Leander Haußmann wird 65: Vom "jungen Wilden" zum "besseren Menschen"
Theater- und Filmregisseur, Autor und gelernter Schauspieler: Das alles ist Leander Haußmann, der in Quedlinburg geboren wurde und heute 65 Jahre alt wird. Einem großen Publikum ist vor allem durch Filme wie "Sonnenallee" und "Herr Lehmann" bekannt geworden.
Er hat schon immer gerne zwischen den Stühlen gesessen. Nicht ohne Stolz: "Ich war immer umstritten", sagt Leander Haußmann - sowohl als Intendant des Schauspielhauses in Bochum (1995 bis 2000), als auch als ganz junger Regisseur am Mecklenburgischen Landestheater in Parchim (1988 bis 1989).
Wende brachte den Durchbruch am Theater
"Ich bin dann aus Parchim rausgeschmissen worden wegen einer Inszenierung, wo ein Volkspolizist sich auszog", erinnert sich Haußmann. "So bin ich wieder nach Weimar und war degradiert, fing dann wieder als Schauspieler an. Nicht ohne Erfolg, muss ich sagen. Dann kam die Wendezeit. Da fiel eine Regisseurin aus, ich sprang ein und machte 'Leonce und Lena', so als Wendestück."
Mit der Wende wurde Haußmann zum gefeierten, "jungen Wilden" des gesamtdeutschen Theaters, hochgelobt von der Kritik: Er inszenierte an den großen Bühnen in München, Wien, Berlin und Hamburg, bis er 2000 nach dem Ende der Intendanz in Bochum feststellen musste: "Ich habe wirklich angefangen, zu viel zu machen, und da bleibt dann auch vieles auf der Strecke. Ich musste aufhören mit Theater, weil ich mich auch selbst als nicht mehr gut empfand."
DDR bleibt für Haußmann Thema
Rettung brachte der Film - nicht nur in "Sonnenallee" beschäftigt er sich mit der DDR. 30 Jahre Leben in der DDR ließen sich nicht einfach vergessen, sagt Haußmann, das Thema begleite ihn. Demnächst möchte er den Fahrstuhl-Film "Abwärts" aus dem Jahr 1984 neu verfilmen. Dann sollen die vier Menschen nicht in Frankfurt am Main, sondern im Berliner Fernsehturm mit dem Fahrstuhl stecken bleiben, zu DDR-Zeiten.
Aber vor allem interessieren Haußmann "ganz normale" Menschen, die sich bemühen, mit den kleinen und großen Problemen dieser Welt klarzukommen. Er hat ein Händchen für das nur scheinbar Leichte, die Komödie, wobei er oft kongenial mit dem Musiker und Autor Sven Regener zusammenarbeitet. Seit einigen Jahren zeigt Haußmann das im Film und auf der Bühne. So inszenierte er 2020 Molières "Der Geizige" am Hamburger Thalia Theater, mit Jens Harzer in der Hauptrolle.
"Das Problem ist, dass wir immer auf andere zeigen"
Im Ton war Leander Haußmann nicht immer freundlich. Im vergangenen Jahr sorgte er mit einem langen Interview für Aufsehen: Er wolle ab sofort weitgehend auf Alkohol verzichten und ein "besserer Mensch" werden. "Das Problem ist doch, dass wir immer auf andere zeigen", so der Künstler. "Es ist immer der andere. Der andere ist der Rassist, der andere ist der alte weiße Mann und so weiter. Aber es hilft und es ist geradezu beruhigend, wenn man auch manchmal auf sich selbst guckt. Das ist ein gutes Projekt, um sich zu ändern."