Szene aus "All of Us Strangers" © Searchlight Pictures
Szene aus "All of Us Strangers" © Searchlight Pictures
Szene aus "All of Us Strangers" © Searchlight Pictures
AUDIO: Filmtipp: "All of Us Strangers" (4 Min)

Drama "All of Us Strangers": Die heilsame Wirkung der Liebe

Stand: 07.02.2024 06:00 Uhr

In dem britischen Drama "All of Us Strangers" begibt sich ein melancholischer Schriftsteller auf eine Zeitreise zu seinen verstorbenen Eltern. Ein sensibler Film, in dem es um Traumata und Trost geht.

von Bettina Peulecke

Adam wohnt allein in einem anonymen Hochhausblock etwas außerhalb von London. Er ist Autor und versucht sich gerade an etwas Autobiografischem, aber die Betonung liegt auf: versucht. Wenn er nicht gedankenverloren ins Leere starrt, schaut er sich zum x-ten Male alte Frankie Goes to Hollywood-Videos aus den 80er-Jahren an. Schnell ist klar, dass es sich hier um einen ziemlich melancholischen, ziemlich einsamen Menschen handelt.

Reisen in die Vergangenheit

Durch Zufall trifft er auf Harry, der im selben Haus wohnt und recht direkt zur Sache kommt. Der erste Kuss ist noch recht unbeholfen, der darauffolgende Sex hitzig - und zügig bahnt sich eine echte Liebesbeziehung zwischen den beiden an. Aber Adam hat unübersehbare Probleme und Harry möchte das apathische Schutzschild durchbrechen. Er will Adam aus seinem Schneckenhaus herausholen und Anteil an seinem Leben haben. Auch wenn Adam sich mal wieder vor einem verblassten Foto verliert:

"Sind das deine Eltern?"
"Ja. Sie sind gestorben, da war ich noch nicht mal zwölf. Ich versuche gerade über sie zu schreiben."
"Und, wie ist das so?"
"Strange." Filmszene

Seltsam ist es auch, dass Adam bei Recherchen in seinem Elternhaus tatsächlich wieder auf seine Eltern trifft, die jetzt genauso alt sind wie er selbst, und zweifelnd seine Mutter fragt:

"Ist das echt?"
"Fühlt es sich echt an?" Filmszene

Das ist der Kernsatz des Films. Es geht um Gefühle, was sie auslösen, wie man mit ihnen umgeht, und wie heilsam Liebe sein kann. In Adams Reisen in die Vergangenheit muss er seinen Eltern erklären oder zeigen, was aus ihm geworden ist.

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Wie ein Fremder in der eigenen Familie

Adam ist ein Autor in einer Schaffenskrise, geplagt von Selbstzweifeln. Ein offen lebender homosexueller Mann, der sich fragt, wie seine Eltern wohl darauf reagiert hätten. Aber mit dem Wort "queer" tut er sich schwer, er bevorzugt "schwul", während es bei seinem jüngeren Partner Harry genau umgekehrt ist. Seine Begegnungen mit den verstorbenen Eltern bringen ein wenig Klarheit in die vernebelte Seele:

"Ich hab' mich in meiner Familie immer wie ein Fremder gefühlt."
"Du hattest immer Angst vor irgendetwas. Bist immer weggerannt, weißt du noch?" Filmszene

Auch in der Beziehung zu Harry hat Adam oft einen Fluchtimpuls. Aber er folgt ihm nicht immer.

"All of Us Strangers": Berührende Liebesgeschichte

Paul Mescal, der demnächst in "Gladiator 2" in Russell Crowes Fußstapfen tritt, spielt diesen Harry mit entwaffnender Liebenswürdigkeit und Komplexität. Andrew Scott als Adam ist seine schöne, schüchterne Ergänzung.

Eingebettet in einen wunderbaren Soundtrack der queeren Kultbands der 80er ist "All of Us Strangers" eine sensible Zeitreise und berührende Liebesgeschichte, in der es um Traumata und Trost geht.

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All of Us Strangers

Genre:
Drama
Produktionsjahr:
2023
Produktionsland:
Vereinigtes Königreich | USA
Zusatzinfo:
Mit Andrew Scott, Paul Mescal, Claire Foy u.a.
Regie:
Andrew Haigh
Länge:
105 Minuten
FSK:
ab 12 Jahren
Kinostart:
8. Februar

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kultur | 07.02.2024 | 07:50 Uhr

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