Neubrandenburg / Neustrelitz: Theatergesellschaft fehlen 7 Millionen
Durch Tarifsteigerungen und Inflation sind die Kosten für Theater gestiegen. Besonders kritisch ist die finanzielle Situation bei der Theater- und Orchestergesellschaft Neubrandenburg/Neustrelitz. Auch andere Häuser in Mecklenburg-Vorpommern kämpfen.
"Bis ins Jahr 2028 fehlen uns sieben Millionen Euro", sagt der Kaufmännische Geschäftsführer Malte Bähr. "Wenn wir das pro Jahr rechnen, sind das zwischen anderthalb und zwei Millionen Euro, die uns fehlen." Für den Kaufmännischen Geschäftsführer Malte Bähr ist das Einsparpotenzial überschaubar: "Wenn wir mal schauen, was wir an variablen Kosten haben, also was wir produktionsspezifisch ausgeben: Im Wirtschaftsplan könnte man das nachschauen - für 2025 stehen da 2,4 Millionen Euro drin. Wenn man jetzt aus diesem Topf, den wir variabel einsetzen, das alles kürzen müsste, dann blieben von diesen 2,4 Millionen nur noch einige hunderttausend Euro übrig."
Bettina Martin will Existenz sichern
Von Kulturministerin Bettina Martin gibt es derzeit noch keine Entwarnung, aber Ankündigungen: "Die Theater- und Orchestergesellschaft Neubrandenburg/Neustrelitz hat uns signalisiert, dass sie schon in diesem Jahr in finanzielle Schwierigkeiten kommen wird. Wir schauen, wo der wirklich absolut notwendige Bedarf ist. Ich kann Ihnen versprechen, dass es für uns auch ein wichtiges Ziel ist, dieses Theater nicht in solche Schwierigkeiten geraten zu lassen, dass die Existenz bedroht ist."
An anderen Theatern sieht es ähnlich aus
Der Intendant des Rostocker Volkstheaters, Ralph Reichel, sagt für sein Haus: "Der Theaterpakt geht von einer jährlichen Dynamisierung von 2,5 Prozent aus. Und wir hatten ein, zwei Jahre Inflation und Steigerung des Mindestlohnes, die deutlich über 2,5 Prozent gelegen haben. Das stellt uns vor gravierende Herausforderungen. Aber jetzt nicht in den nächsten zwei Jahren." Der Theaterpakt wurde 2018 von der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern, den Trägern der Mehrspartentheater und der Intendanten geschlossen. Der Pakt sieht vor, dass ab 2019 bis zum Jahr 2028 der Gesamtzuschuss an die Mehrspartentheater jährlich jeweils um 2,5 Prozent erhöht wird.
Auch der Generalintendant des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, Hans-Georg Wegner, weiß um die finanziellen Sorgen seiner Bühne: "Wir haben es in den letzten zwei Jahren mit enormen Steigerungen zu tun. Die Frage ist: Wo nehmen wir das her? Da handelt es sich um Prozentzahlen, die wir im laufenden Spielbetrieb nicht einsparen können."
Gründe: Inflation und Tarifsteigerungen
Kulturministerin Bettina Martin sagt, sie kenne die Sorgen und die teile diese auch: "Wir haben eine Situation, wo wir einen Theaterpakt gemacht haben in einer Zeit, wo es eine ganz andere finanzielle Situation war. Wir haben inzwischen mehrere Krisen hinter uns und sind noch mittendrin, wir haben Inflation. Wir haben aber auch Tarifsteigerung, gerade im Bühnenbereich in unglaublichen Höhen. Das gönne ich jedem Künstler und jeder Künstlerin von Herzen. Aber die Kosten sind einfach unglaublich gestiegen." Zugleich betont die SPD-Politikerin: "Dieser Landeshaushalt hat nicht so viel Geld übrig, dass wir uns einfach hinsetzen und sagen können, es ist alles kein Problem. Wir müssen alle miteinander einen Sparhaushalt fahren. Wir haben unglaublich Druck. Insofern ist es schlicht nicht möglich, zu sagen: Ich lege einfach etwas obendrauf. Dieses Geld hat das Land im Moment nicht."
Es geht um einen Sockel, keine Neuverhandlung des Pakts
Es heißt, alle Beteiligten sind in Kontakt, die Gespräche laufen, allerdings gibt es bislang kein befriedigendes Ergebnis. Ein Vorschlag kommt vom Rostocker Theaterintendanten Ralph Reichel: "Der Theaterpakt ist zu einem Zeitpunkt beschlossen worden, wo wir alle dachten, dass es ein Riesenschritt nach vorne ist. Keiner wusste oder ahnte, dass diese Inflation kommt. Es fehlt jetzt sozusagen ein Sockelsprung. Im weiteren Verlauf würden wieder diese 2,5 Prozent reichen. Wir hatten nur einen Sprung zwischendurch, der sich nicht so einfach ausgleichen lässt. Es geht wirklich um einen Sockel, nicht um ein Wiederaufmachen des Theaterpakts. Das sehe ich nicht."
