"Zwei Herren von Real Madrid": Theater über schwule Fußballer
Bislang hat sich noch kein homosexueller Fußballer in Deutschland während seiner aktiven Karriere geoutet. Leo Meiers Theaterstück "Zwei Herren von Real Madrid" handelt von zwei Fußballern, die sich lieben. Am 19. Januar feiert es Premiere in Hannover.
"Ich möchte Ihnen ein Kompliment machen bezüglich Ihrer Augen: Ich mag sie sehr, besonders dann, wenn sie mich ansehen." Bühnenzitat
Ein Stürmer und ein Mittelfeldspieler treffen sich im Wald. Statt mit harten Tritten gegen ein Leder nähern sie sich einander zärtlich. Der eine wärmt dem anderen die frierenden Ohren, schmeichelt ihm mit einem Kompliment. Am Ende folgt ein langer, intensiver Kuss.
Für solche Spielszenen sei Vertrauen wichtig, sagt Alban Mondschein, der einen der beiden Fußballer spielt. Zugleich gehe es um einen anderen Blick auf die Fußballwelt. "Mir ist es wichtig, auszudrücken, dass es zwischen Männern nicht nur Sprüche, Witze und Konkurrenz gibt, sondern dass es durchaus Einfühlsamkeit und Zärtlichkeit gibt", erzählt der Schauspieler. "Dass man sich fragt, ob man sich berühren darf. Dass man vorsichtig ist. Das ist mir sehr wichtig zu erzählen: quasi ein anderes Männlichkeitsbild als im Fußball vorherrscht."
"Zwei Herren von Real Madrid": Abstrakter Möglichkeitsraum
Auch die Musik spiegelt das wider: Statt testosteron-geschwängerter Beats erklingen zuckersüße Melodien. Das reale Geschehen und das, was eigentlich nicht sein darf, finden auf zwei Ebenen statt: Während vorn auf Publikumsniveau die Handlung ihren Lauf nimmt, fallen hinten auf erhöhter Bühne, die wie ein übergroßes Kasperletheater wirkt, die liebenden Männer im sexuellen Rausch übereinander her.
Gedacht ist es als eine Art Fenster der Utopien. "Die Bühne versucht eine Verzahnung von Elementen aus der Fußballwelt. Die Szenerie beginnt aber in einer Waldszene, in etwas Albtraumhaftem, wo der eine Spieler verloren zu gehen droht. Der andere kommt und holt ihn aus dieser Welt zurück in die Zivilisation", erklärt Regisseur Ronny Jakubaschk. "Zwischen Natur und Kultur, zwischen wach und Traum, schönem Traum und Albtraum versuchen wir, einen abstrakten Möglichkeitsraum zu schaffen."
Dem Backlash in Sachen Gleichberechtigung etwas entgegensetzen
"Ich habe eine Frage an die beiden Lovers: Werden Sie den Ball häufiger zu ihrem Lebensabschnittsgefährten spielen?" Bühnenzitat
Am Ende sind wir auf einer Pressekonferenz, wo die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verhandelt werden. Für Regisseur Ronny Jakubaschk ist das Stück auch der Versuch, dem Backlash - also einem Rückschritt - in Sachen Gleichberechtigung Homosexueller, wie er sich in manch osteuropäischem Staat zeigt, etwas entgegenzusetzen.
Nicht nur dort sei der auszumachen: "In wichtigen, gut bezahlten Medienkonzernen, in der Filmwelt, aber eben auch im Sport gibt es eigentlich keine Bewegung oder sogar eine Rückbewegung", sagt Jakubaschk. "Leo Meier schreibt mit seinem Stück ganz utopische Momente, wo sich zwei Liebende von ihrer Umwelt empowert, bestätigt, gemocht fühlen und nicht auf Widerstände stoßen."
Ein spannendes Experiment
Der Autor Leo Meier bittet alle, im Umgang mit diesem Stück zärtlich zu sein. Das hat er seinem Textbuch vorangestellt, sagt Ronny Jakubaschk. Die Bühnenbildner Heiko Kalmbach und Marina Stefan kommen dem in traumhaft utopischer Weise nach. Videoprojektionen tauchen die Szene mal ins Schneetreiben über wogendem Sonnenblumenmeer, dann wieder zeigen sie die Fußballer als erotisch aufgeladene Blumenkinder. Ein spannendes Experiment zum Thema Fußball und zarte Gefühle!
"Zwei Herren von Real Madrid": Theater über schwule Fußballer
Bislang hat sich noch kein homosexueller Fußballer in Deutschland während seiner aktiven Karriere geoutet. Ein Stück in Hannover handelt von zwei Fußballern, die sich lieben.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Ballhof Eins
Ballhofplatz 5
30159 Hannover - Preis:
- ab 18 Euro, ermäßigt ab 5 Euro
- Hinweis:
- Regie: Ronny Jakubaschk
Bühne: Heiko Kalmbach, Marina Stefan
Kostüm: Anne Buffetrille
Musik: Jörg Kunze
Video: Heiko Kalmbach
Dramaturgie: Michael Letmathe
Mit Caroline Junghanns, Max Koch, Alban Mondschein, Sabine Orléans, Tom Scherer