"Die Hundekot-Attacke": Mockumentary am Theaterhaus Jena
Die Debatten rund um die Hundekot-Attacke von Marco Goecke auf Wiebke Hüster, eine Kritikerin der FAZ, verarbeitet das Theaterhaus Jena nun auf der Bühne - als Dokumentation mit fiktiven Elementen.
DasTheaterhaus Jena- ein Stadttheater der etwas anderen Art: Alle paar Jahre wechseln hier künstlerische Leitung und Ensemble. Klassisches Repertoire kommt - trotz der Nähe zu Weimar - nicht auf die Bühne. Stattdessen gibt es Stückentwicklungen aus aktuellen, die Menschen gerade bewegenden Themen.
Die Suche nach einer Thematik
In die Suche nach dem Stoff für diese Inszenierung ist der Zuschauer gleich zu Beginn involviert: Vier Schauspielerinnen und zwei Schauspieler lesen auf der Bühne aus ihren zuvor geschriebenen E-Mails vor:
"Ich habe eine mega gute Idee für unser Ensemblestück. Ich habe gerade auf DLF Kultur eine Sendung über Kunstkritik gehört." Bühnenzitat
Pina wirft die Idee in die Runde:
"Ich finde vor allem spannend, wie die Gesellschaft damit umgeht. Die Fragen, inwiefern man Werk und Autor trennen kann - und ob es als Angriff auf die Pressefreiheit gesehen werden kann. Ich bin da ziemlich zwiegespalten." Bühnenzitat
Leon reagiert:
"Ich erinnere mich vor allem daran, dass damals nach kürzester Zeit wieder jeder wusste, was darüber zu denken ist. Ein stressiges Smalltalk-Thema auf Social Media und Premierenfeiern. Ich habe das Gefühl, alles ist dazu gesagt. Liebe Grüße, Leon."
"Schaden kann das nicht, nochmal gesehen zu werden. Besonders im Hinblick darauf, dass wir alle in der nächsten Spielzeit arbeitslos sein werden."
Bühnenzitat
"Die Hundekot-Attacke" garantiert überregionale Aufmerksamkeit
Die Diskussion nimmt Fahrt auf, Meinungen prallen aufeinander: Ein Stoff, der überregionale Aufmerksamkeit garantiert, soll es sein, dazu der persönliche Umgang mit Kritik, die eigene drohende Arbeitslosigkeit - alles spielt rein. Das macht es spannend für Regisseur Walter Bart vom niederländischen Theaterkollektiv "Wunderbaum", das seit fünf Jahren am Theaterhaus arbeitet: "Sehr oft, wenn man denkt, dass es eigentlich keine gute Idee ist, darüber eine Vorstellung zu machen, ist es vielleicht doch eine gute Idee. Wir hatten auch ein bisschen Angst vor dem Thema. Aber dann dachte ich: Wenn wir Angst davor haben, dann ist es gut, dann sollten wir es machen."
So hat das Ensemble aus den vorangestellten Diskussionen, ob und wie mit der Hundekot-Attacke umzugehen ist, ein Stück im Stück entwickelt. Weil es um einen Vorfall in der Tanzwelt geht, spielt auch ein eigens engagierter Choreograf eine Rolle, erzählt Bart: "Wir versuchen die Themen, die im ersten Teil mit Wörtern beschrieben werden, mit Tanz auszudrücken. Es gibt mehrere Tänze, in denen die Emotionen aus dem ersten Teil wiederkommen."
Theaterhaus Jena: Frech und klug - ganz ohne Kot und Dackel
Walter Bart versteht seine Inszenierung als eine Art Mockumentary, eine Dokumentation mit fiktiven Elementen, die viele Fragen aufwirft, meint Dramaturgin Hannah Baumann: "Was eine große Rolle spielt in der Inszenierung, sind Clickbaiting und Mediendynamiken. Die hängen sich natürlich an diesem Fall auch sehr gut auf. Und die Frage, wie diese Mediendynamiken Aufmerksamkeit steuern, auch im Kunstkontext."
Aufmerksamkeit ist dem Theaterhaus schon gewiss - die beschriebene Mediendynamik ist in Gang gesetzt. So hat das kleine Ensemble die Chance, allen zu zeigen, wie freches, kluges Theater funktioniert - ganz ohne Kot und Dackel. Die Uraufführung ist ausverkauft. Bis Ende November stehen vier weitere Termine auf dem Spielplan.
"Die Hundekot-Attacke": Mockumentary am Theaterhaus Jena
Die Debatten rund um die Attacke von Marco Goecke auf Wiebke Hüster - auf der Bühne als Dokumentation mit fiktiven Elementen.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Theaterhaus Jena
Schillergässchen 1
07745 Jena - Preis:
- ab 9 Euro