Hörspiel
Donnerstag, 26. Dezember 2024, 18:00 bis
20:00 Uhr
Jenseits von Eden. Teil 2
Während Adam und Charles das mit moralischen Zweifeln belastete, monetär aber umso gewichtigere Erbe ihres Vaters Cyrus antreten, springt die Handlung ein paar Jahre zurück: In einer nahegelegenen Provinz in Massachusetts wächst Cathy Ames heran. Ein Monster mit – "als ob die Natur eine Falle verdecken wollte" – dem Gesicht eines Unschuldsengels. Ein Ungetüm, dem nicht nur ein zartbesaiteter Lateinlehrer zum Opfer fallen wird. Eigentlich will sich Cathy nur wie "Alice" in einen Kaninchenbau stehlen, doch die kleinbürgerlichen Familienverhältnisse und die gesellschaftliche Determination als Frau im 19. Jahrhundert sind ihr schlicht zuwider. Rücksichtslos und mit teuflischer Präzision entledigt sich das Mädchen ihrer Eltern, flieht nach Boston und verwischt, fast, alle Spuren.
Die große Serie ist ab dem 20. Dezember in 16 Folgen in der ARD Audiothek verfügbar.
"Cathy war eine Lügnerin, aber sie log nicht wie Kinder im Allgemeinen lügen. Ihre Lügen waren keine Wunschtraumerfüllungen. Cathy log stets absichtsvoll. Ihre Lügen bezweckten entweder, Strafe, Arbeit oder Verantwortung zu entgehen oder einen Vorteil herauszuschlagen. Cathy wurde nicht ertappt, weil sie die wirksamste Methode des Lügens vervollkommnete: Sie blieb so nah bei der Wahrheit, dass man immer im Zweifel war. Oder sie spickte ihre Lügen mit Tatsachen. Oder sie erzählte eine Tatsache so, als ob es eine Lüge sei." Erzähler über Cathy Ames
Cathy heuert bei Mr. Edwards an, einem Zuhälter mit einem verruchten Hofstab ansonsten eher zweitklassiger Huren. Doch auch auf den ersten Blick übermächtig erscheinende Bösewichte wollen nur eins: geliebt werden. Cathy wickelt den hilflosen Tor um den Finger und nimmt ihn aus wie eine zu fette Weihnachtsgans. In einer schwachen Sekunde, unter dem Einfluss von Champagner, erahnt Mr. Edwards den Schwindel und beschließt, Rache an seiner Kurtisane zu nehmen. Von ihrem Zuhälter halb totgeschlagen, irgendwo im nahen Connecticut ausgesetzt und von einer blutigen Narbe auf der Stirn gezeichnet, schleppt sich die Frau auf die Veranda einer Farm. Cathy blickt in die Augen des Mannes, der sie heiraten wird, und noch zuvor in die Augen seines Halbbruders, der sofort das Böse erkennt. Und dann kommt die Hochzeitsnacht.