Kommentar zu Hundekot-Attacke: "Bruch mit menschlichem Verhalten"

Stand: 14.02.2023 18:25 Uhr

Mit der Hundekot-Attacke bricht der suspendierte Ballettdirektor Marco Goecke mit dem Vertrauen im menschlichen Umgang miteinander - und gefährdet die Pressefreiheit.

Ein Kommentar von Ludger Vielemeier, Chefredakteur Audio und News

Es geht um etwas ganz Banales, Normales, Menschliches: um den Umgang miteinander. Und dieser Umgang unterliegt Gesetzen: geschriebenen und ungeschriebenen - sozialen. Vertrauen ist wichtig, entscheidend. Urvertrauen, dass sich der jeweils andere menschlich verhält, sozial. Immer. In jedem Fall. Auch im Streit, im Dauerkonflikt, selbst wenn Beziehungen brechen, das Tischtuch zerschnitten ist. Es gibt keine Ausnahme. Wer sich nicht daran hält, darf nicht mehr teilnehmen. Gehört nicht mehr dazu.

Das Verhalten nach dem Bruch: Ein weiterer Skandal

So wie der Ballettchef der Staatsoper Hannover, Marco Goecke. Er hat eine Kritikerin mit Dreck beschmiert, mit Hundekot besudelt. Das ist ein Bruch, der Bruch mit menschlichem Verhalten. Schlicht und einfach: unzivilisiert. Das Verhalten nach dem Bruch: ein weiterer Skandal. Die Wahl seiner Mittel - sprich Hundekot - sei nicht so super gewesen. Und entschuldigen werde er sich bei der Kritikerin nicht. Das war gestern. Heute hat er sich dann entschuldigt. Immerhin.

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Dennoch: Merkwürdig, dass die Staatsoper den Ballettdirektor nicht entlassen hat. Sofort und fristlos. Arbeitsrechtliche Gründe habe das, ist zu lesen. Hoffen, dass das stimmt. Die Erfolge des Marco Goecke jedenfalls können nicht der Grund sein. Seine Erfolge als bedeutendster Choreograf der Gegenwart. Dessen Aufführungen legendär sind. Gefragt selbst in Fernost.

Pressefreiheit schwer verletzt

Denn es geht, wie gesagt, um menschliches Verhalten. Und es geht um Pressefreiheit. Die weltweit, aber auch in Deutschland gefährdet ist. Übergriffe bei Dreharbeiten, bei Demonstrationen sind Alltag.

Die Freiheit der Meinung, auch und gerade garantiert durch die Freiheit der Presse wird nur gelebt, wenn Reporter und Reporterinnen frei sind, frei von der Angst bedroht, angegriffen oder besudelt zu werden. Diese Freiheit hat der Ballettdirektor verletzt. Schwer verletzt. Deshalb ist er untragbar und sollte gehen. So schnell wie möglich.

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Ein Porträtfoto von Balletdirektor Marco Goecke mit Sonnenbrille. © picture alliance/dpa | Christophe Gateau Foto: Christophe Gateau

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