Jägerin Madeline Lindhorst: "Ich habe Morddrohungen bekommen"
Seit Madeline Lindhorst ein kleines Mädchen ist, gehört die Jagd für sie zum Alltag. Im "deep und deutlich"-Talk spricht Deutschlands erfolgreichste Jagd-Influencerin über Vorurteile, Provokation und den Schutzstatus des Wolfes.
Die Anzahl der Jäger in Deutschland wächst rasant. Mehr als 435.000 Menschen besitzen im Jahr 2024 laut Angaben des Deutschen Jagdverbandes (DJV) in der Bundesrepublik einen Jagdschein. Ein Plus von 36 Prozent im Vergleich vor 30 Jahren. Und auch der Anteil der Jägerinnen, der 2023 über 11 Prozent lag, wächst stetig. Eine von ihnen: Madeline Lindhorst, Chefredakteurin des Special-Interest-Magazins "Jäger" und Influencerin. Mehr als 20.000 Menschen folgen ihr auf Instagram.
Für die 33-Jährige ist das Erlegen von Tieren nicht nur eine Leidenschaft, sondern auch eine Lebenseinstellung. "Ich finde die Jagd systemrelevant. Ich leiste da einen unglaublich großen Beitrag für den Natur- und Artenschutz", so Lindhorst in der Talkshow "deep und deutlich" und stellt die Frage in die Runde: "Wenn jeder selbst ein Tier erlegen müsste, um Fleisch zu essen. Wie viele würden dann wirklich Fleisch essen?"
Madeline Lindhorst: "Nur weil man jagt, ist man nicht tierfeindlich"
Doch wer gibt einem das Recht, über Leben und Tod eines Tieres zu entscheiden? "Nur weil man jagt, heißt das nicht, das man tierfeindlich ist. Auch eine Kuh, die im Schlachthof hängt, guckt wahrscheinlich niedlich, bevor sie einen Bolzenschuss in den Kopf bekommt. Ich finde es viel ehrlicher zu sagen: Ich gehe selber raus, ich habe die Arbeit, mache es von vorne bis hinten selber. Ich möchte Fleisch essen, also gehe ich den Kompromiss ein", so die Karrierefrau.
Das Gewehr in der Hand, den erlegten Bock vor ihren Füßen: So posiert Lindhorst gerne mal auf ihrem Instagram-Account - und spaltet mit solchen Aufnahmen die Meinungen der Netzgemeinde. "Es gibt sehr viele Leute, die es extrem negativ werten. Ich habe schon zahlreiche Negativkommentare bis Morddrohungen bekommen", offenbart die Jagd-Influencerin. Kritik, die nicht spurlos an ihr vorbeigeht. "Am Anfang hat mich das schon angefasst. Ich habe versucht, mit Leuten in den Austausch zu gehen, die der Jagd gegenüber nicht positiv gestellt sind und deren Beweggründe zu verstehen. Aber ich habe festgestellt, dass dies oft auf Unwissenheit basiert."
Es geht nicht darum, Trophäen zu sammeln
Warum sie aber auch bewusst provozieren will: "Ich war irgendwo die Modestudentin, aber gleichzeitig auch Jägerin. Ich war der Flamingo im Hühnerstall, keiner konnte mich so richtig einordnen. Durch eine bewusste Provokation konnten die Leute einen nicht so schnell in Schubladen stecken. Dadurch kommt man überhaupt erst in ein Gespräch", erklärt Lindhorst ihre Beweggründe. "Für mich war es eine Möglichkeit, die Jagd mal anders zu zeigen."
Auch Bilder, die sie bei der Jagd in Afrika zeigen, sorgen im Talk für hitzige Diskussionen mit Modedesigner Guido Maria Kretschmer. Doch die Chefredakteurin von Deutschlands ältestem Jagdmagazin stellt klar, dass es ihr dabei nicht darum geht, Trophäen zu sammeln. "Man jagt in jedem Land anders - und natürlich auch andere Tiere. Für mich ist auch wichtig: Ich sammle überall auf der Welt auch Jagderfahrung. Das hat für mich nichts damit zu tun, dass ich mir einen Springbock hinhängen möchte."
Mehr Wolfsbegegnungen im Land als gedacht?
Doch wie sieht sie als Jägerin die Diskussion über den Schutzstatus des Wolfes? Soll der Wolf abgeschossen werden oder nicht? "Viele Geschichten werden von der Politik bewusst unter den Teppich gekehrt", deutet Lindhorst im Gespräch mit Aurel Mertz an. Immer wieder würde ihre Redaktion Geschichten von Wolfsbegegnungen erreichen. Ihre Konsequenz: "Meine Tochter werde ich nicht mehr in den Waldkindergarten geben."