Elbphilharmonie: Mieskuoro Huutajat - der schreiende Männerchor
Eingeladen wurde der finnische Schreichor von André Heller, der das diesjährige Reflektor Festival in der Elbphilharmonie gestaltet. Den zweiten Teil des Abends bestritten die Frauen des bulgarischen Angelite Chors.
Das ist schon ziemlich irre! 30 finnische Mannsbilder in überwiegend deutlich zu knappen schwarzen Anzügen mit Krawatten aus ollem Gummi stehen breitbeinig im Halbkreis und brüllen was das Zeug hält. Mieskuoro Huutajat - der schreiende Männerchor, so nennen sie sich. Ihr Dirigent Petri Sirviö schwingt statt eines Taktstocks einen Trommelschlegel wild durch die Luft und kündigt trocken die Lieder an. Zum Beispiel Schlaflieder für Kinder aus Island, natürlich finnisch interpretiert.
Publikum ist begeistert
Finnland, ein Land, das in den Wintermonaten sehr dunkel ist und in dem die Entspannungstechnik Kalsarikännit betrieben wird. Das bedeutet ungefähr: sich alleine zu Hause in Unterwäsche betrinken. Wo, wenn nicht dort kommt man auf die Idee zu einem Schreichor? Das überwiegend total begeisterte Publikum findet das einfach: finnisch!
Mehrstimmige Einsätze sind absolut präzise
Mieskuoro Huutajat macht vor nichts Halt: Ob Volkslieder, Nationalhymnen – in Originalsprache wohlbemerkt – oder die „Schöne blaue Donau“ von Richard Strauss - mit zackiger Disziplin kann man eigentlich alles brüllen. Seit 35 Jahren grölen sich die Kerle durch die Konzerthäuser der Welt und nehmen Alben auf. Und auch, wenn das lustig und skurril daherkommt: Die mehrstimmigen Einsätze sind absolut präzise, teilweise in enorm schnellem Rhythmus exakt getimed. Und: Anstrengend ist das mit Sicherheit auch - das sieht man an den roten Köpfen.
Angelite Chor aus Bulgarien als Kontrastprogramm
Nach den brüllenden Männern in schwarzen Anzügen schweben die in bunte Trachten gekleideten Frauen des bulgarischen Angelite Chors auf die Bühne - das Kontrastprogramm! Wilde nordische Kerle und südeuropäische, engelsgleiche Frauenstimmen - der Abend ist einfach hinreißend!