Preiswürdige Satire: "Göttinger Elch" geht an Rainald Grebe
Der Liedermacher und Kabarettist erhielt am Sonntag den, so die Stadt Göttingen, einzigen deutschen Preis für Satire. Seit 1997 wird der "Göttinger Elch" jährlich an Personen mit "satirischer Mehrfachbegabung" verliehen.
Rainald Grebe besingt das Familienleben in Westdeutschland in den 80er Jahren mit knappen Worten: "Unsere Eltern haben uns mit Hanuta beworfen, unsere Nachbarn mit Niveacreme. Es hat uns an nichts gefehlt, aber genau das war das Problem. Im Fernsehen war ein Mann mit einem goldenen Colt. Es ging uns allen Gold, es ging uns allen Gold."
Rainald Grebe ist Autor, Dramaturg, Regisseur, Schauspieler, Comedian, Komponist, Liedersänger, Obstbauer. So jedenfalls steht es in der Selbstbeschreibung des Multitalents auf seiner Webseite. Die Ausbildung an der Ernst-Busch Schauspielschule hat der 51-Jährige einst mit dem Puppenspieler-Diplom beendet. Danach arbeitete er als Dramaturg und Schauspieler. Bekannt ist er den meisten Menschen inzwischen als Kabarettist und satirischer Liedermacher.
"Brandenburg" größter Hit in Konzerten
"Es gibt Länder, wo was los ist. Es gibt Länder, wo richtig was los ist und es gibt Brandenburg, Brandenburg." singt er im Konzert. Rainald Grebe hat auch Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt besungen. Der Song "Brandenburg" ist sein größter Hit und regelmäßige Zugabe in Konzerten. Dürfen wir auf Niedersachsen oder Schleswig-Holstein hoffen? "Es kommen keine Hymnen mehr für irgendwelche anderen Länder. Ich bin durch. Das Ding ist vom Tisch, die Kuh ist vom Eis."
Rainald Grebe geht nicht nur in seinen Bühnenshows und Songtexten dahin, wo es weh tut. Auch persönliche Dinge teilt er sehr offen. Er hat 2014 die Diagnose bekommen, an Vaskulitis erkrankt zu sein. Fast ein Dutzend Schlaganfälle haben ihn immer wieder in die Knie gezwungen. Nun geht Rainald Grebe, zur Freude seiner großen Fangemeinde, wieder auf Tour mit seiner Band, der "Kapelle der Versöhnung". Es gehe ihm ganz gut, sagt er: "Ich bin ein Jahr ohne Schlaganfälle. Ich erhole mich und hoffe, dass jetzt der Frühling kommt und ich weiter gesund werde."
Preisgeld im Wert von 99 Dosen Rahmsüppchen
Grebe wird von seinen Fans geliebt für seine lakonischen Beobachtungen des Lebens, seine ehrlichen Worte, die selbst Beschreibungen größter Tristesse mit einem Lachen enden lassen. Die Verleihung des "Göttinger Elches", mit dem vor Rainald Grebe auch schon Künstler wie Max Goldt, Helge Schneider und Harry Rowohlt ausgezeichnet wurden, ist ein guter Start für einen Neuanfang. "Ein Lebenswerk satirischer Provenienz und/oder eine satirische Mehrfachbegabung" werden mit 3.333,33 Euro, ehemals 99 Dosen "Original Göttinger Elch-Rahmsüppchen" belohnt. Über den Preis freut er sich sehr: "Ich bin jetzt ein alter Herr. Die Preise, die ich vor 20 Jahren bekommen habe, das waren Nachwuchspreise. Und jetzt plötzlich so ein Preis für das Alterswerk. Das ist schon etwas Besonderes."
Zwei Wochen auf Deutschlandtour
Und mit dieser Anerkennung im Rücken tourt Rainald Grebe die kommenden zwei Wochen durch Deutschland. Wahrscheinlich eher kein Urlaub, aber hoffentlich viel Inspiration für das Multitalent satirischer Gesellschaftsbeobachtung.