Neues Theater in alten Gemäuern: Operation Wolf Haul präsentiert "Geister"
Ein alter Platz für die neue Form der theatralen Erinnerung: In den Hainhölzer Höfen im Norden Hannovers kann man Geschichten über Verwandte, die durch die Familie geistern, in einer "theatralen Hausbegehung" begegnen. Eine Art Theatertherapie?
Maraia Jakimov sitzt an einem lang gezogenen Tisch in einer alten, geräumigen Produktionshalle und flüstert dem nächsten neben sich etwas über ein Geheimnis ihrer Familie ins Ohr. Wie beim Spiel "Stille Post" verändert sich die Erzählung mit jedem, der sie weitergibt.
Dabei könnte sie viel über sich selbst erfahren, sagt das Ensemblemitglied, wenn sie das, was geflüstert wird, offen besprechen könnte: "Oft werden diese Geheimnisse verschwiegen, vielleicht zum Schutz oder vielleicht aus Angst oder aus irgendwelchen anderen Gründen. Trotzdem kommen diese Geister zu irgendeinem Zeitpunkt bei uns an und man fängt an, sich damit zu beschäftigen.
Persönliche Geschichten der Ensemblemitglieder
Das Theaterkollektiv Operation Wolf Haul will die Geister greifbar machen. Natalie Köhler hat einen Umzugskarton mit Dingen gefüllt, die mit einem Familienmitglied zu tun haben, über das stets geschwiegen wurde: "Da gibt es eine Backform. Ich habe herausgefunden, dass mein Urgroßvater Bäcker war. Deswegen habe ich von meiner Großcousine eine Backform bekommen. Was ist noch drin? Ah ja, das ist ein Buch von der KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg. Das habe ich auch bekommen und habe es da rein getan, weil das der Ort war, an dem mein Urgroßvater 1944 gestorben ist."
Theatertherapie in einem sicheren Raum
"Eine theatrale Hausbegehung" lautet der Untertitel des Theaterprojekts. Zu den Klängen eines Klaviers, das durch den Raum geschoben wird, betritt das Publikum aufgeteilt in Grüppchen weitere Räume, die an ein Wohnzimmer oder einen Keller erinnern. Nicht nur die Ensemblemitglieder erzählen ihre Geschichten, auch das Publikum bekommt Raum, von seinen Geistern zu erzählen. Ist das Theatertherapie?
Ensemblemitglied Volker Bürger erklärt: "Für uns ist es wichtig, dass die Leute sich sicher und wohlfühlen. Wir wissen, dass das eine heikle Sache ist, Menschen zu involvieren. Ich finde immer, wir haben einen Vorsprung. Das ist wie ein Machtvorsprung, den wir haben, weil wir geprobt haben. Wir kennen den Ort und deswegen wollen wir sehr sensibel damit umgehen. Wir laden die Leute ein und eröffnen ihnen die Möglichkeit, wenn sie sich wohlfühlen, auch etwas von sich zu erzählen."
Hainhölzer Höfe bieten Raum für Experimentelles
Verwitterte Holzbalken, vergilbte Fensterscheiben, rostige Arbeiter-Spinde - die alte Produktionshalle in den Hainhölzer Höfen wird zum Erinnerungsraum. Wo früher Zimmermänner schufteten und Tribünen gebaut wurden, bietet Fotograf und Investor Olaf Hauschulz heute Platz für Experimentelles: "Es braucht Raum für Ideen, also dass man einen Rahmen, den man mit Ideen füllen kann, und einen Freiraum hat. Wenn das alles nur etablierte, feste Orte sind, geht ganz viel Lebendigkeit verloren. Deswegen glaube ich, dass richtig neue Sachen Platz brauchen."
Der alte Platz für die neue Form der theatralen Erinnerung: Ein Konzept, das mit der entspannten Begegnung enden soll. An der langen Tafel wird das Publikum am Ende wieder zusammenkommen; es können sich Gespräch entwickeln. Ob sich die Geister einfangen lassen werden, wird sich zeigen.
Neues Theater in alten Gemäuern: Operation Wolf Haul präsentiert "Geister"
Das Theaterkollektiv Operation Wolf Haul will in einer "theatralen Hausbegehung" die Geister greifbar machen, die es in jeder Familie gibt. Ist das Theatertherapie?
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Hainhölzer Höfe
Helmkestraße 5b
30165 Hannover
- Kartenverkauf:
- Tickets über geister@wolfhaul.de
- Hinweis:
- Ein Projekt von Volker Bürger, Sebastian Jakob Doppelbauer, Maraia Jakimov, Natalie Köhler & mit Vanessa Maria Sgarra und Juri Kudlatsch.