Neue Theaterwerkstätten für das Staatstheater Hannover
Das Staatstheater Hannover präsentiert die neuen Werkstätten für das Schauspiel und die Staatsoper, zwei der modernsten Theaterwerkstätten im deutschsprachigen Raum.
Holzlatte einlegen, Länge und Form auf einem Bildschirm eingeben, schon beginnt die neue Maschine im über tausend Quadratmeter großen Maschinenraum der Tischlerei ihr vollautomatisches Werk. Fräsen und kappen - was früher Kollegen mit Handmaschinen ausführten, gehe jetzt per Knopfdruck, sagt der Leiter der Theaterwerkstätten des Staatstheaters Hannover, Nils Hojer: "Insbesondere im Holzbereich, also in der Tischlerei, arbeiten wir jetzt mit digitalen Werkzeugmaschinen. Die können Platten bearbeiten und in freien Formen fräsen und Latten bearbeiten und montagefähig fertig vorbereiten, sodass wir Formen und Bauweisen realisieren können, die wir bisher nicht bauen konnten, und, wenn wir diese Prozesse gut strukturiert haben, wesentlich schneller werden."
Bühnenbilder können schon in Werkstatt zusammengesetzt werden
Schneller dürfte es auch gehen, ein Bühnenbild zusammenzusetzen. Herzstück der neuen Werkstätten ist die Montagehalle, die so groß ist wie die größte Bühne der Staatstheater Hannover. Statt Bühnenbilder in ihren Einzelteilen in die Spielstätten zu fahren und sie dort zusammenzusetzen, wird schon in der Werkstatt geprobt, ob alles passt. Einen Eindruck wie aus dem ersten oder zweiten Rang erhält, wer im Treppenhaus daneben die erste oder zweite Etage erklimmt.
Auch die Außenfassade habe mit Theater zu tun, sagt Michael Ronczka vom Architekturbüro Architekten BKSP aus Hannover: "Die Fassade wurde mit einem Trapezblech gestaltet. Dieses Trapezblech ist rhythmisierend angeordnet worden. Man erkennt darin einen Theatervorhang. Zusätzlich bilden die quadratischen Fensteröffnungen in unterschiedlichen Größen wunderbare Ausblicke und Einblicke - und damit spielerisch eigene Bühnen."
Mehr Austausch zwischen Schauspielern und Werkstatt
Modern wirken die unregelmäßig verteilten Fensterquadrate mit schwarzen Rahmen auf der silbern glänzenden Außenfassade, schlicht und elegant die Glasfassaden im Innenhof des Verwaltungsgebäudes. Mehr Transparenz soll der Umzug nach Bornum aber auch bieten, weil die neuen Werkstätten jetzt neben dem alten Probengebäude liegen.
Schauspieler und Werkstattmitarbeiter können sich so leichter begegnen und austauschen, sagt Schauspiel-Intendantin Sonja Anders: "Das sind nicht nur kurze Wege oder mal etwas Smalltalk, sondern es ist viel mehr eigentlich ein Austausch, der Synergien nach sich zieht, der künstlerisch auch wichtig ist, weil unsere Bühnenbildner*innen zum Beispiel mal schnell rüber kommen können, aber auch umgekehrt. Das ist wirklich ein Geschenk. Das gibt es kaum mehr, und wir hatten es ja auch bisher nicht."
Etwa 38 Millionen Euro werden die neuen Werkstätten der Staatstheater Hannover am Ende kosten - eine kleine Summe, wenn man bedenkt, dass das Vorgängergebäude seit 1928 und damit fast 100 Jahre genutzt wurde. Kein Wunder also, dass bei der Eröffnung von einem Meilenstein in der Geschichte des Theaters in Hannover, einer Traumfabrik und der Welle der Zukunft die Rede war. Wie sich das fürs Publikum auszahlt, wird sich zeigen.