"Orpheus in der Unterwelt" zu Silvester in der Elbphilharmonie
Das Silvesterkonzert ist eines der Highlights des Jahres in der Elbphilharmonie. Dieses Mal erklingt "Orpheus in der Unterwelt". Diese Musik auf die Bühne zu bringen, ist richtige Frickelarbeit, wie die Probe zeigt.
Das Jahr ist fast zu Ende und das bedeutet für das NDR Elbphilharmonie Orchester immer viel Arbeit. Geprobt wird gerade "Orpheus in der Unterwelt", ein Operetten-Klassiker von Jacques Offenbach. Die Musiker sind nicht alleine, sondern zusammen mit dem NDR Vokalensemble und einigen Solisten auf der Bühne.
Es klingt schon ganz wunderbar. Aber Dirigent Mark Minkowski hat sein Pult verlassen, um sich das Ganze aus der Ferne anzusehen und zu -hören. Er stellt fest: Die Solisten, die während des Singens über die Bühne laufen sollen, trampeln zu laut mit den Füßen. "Solist, your feet are very loud," ruft er. Also nochmal. "Chorus, a little more power", lautet seine darauffolgende Anweisung. Diesmal singt der Chor nicht kräftig genug. Es ist einfach ein Riesenprojekt, das immer sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Da muss wirklich alles sitzen. Tenor Éric Huchet kennt die Liebe zum Detail des Dirigenten schon: "Es ist immer wieder eine Freude, Marc bei diesem Repertoire zu erleben. Wir alle haben schon in ganz unterschiedlichen Stücken mit ihm zusammengearbeitet und fühlen uns bei ihm wie zuhause."
Griechische Sage neu aufgelegt
Es verspricht ein großartiges Silvesterkonzert zu werden. Die Solisten bewegen sich quer über die Bühne, gehen auch in den Publikumsbereich. "Orpheus in der Unterwelt" ist eine Variante der griechischen Sage von Orpheus und Eurydike. Sie ist gestorben, er versucht sie aus der Unterwelt zu befreien.
Man merkt es schon an dem Spaß, den das gesamte Ensemble bei den Proben hat: Ein schweres Drama ist das hier nicht. Es wird gelacht und geschäkert. Denn die Jacques-Offenbach-Variante ist eine Persiflage, eine Parodie auf die Sage. Sänger Marc Mauillon erklärt es so: "Genau das ist das Geniale an Offenbachs Stücken, er nimmt die Mythen und verzerrt sie. Ursprünglich macht sich Orpheus auf die Suche nach Eurydike, weil er durch ihren Tod am Boden zerstört ist. Aber hier freut er sich darüber, weil er sie nicht länger ertragen kann. Dieser Orpheus ist keine tragische Gestalt, sondern ein bisschen lächerlich und komisch."
Herausfordernde Proben bis zum Schluss
Dirigent Marc Minkowski lässt nicht locker. Der Chor habe wundervoll gesungen, aber der Text, der sei nichts, die Konsonanten würden nicht richtig artikuliert: "Sung wonderful. Text nothing. More consonants", kommentiert er. Aber dann: "Bravo!" Das wird sicher auch das Publikum des Silvesterkonzertes rufen.
Die beiden Aufführungen in der Elbphilharmonie sind bereits ausverkauft. Aber Sie können an Silvester dabei sein: NDR Kultur überträgt das Konzert ab 19 Uhr live im Radio. Außerdem können Sie auch den Video-Livestream verfolgen. Zum Text des Librettos von Jacques Offenbach geht es hier.