Cover Krimi des Monats: Stuart MacBride, "Ein kalter Tod“ © Goldmann

"Ein kalter Tod": Ein Locked-Room-Thriller im Hochsicherheitsdorf

Stand: 25.11.2024 06:00 Uhr

Es macht immer wieder großen Spaß, Stuart MacBride zu lesen. Mit wenigen Sätzen kreiert er eine düstere, bedrohliche Atmosphäre. So auch in seinem neuem Thriller "Ein kalter Tod".

von Katja Eßbach

Edward Reekie, Detective Constable bei der schottischen Kriminalpolizei, könnte sich was Schöneres vorstellen, als den Tag mit seiner Chefin Victoria Montgomery-Porter zu verbringen. Bigtoria, wie sie hinter ihrem Rücken und ob ihrer gewaltigen Größe und Kraft genannt wird, ist ein eher schwieriger Charakter - humorlos, unfreundlich, taktlos. Die beiden Detectives sollen einen todkranken Häftling ins schottische Glenfarach bringen, seine letzte Heimstätte. Der Ort ist - seltsam:

An einem Laternenpfahl waren zwei Überwachungskameras montiert. Auch am nächsten Pfahl. Und an dem danach. Und auch an denen auf der anderen Straßenseite. Wer in aller Welt brauchte so viele Kameras? Was zum Teufel trieben die Leute hier, dass man sie so gründlich überwachen musste? Leseprobe

Ein Dorf voller gefährliche Straftäter

Die erwähnten Leute, die Edward bei seiner Ankunft sogar freundlich zugewunken haben, sind gefährliche Straftäter: Mörder, Vergewaltiger, Betrüger. Glenfarach ist ein Hochsicherheitsdorf mit Kameras, Wachpersonal und elektronischen Fußfesseln. Und kaum sind Edward, Bigtoria und der todkranke Schwerverbrecher Mr. Bishop angekommen, geschieht ein Mord:

Der Tote trug noch seine elektronische Fußfessel, an der das rote Licht blinkte. Bigtoria schauderte und kniff die Lippen zusammen, den Blick auf die Leiche geheftet. Und dann, ruhig und gelassen wie nur irgendwas: "Alle raus." Als ob sie nicht gerade in einen Horrorfilm geraten wären. Leseprobe

Die jetzt folgende Mordermittlung ist eigentlich nicht Bigtorias Aufgabe, aber mittlerweile hat es angefangen zu schneien und Glenfarach ist innerhalb kürzester Zeit eingeschneit. Ein waschechter Locked-Room-Thriller nimmt seinen Lauf ...

Stuart MacBride mischt Thrill mit Situationskomik

Es macht immer wieder großen Spaß, Stuart MacBride zu lesen. Mit wenigen Sätzen kreiert er eine düstere, bedrohliche Atmosphäre. Um diese dann mit frechem Sarkasmus und Situationskomik, die nie in Slapstick abrutscht, zu konterkarieren. Seine beiden Protagonisten Edward und die großartig mürrische Bigtoria passen perfekt zueinander. Ergänzt von überforderten Dorfpolizisten, undurchsichtigen, aber weiterhin gefährlichen Straftätern und Sozialarbeitern, die ihre Zöglinge ganz und gar nicht im Griff haben. Dafür aber mit überkandidelten Namen gesegnet sind:

Bei einem Namen wie Clive Fox-Johnson sah man einen rotgesichtigen Typen mittleren Alters in Tweedanzug und auf Hochglanz polierten Brogues vor sich. Fassonschnitt, ein Labradoodle und eine verbitterte Ehefrau. Und Kinder mit Namen wie "Zeus" oder "Monty" oder "Ophelia". Leseprobe

Bald gibt es einen weiteren Toten in Glenfarach zu beklagen ...

Stuart MacBride gelingt es über 400 Seiten, die Spannung hochzuhalten und durch überraschende Wendungen immer wieder für Tempo zu sorgen. Und im letzten Teil des Buches gibt er dann nochmal alles.

Ein kalter Tod

von Stuart MacBride
Seitenzahl:
448 Seiten
Genre:
Krimi
Zusatzinfo:
Aus dem Englischen von Andreas Jäger
Verlag:
Goldmann
Bestellnummer:
978-3-442-49491-0
Preis:
13 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue Bücher | 25.11.2024 | 12:40 Uhr

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