von Jutta Przygoda

Das Theater hat am Wochenende in Wilhelmshaven Premiere gefeiert. Es ist eine Bühnenversion, die 2019 am Broadway uraufgeführt wurde. Darin verkleidet sich ein bislang erfolgloser Schauspieler als Frau und plötzlich geht es mit seiner Karriere steil durch die Decke - genau wie im Film "Tootsie" von 1982 mit Dustin Hoffmann in der Hauptrolle.

"Tootsie": Mann schlüpft in Frauenrolle und verliebt sich

Julie: "Die Show wird fantastisch - und dass nur deinetwegen!" Dorothy: "Unseretwegen!" Julie: "All das ist so viel besser geworden, als ich mir vorstellen konnte! Ich liebe dich, Dorothy!" Dorothy: "Und ich liebe dich!"

Die beiden Hauptdarstellerinnen sind ineinander verliebt. Dumm nur, dass Julie nicht weiß, dass Dorothy eigentlich ein Mann ist. Damit ist das Chaos in diesem turbulenten, temporeichen Musical, das auf dem Broadway in New York spielt, perfekt! Aus dem Schauspieler Michael Dorsey ist Dorothy Michaels geworden. Rollentausch mit Nebenwirkungen. Denn diese Dorothy ist eine Naturgewalt. Eine Frau mittleren Alters, die weiß, was sie will.

Wir kämpfen gegen unsere Ängste an, um durch diese Tür zu treten. Und ich finde, das verdient ein klein wenig Aufmerksamkeit!

Eine Paraderolle für Michael Dorsey, der sich als Dorothy sofort mit dem arroganten Regisseur anlegt. Dieser nennt sie respektlos "Tootsie", Schätzchen, sein Sammelbegriff für alle Schauspielerinnen, was Dorothy sich umgehend verbittet.

Regisseur: "Kenne ich Sie, Tootsie?" Dorothy: "Nicht gut genug, um mich Tootsie zu nennen!"

Handlung weicht von Filmvorlage mit Dustin Hoffmann ab

Fehmi Göklü in der Rolle der Dorothy Michaels.

Die Handlung des Musicals weicht deutlich von der Filmvorlage von 1982 mit Schauspieler Dustin Hoffmann ab. Dort wurde noch eine Hauptdarstellerin für eine Klinikserie gesucht. Hier ist es dagegen die Amme in Romeo und Julia. Intendant der Landesbühne, Olaf Strieb, führt selbst Regie und auch er hat mit seinem Hauptdarsteller eine perfekte Wahl getroffen. "Fehmi Göklü, wir kennen uns seit ganz vielen Jahren von den Gandersheimer-Domfestspielen. Nicht nur ein Schatz auf der Bühne, sondern auch hinter der Bühne - ein Wahnsinns-Musical-Darsteller mit einer irren Stimmbandbreite. Er kann tanzen, singen, spielen, ist ein Erzkomödiant und die Idealbesetzung dafür."

Zweieinhalbstündiger Bilderrausch mit grandioser Musik und Tanz.

Nicht nur der Hauptdarsteller ist brillant, auch die Nebenrollen, wie etwa Jeff, Michaels Freund und Mitbewohner, oder seine Ex-Freundin, die glücklose Sally. Sie kommt verkleidet - wie einst Madonna - in schwarzer Spitze daher. Ausstatterin Cornelia Brey hat ganze Arbeit geleistet. Bei der Bühne, die mit nur wenigen Kulissen New York erscheinen lässt und mit diesen fantastischen Kostümen und Frisuren. Schon die Anproben seien urkomisch für alle gewesen, erzählt sie: "Wir haben auch geschrien: Männer mit Mini-Pli-Perücken und die berühmten Vokuhilas, also wir lassen da auch nix aus."

"Tootsie": Zeitreise in die 1980er-Jahre

New Wave, Joan Collins und Kim Basinger lassen ebenfalls grüßen, sagt sie, und das stimmt! Dieses Musical ist eine Zeitreise in die 1980er-Jahre, ein Genuss für die Sinne, ein Zurücklehnen in eine Zeit, in der Geschlechterrollen auf den Prüfstand kamen. Es ist verblüffend, wie viele Personen hier auftauchen, sagt Dramaturg Marcel Krohn. Auf der Nebenbühne sei bei den ständigen Kostümwechseln richtig Gedränge. "Es sind wirklich unglaublich viele Figuren, die von einem relativ überschaubaren Ensemble dargestellt werden. Man hat den Eindruck, da sind vielleicht 40 - 50 Menschen auf der Bühne."

"Tootsie" an der Landesbühne Nord ist ein Muss für alle Musical-Fans. Männer im Fummel gehen immer, sagt Intendant Strieb, aber hier gibt es wirklich gute Gründe dafür, denn das Zusehen macht einfach Spaß und gute Laune. "Tootsie" kommt ins gesamte Spielgebiet der Landesbühne Nord, unter anderem nach Vechta, Norden und Jever.

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