Adam Driver, hatten Ausnahmegenehmigungen mit der Schauspielgewerkschaft ausgehandelt. Deren Film "Ferrari" stammt allerdings von einem kleineren Verleih - und nicht von einem der Majors wie Netflix ("Maestro").
2022 hatte der Dokumentarfilm "All the Beauty and the Bloodshed" von Laura Poitras den Goldenen Löwen gewonnen.