Eine Frau wird von anderen umringt © Peter van Heesen Foto: Peter van Heesen

Theater Vorpommern: Große Produktionen ohne Großes Haus?

Stand: 25.04.2023 11:11 Uhr

Seit dem vergangenem Sommer gibt es in Greifswald kein Theater, weil das Große Haus saniert wird. Jetzt hat die Theaterleitung eine Idee für eine Übergangsspielstätte vorgestellt: den Kaisersaal in der Stadthalle.

von Susann Moll

Große Produktionen wie Benjamin Brittens Sommernachtstraum können in Greifswald derzeit nicht gezeigt werden. Das soll sich nun ändern. Als Ersatzspielstätte für das Große Haus soll die Stadthalle umgebaut werden. Für den technischen Direktor Christof Schaaf sind die Planungen dafür eine echte Herausforderung. "Wichtig war, dass wir auch natürlich eine bestimmte Anzahl von Zuschauerplätzen zur Verfügung stellen können - ohne an Szenenfläche zu verlieren." Die Größe der Bühne müsse mit der in Stralsund übereinstimmen, betont Schaaf. "Sonst funktioniert unser System nicht, das wir Stücke in beiden Städten, in beiden Theatern aufführen können. Das ist quasi die Quadratur des Kreises."

Wie Schwalbennester: "Wir kleben uns in die Ecken"

Geplant ist, den Kaisersaal der Stadthalle zu einem multifunktionalen Theaterraum zu machen, in dem alle vier Sparten spielen können. Dort wo jetzt die Bühne ist, soll eine Zuschauertribüne stehen. Mit weiteren Stühlen kann das Platzangebot dann noch aufgestockt werden - für bis zu 400 Besucher. Oben auf auf der Galerie kann nach dem Umbau aber niemand mehr sitzen, so Schaaf: "Hier werden auf der einen Seite kleine Garderoben entstehen. Auf Treppenabsätzen entstehen zum Beispiel kleine Requisitenräume. Aus einem Maskenraum wird dann ein Duschraum, deshalb muss für die Maske wieder eine andere Örtlichkeit gefunden werden." Schaaf vergleicht das mit einem Schwalbennest. "Wir kleben uns überall in die kleinsten Ecken rein und hoffen, dass wir mit den Ämtern zusammen eine Sondergenehmigung bekommen."

Schwarzer Fußboden trotz Denkmalschutz?

Das ist die nächste Herausforderung: Die Ideen der Theaterleute müssen auch noch mit einigen Behörden abgestimmt werden. Zum Beispiel muss der Fußboden im Kaisersaal schwarz gestrichen werden, weil es sonst Probleme bei der Beleuchtung gibt - das wiederum muss aber vom Denkmalschutz genehmigt werden, da die Stadthalle unter Schutz steht.

Geschätzte Umbaukosten: 200.000 Euro

Eine Frau wischt den Boden. Ein Mann mit blutverschmierten Händen stützt sich darauf ab. © Peter van Heesen Foto: Peter van Heesen
Im Moment können nur kleine Produktionen, wie "Orfeo ed Euridice" in der Stadthalle Greifswald gespielt werden.

Alles in allem schätzt die Theaterleitung die Kosten für den Umbau auf etwa 200.000 Euro. Geld, das das Theater Vorpommern aus dem laufenden Haushalt nehmen muss und das dann an anderer Stelle fehlt, sagt Intendant Ralf Dörnen. "Wir sparen im Moment überall, wo es nur geht, beispielweise bei Programmheften, bei Produktionen und sehr viel bei Gästen. Wir fahren dann zum Beispiel bei Sinfoniekonzerten die Besetzung runter. Man spielt keine großen Dinge mehr für ein Jahr, sondern eher die kleineren Konzerte, in denen nicht so viele extra Musiker benötigt werden."

Vier-Sparten-Theater im Kaisersaal in Greifswald

Unterstützung bekommen sie vom Förderverein, verspricht die Vorsitzende Renate Schönebeck. Zunächst einmal werde der Verein das Publikum darüber informieren, dass es überhaupt wieder Theater gibt. "Die Theatergäste können sich darauf freuen, dass in der nächsten Spielzeit auch wieder vier Sparten-Angebote gemacht werden. Außerdem möchten wir natürlich auch möglichst viel Geld sammeln. Jeder Euro, den wir einnehmen und ans Theater weiterleiten können, eröffnet dem Theater natürlich mehr Möglichkeiten, auf die eine oder andere Sparmaßnahme eventuell zu verzichten oder sie nicht so groß ausfallen zu lassen."

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"Spielbetrieb darf nicht lange ruhen"

Die Option, den Spielbetrieb in Greifswald für mindestens drei Jahre ruhen zu lassen - denn so lange wird die Sanierung des Stadttheaters dauern, eher noch länger - gibt es für die Theaterleitung nicht, sagt der Kaufmännische Direktor Peter von Slooten. "Dieses Theater basiert auf drei Spielstätten. Wir haben zwei große Spielstätten, in Stralsund und Greifswald, und eine kleine Spielstätte in Putbus." Haus und Personal seien auf zwei große Theater ausgerichtet. "Wenn wir jetzt ein großes Haus nämlich in Greifswald nicht mehr bespielen würden - also in Form der Interims-Spielstätte - dann wären wir nicht in der Lage nach Fertigstellung des Theatergebäudes in Greifswald, dieses große Haus wieder adäquat zu bespielen."

Große Eröffnungsshow in Stadthalle am 16. September?

Das Theater Vorpommern möchte außerdem das Publikum in Greifswald nicht für mehrere Jahre unversorgt lassen. Auch wenn es sportlich ist, plant Intendant Ralf Dörnen für den 16. September eine große Eröffnungsshow - im neuen Theaterraum in der Greifswalder Stadthalle.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Kulturjournal | 24.04.2023 | 19:10 Uhr

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