Deutscher Filmpreis: Filmakademie ändert Auswahlverfahren
Der Deutsche Filmpreis, die Lola, ist die renommierteste und höchstdotierte Auszeichnung in der Kinobranche. Doch in der Vergangenheit wurde das Auswahlverfahren kritisiert. Nun hat die Filmakademie Änderungen angekündigt.
Besonders auffällig war im letzten Jahr: Die Produktion des Streaminganbieters Netflix "Im Westen nichts Neues" war gleich mehrfach nominiert, während Christian Petzolds viel gelobter und bei der Berlinale mit dem großen Preis der Jury ausgezeichneter Film "Roter Himmel" es nicht mal auf die Nominierten-Liste schaffte.
Zweistufiges Verfahren wie bei den Oscars und Baftas
"Da gab es vorher eine Kommission, die ausgewählt hat, welche 40 Prozent eine Runde weitergehen und somit der gesamten Mitgliedschaft zur Verfügung gestellt werden - und daraus wird gewählt. Da ist Petzold sozusagen nicht in die Vorauswahl gekommen und deswegen hat er auch keine Nominierung bekommen", berichtet Anne Leppin, Geschäftsführerin der Deutschen Filmakademie. "Diesen Zwischenschritt, dass von den eingereichten Filmen ein Kreis von demokratisch gewählten Mitgliedern eine Vorauswahl trifft, diese Stufe haben wir abgeschafft."
Jetzt haben also immerhin alle eingereichten Filme die Chance, von allen nominiert zu werden. Außerdem können künftig Mitglieder nicht nur entsprechend ihres Gewerkes - also beispielsweise Kameraleute für die Kategorie "Beste Kamera/Bildgestaltung" - abstimmen, sondern auch in den Kategorien "Bester Kinderfilm" und "Bester Spielfilm". Das zweistufige Verfahren wird in einigen Kategorien schon länger bei den Oscars und auch bei den Baftas praktiziert.
Nun tragen alle Mitglieder der Akademie die Verantwortung
Möglich wird es zum einen durch die digitalen Sichtungsplattformen. Zum anderen ist die Anzahl der Mitglieder der Akademie gewachsen. Anna Leppin ist voller Zuversicht: "Jetzt sind wir inzwischen 2.200 Mitglieder, von daher funktioniert das auch erst mit einer großen Akademie. Wenn wir das jetzt ausrechnen und davon ausgehen, dass da nur 50 bis 60 Prozent Wahlbeteiligung ist, was völlig in Ordnung ist, dann wird jeder Film auf jeden Fall von über 100 Mitgliedern geschaut." Dies bedeute, dass sich auch ein kleiner Film durchsetzen könne. "Wenn ein Film von 100 Leuten gesehen wird und herausragend ist, dann kann der nicht untergehen."
Eine überfällige Entscheidung - doch gut, dass die Filmakademie sie nun endlich getroffen hat. So tragen nun alle Mitglieder der Akademie die Verantwortung. Sie sollten sie als Chance und nicht als Last sehen - und sich möglichst zahlreich an der Auswahl beteiligen! Ob es wirklich 50 bis 60 Prozent Wahlbeteiligung geben wird? Ob sich wirklich die Mehrheit die obligatorischen zehn Filme und im Idealfall natürlich noch mehr anschaut, um dann die herausragenden Produktionen zu nominieren? Das bleibt abzuwarten. Am Ende werden vielleicht wieder kritische Stimmen bemängeln, dass ein Film zu Unrecht nicht nominiert wurde. Aber dann waren wenigstens alle daran schuld.