"Trash Island": Irres Musical im Hamburger Schmidts Tivoli
"Trash Island" spielt auf einer Insel aus Plastikmüll. Ein Paradies für Johanna - bis Besuch kommt und sich alles ändert. Das "Musical zum Wegschmeißen" hatte im Schmidts Tivoli in Hamburg Uraufführung.
Die junge Johanna lebt glücklich auf Trash Island umringt von Müll. Johannas Vater ist mit ihr als Baby auf diese Müllinsel mitten im Meer geflüchtet - für sie ein Paradies. Ja, wenn man nichts anderes kennt, dann ist Plastik ein Traum! Johanna lebt auf Plastikmüll, trägt bis zur Unterwäsche selbstkreierte Plastikklamotten und liebt es. Sie singt: "Marmor, Stein und Eisen bricht - Plastik hält! Glatt, flexibel, kaum Gewicht - Plastik hält!"
Günstiges Bühnenbild aus gesammeltem Müll
Das "Musical zum Wegschmeißen", so der Untertitel, sollte eigentlich schon vor vier Jahren auf die Bühne, doch dann kam Corona und es wurde verschoben. Die Zuschauerinnen und Zuschauer blicken beim Reinkommen fasziniert auf die Bühne im Schmidtchen: Bis auf eine relativ kleine, schräg nach oben gehende Minibühne auf der Bühne ist der Rest komplett vollgemüllt. Ein recht günstiges Bühnenbild, da alles aus Eigenproduktion besteht, wie die Chefin des Schmidt Tivoli Tessa Aust schmunzelnd verrät. "Unser Bühnenbild ist quasi recycelter Müll! Wir haben alle fleißig gesammelt, dass so ein schönes, buntes Müllbühnenbild entstehen kann."
Potpourri aus Zitaten
Johanna lebt zufrieden in ihrem Müllparadies zusammen mit Papa Freddy und dem Jungen Friday, dessen Herkunft mysteriös ist: "Du wurdest in einem großen Paket angespült, auf dem eine 13 stand und das an eine Frau adressiert war namens Frau Mahlzeit! Frau Mahlzahn!"
Die Ankunft des jungen Weltenretter-Müllbeseitigungs-Influencers Felix stellt die Plastikidylle auf den Kopf. In Hemd mit Schlips und gelber, kurzer Hose kommt er auf einer Art Tretboot daher. Dabei filmt er mit seinem Smartphone am Selfiestick, damit seinen Fans auch nichts entgeht: "So, liebe Follower, gleich entere ich die dirty zone und dann startet das Projekt 'clean world'".
Durchgeknallte Geschichte im Plastikmeer
Sprechende, aus dem Müllmeer gefischte Barbiepuppen und Diddl-Mäuse, Liebe - zwischen der Plastikprinzessin und dem Weltverbesserer, ein lügender Vater, der doch nur das Beste will - hört sich genauso durchgeknallt an, wie das ganze Musical auch ist.
Beim Publikum kommt das überwiegend gut an. "War sehr unterhaltsam, war toll", sagt eine Besucherin. Einem Besucher gefällt, dass es um ein aktuelles Thema geht. "Unsere Zivilisation, die schwimmt ja zwischen den Philippinen und Indonesien und am Senegal vorbei", gibt er zu bedenken. "Man versteht nicht so ganz, ob es einen großen Sinn gibt", sagt eine skeptische Stimme. Und es gibt Lob. "Ich finde, es hat im zweiten Akt noch mal ein bisschen Fahrt aufgenommen, weil dann sehr viel Komik reinkam und es sehr lustig war!"
Bekloppter Bio-Kapitän trifft Plastikprinzessin
Stimmt! Im zweiten Teil erreicht ein Öko-Kreuzschiff Trash Island - diese Szenen sind das Highlight des Stückes! Der bekloppte Bio-Kapitän kredenzt der überraschten Plastikprinzessin ihre erste Kartoffel - und kernige Sprüche gleich dazu.
- Die Schale kann man mitessen, is Bio!
- Es hat eine Schale! Warum ist die denn so braun?
- Naja, kommt aus Sachsen.
Bühnenzitat
Zu dritt rocken Kathrin Finja Meier, Patrik Cieslik und Markus Schöttl in vielen Rollen die Bühne. Trash Island ist bunt, chaotisch und schrill und fühlt sich ein bisschen wie ein Kinderstück an. Es soll zum Nachdenken über Nachhaltigkeit anregen - vielleicht schafft es das auch hin und wieder. In erster Linie aber ist es ein ziemlich irres Unterhaltungsstück.
"Trash Island": Irres Musical im Hamburger Schmidts Tivoli
Das "Musical zum Wegschmeißen" spielt auf einer Insel aus Plastikmüll. Ein Paradies für die Protagonistin Johanna - bis Besuch kommt.
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Schmidts Tivoli
Spielbudenplatz 27-28
20359 Hamburg