Cut! - Jürgen Roland, ein Pionier des Krimis
Stahlnetz, Tatort, Großstadtrevier: Der Hamburger Regisseur und Fernsehmacher Jürgen Roland galt als Pionier und Meister des deutschen Fernsehkrimis. Seine ersten Erfolge feierte er, als das deutsche Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte.
Kriminalfälle faszinierten Roland ein Leben lang. Als Regisseur legte er stets großen Wert darauf, die Ermittlungsarbeit der Polizei möglichst genau in seinen Filmen wiederzugeben. Unter Polizisten genoss er deshalb große Anerkennung.
Hamburger Schüler mit Leidenschaft für Krimis
Jürgen Roland wurde am 25. Dezember 1925 als Jürgen Schellack in Hamburg geboren, wuchs in der Hansestadt auf und absolvierte dort sein Abitur. Schon als Schüler hatten es ihm Krimis angetan. Er schrieb kleine Kriminalstücke und führte sie anschließend zusammen mit seinen Freunden auf. Den Meisterdetektiv spielte er dabei am liebsten selbst. Noch vor dem Start ins Berufsleben musste er als junger Soldat in den Krieg ziehen.
Von der BBC zum NWDR
Seine Berufslaufbahn begann Jürgen Roland nach dem Krieg beim damals neuen Medium Fernsehen. Als Reporter im Hamburger Stadtteil St. Pauli knüpfte er erste Kontakte zur Polizei, deren Arbeit ihn von Anfang an faszinierte. 1948 wurde Roland Regieassistent und besuchte zwei Jahre später die Fernsehschule der BBC in London.
Wieder zurück in Hamburg nahm er einen Job als Redakteur beim NWDR in Hamburg an, dem heutigen NDR. Eine seiner ersten Sendungen war ein Vorläufer der heutigen Talkshow: In "Was ist los in Hamburg?" informierte ab 1952 über Neuigkeiten aus der Hansestadt. Roland interviewte Gäste in einem Fernsehstudio, das sich im Bunker auf dem Hamburger Heiligengeistfeld befand.
Neues Genre Fernsehkrimi
Die meisten Fernsehzuschauer lernten Jürgen Roland durch seine Krimiserien kennen. Mit der Sendung "Der Polizeibericht meldet ..." führte der damals 28-Jährige 1953 die Kriminalserie als neues Genre im deutschen Fernsehen ein. Fälle aus überwiegend Hamburger Polizeiakten wurden im Studio besprochen und zum Teil mit Filmszenen illustriert. Ein Off-Sprecher kommentierte die Szenen, wodurch die Sendung einen dokumentarischen Charakter bekam.
Fünf Jahre später ging die erste Stahlnetz-Folge mit dem Titel "Mordfall Oberhausen" auf Sendung. Die überaus beliebte Serie lief von 1958 bis 1968 in 22 Folgen. Mit Rekordeinschaltquoten von bis zu 64 Prozent war auch die 1967 zum ersten Mal ausgestrahlte Krimi-Quiz-Reihe "Dem Täter auf der Spur" ein Zuschauermagnet: Roland empfing zwei prominente Gäste und zeigte ihnen einen Kriminalfilm. Während Gäste darüber rätselten, wer der Täter ist, gaben Kommissar Bernard (Günther Neutze) und Inspektor Mireux (Günter Stoll) ihre Tipps ab.
Edgar-Wallace-Filme, Tatort, Großstadtrevier
Ende der 50er-Jahre drehte Roland auch Kinostreifen, unter anderem die Edgar-Wallace-Verfilmungen "Der rote Kreis" und "Der grüne Bogenschütze". Zu seinen berühmtesten Produktionen gehört der mehrfach ausgezeichnete Film "Polizeirevier Davidswache" (1965), für dessen Recherche er vier Wochen lang auf dem Polizeirevier der Hamburger Davidwache arbeitete. In den 70er-Jahren moderierte er für kurze Zeit die Aktuelle Schaubude, konzentrierte sich danach aber wieder auf seine Regiekarriere. Es folgten zehn Tatort-Episoden und ab 1986 die Vorabendserie Großstadtrevier im Ersten, die ebenfalls mehrfach preisgekrönt wurde.
2005 erhielt die Serie die Goldene Kamera in der Kategorie "Beste deutsche Kultserie". Das Team widmete die Auszeichnung Jürgen Roland, der 47 Mal Regie führte, Drehbücher schrieb und bisweilen als Statist selbst die Polizeiuniform anzog. Nach langer Krankheit starb der Filmemacher am 21. September 2007 im Alter von 81 Jahren.