Doris Dörrie - Powerfrau mit Gespür für den Zeitgeist
Im Alter von sechs Jahren versuchte sie energisch, mit den kleinen Schwestern Dornröschen aufzuführen - inzwischen gehört Doris Dörrie zu den populärsten deutschen Regisseurinnen. Die gebürtige Hannoveranerin hat rund 30 Filme für Kino und Fernsehen gedreht, schrieb etliche Drehbücher und Romane und wirkte auch schon als Opern-Regisseurin. Am 26. Mai feiert sie ihren 65. Geburtstag.
Mit "Männer" berühmt geworden
Dörrie drehte zunächst Dokumentationen und Kinderfilme fürs Fernsehen, ehe sie sich auf Spielfilme verlegte. Bekannt wurde die Powerfrau vor allem mit der Beziehungskomödie "Männer", die 1985 im Kino Erfolge feierte. Fast fünf Millionen Menschen sahen den Film mit Heiner Lauterbach als Manager und Uwe Ochsenknecht als Lebenskünstler. Beide Schauspieler wurden zu Stars - und der Film löste einen Boom an Beziehungskomödien aus. Kritiker rühmten Dörrie damals für ihre scharfe Beobachtungsgabe, die Leichtigkeit ihres Humors und ihr Gespür für den Nerv der Zeit.
Doris Dörrie entwickelt ganz eigene Filmsprache
Viele Werke folgten, und Dörrie fand zu einer ganz eigenen Filmsprache, mit der sie Themen wie Familie, Selbstfindung und Zwischenmenschliches auslotete. Auch in ihren Büchern ist vieles davon zu finden. Doris Dörrie erzählt Alltagsgeschichten, mal tragisch, mal komisch, oft beides gleichzeitig, immer anregend für die Zuschauer. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die für ein bisschen Glück kämpfen und mit Verlusten fertig werden müssen. Es geht um Liebe, Krankheit, Freundschaft, Tod. Es sind vielsagende Titel wie "Keiner liebt mich" oder "Bin ich schön?" - oder einfach "Glück".
Dörries Liebe zu Japan in ihrem Werk
Ein Höhepunkt ihres bisherigen Schaffens ist das vielgerühmte Drama "Kirschblüten - Hanami" mit Elmar Wepper und Hannelore Elsner. Der Film setzt sich mit Tod und Vergänglichkeit auseinander und spielt in Japan, einem Land, dem sich Dörrie sehr verbunden fühlt. Immer wieder spielt es in ihren Werke eine Rolle, etwa in der Fortsetzung "Kirschblüten & Dämonen" oder in "Grüße aus Fukushima", einem eindringlichen Werk über die Region rund um das Atomkraftwerk, die bei einer Kernschmelze 2011 nuklear verseucht wurde. Sogar eine ihrer Operninszenierungen verlegte sie nach Japan: "Admeto" von Georg Friedrich Händel.
Immer wieder auch schmerzhafte Themen
Oft greift Dörrie schmerzhafte Themen auf, wie die Gefühlsstarre der Menschen, die nach der Atomkatastrophe in Fukushima in einer apokalyptisch anmutenden Welt ausharren. Auch Dörrie selbst hat schwere Zeiten hinter sich. 1996 starb ihr Mann, der Kameramann Helge Weindler, nach schwerer Krankheit. Seinen Tod verarbeitete Dörrie in einigen Büchern und Filmen. Zudem führte sie der Schicksalsschlag noch näher zum Buddhismus, den sie als ihre Stütze bezeichnet.
Professorin in München
Seit 1997 gibt Dörrie ihre Erfahrungen an den Nachwuchs weiter und unterrichtet als Professorin an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, wo sie selbst in den 1970er-Jahren studierte und wo sie heute lebt. Ein Anliegen, das ihr besonders wichtig ist: Die Rolle der Frauen in der Branche zu stärken, etwa durch eine Frauenquote bei der Vergabe von Regie-Jobs. Auch gegen Rechtspopulismus bezog sie öffentlich Stellung.