Film "Gehen und Bleiben": eine Zeitreise nach Mecklenburg und Pommern
Im Mittelpunkt des Films stehen sehr unterschiedliche Menschen mit ihren persönlichen Reflexionen auf ihr bisheriges Leben, vieles dreht sich um den Schriftsteller Uwe Johnson und um Geschichten über das Gehen und Bleiben.
Eine Schriftstellerin, einen Schauspieler, eine Keramikerin, einen Orgelbauer und noch viele andere - bekannte und weniger bekannte Menschen hat der Regisseur Volker Koepp vor die Kamera geholt. In seinem neuesten Dokumentarfilm "Gehen und Bleiben" geht es um Mecklenburg und Pommern, das Verlassen der Heimat und ein eventuelles Wiederkehren. Und um den Schriftsteller Uwe Johnson. Gerade erlebte der Dokumentarfilm auf der Berlinale seine Uraufführung. Gleich am Anfang des Films stellt sich Uwe Johnson vor:
Ich wurde in Deutschland geboren, 1934 in Cammin, in Pommern. Nach der Kapitulation im Mecklenburgischen, in Recknitz, benannt nach dem Fluss Recknitz. Schulzeit mit verändertem Lehrstoff in Güstrow an den Ufern der Nebel. Von 1952 bis 1956 Studium der Germanistik und weitere Folgen des Krieges in Rostock an der Warnow und Leipzig an der Pleiße.
Der Schriftsteller, der sein Leben lang seiner Heimat, vor allem in seinen Büchern treu blieb.
Er wollte immer Mecklenburger sein, aber er war aus Pommern. Und ich war immer sauer, dass er das verdrängt hat, weil man das damals natürlich in der DDR nicht gerne hörte, dass man aus Pommern kam.
Sagt Hans-Jürgen Syberberg im Film über Uwe Johnson. Der Regisseur ist einer von fast 20 Frauen und Männern, die im Film "Gehen und Bleiben" zu Wort kommen.
Schulfreunde und Bekannte berichten über Uwe Johnson
Der Fotograf Heinz Lehmbäcker besuchte mit Uwe Johnson die Schule in Güstrow.
Er war kein berühmter Mann. 1956 im Studium hat er mir in Güstrow was aus der 'Ingrid Babendererde' vorgelesen. Und zwar nach einer Paddeltour, die wir gemacht haben, wo dieses legendäre Foto entstand, wo er alleine sitzt, mit der Pfeife und in Badehose. Und ich war einfach baff.
Die Schriftstellerin Judith Zander wohnte als Jugendliche in Anklam genau in der Straße, in der Jahrzehnte zuvor auch Uwe Johnson lebte.
Angefangen mich mit Johnson zu beschäftigen, habe ich erst im Germanistikstudium Greifswald, dann habe ich meine Eltern hier immer noch weiter besucht. Und ich habe nicht nur Germanistik, sondern auch Anglistik studiert und hatte dann auch bei der Frau von Uwe Johnson ein englisches Seminar. Das wusste ich zu der Zeit aber nicht, dass das seine Frau war. Das habe ich erst im Nachhinein erfahren.
Erinnerungen an die Zeit in Mecklenburg und Vorpommern
So wie Uwe Johnson haben viele Protagonisten des Films "Gehen und Bleiben" ihre Heimat verlassen, sind wiedergekommen oder erinnern sich an ihre Zeit in Mecklenburg und Vorpommern, vor, während und nach der DDR. Volker Koepp lernte das Werk des Schriftstellers Uwe Johnson kennen, als er bereits bei der DEFA als Dokumentarfilmregisseur arbeitete: "Meine Tante aus dem Westen hat mir am Anfang der 1970er-Jahre schon den ersten Band der Jahrestage geschickt mit der Bemerkung, dass ich ganz sicher New York nicht kenne, aber dass ich mich in Mecklenburg ganz gut auskenne. Und ich habe mir auch die nächsten Bände besorgt. Aber der Gedanke, mit ihm als Hintergrund einen Film zu machen, kam erst nach dieser Ostseerundreise nach dem Film 'Seestück'". Seestück war die bislang letzte Arbeit von Volker Koepp.
2019 war der Impuls "Gehen und Bleiben" zu machen
2019 bei den Literaturtagen in Rostock bekam er ein Buch über die Ostsee geschenkt - mit einem Textauszug von Uwe Johnson über die Cap Arkona, die im Mai 1945 in der Lübecker Bucht mit tausenden KZ-Häftlingen an Bord versenkt wurde. Für Volker Koepp ein entscheidender Impuls, diesen Film zu machen: "Dann hat sich das auch, so traurig es auch ist, aber als richtig erwiesen. Also diese Vorstellung, dass jemand gegen das Vergessen angeschrieben hat, und dann wird es immer wichtiger in der Gegenwart, also in den Drehzeiten, die wir hatten, in den letzten zweieinhalb Jahren."
Mit Abstand Volker Koepps längster Film
Mit rund drei Stunden hat Volker Koepp seinen mit Abstand längsten Film gedreht. Vor dieser langen Laufzeit braucht niemand zurückzuschrecken. Im Mittelpunkt des Films stehen sehr unterschiedliche Menschen mit ihren persönlichen Reflexionen auf ihr bisheriges Leben. Vieles dreht sich um den Schriftsteller Uwe Johnson und eben um Geschichten über das Gehen und Bleiben in Mecklenburg und Pommern.