Intendant Christian Firmbach: Gehen, wenn es am schönsten ist
Der Intendant des Oldenburgischen Staatstheaters Christian Firmbach hat in den letzten zehn Jahren hinbekommen, was vor ihm noch keiner in Oldenburg geschafft hat: dass Menschen ins Theater gehen, die das normalerweise nicht regelmäßig tun.
Das Staatstheater in Oldenburg war schon immer über die Stadtgrenze hinaus ein Anziehungsort für Kulturliebhaber im gesamten Nordwesten Niedersachsens. Klassizistisch von außen, das Innenleben Barock - und das Programm? Moderner denn je. "Tosca" gibt es zwar immer noch. Auch "Der Ring des Nibelungen" wurde uraufgeführt seit Christian Firmbach Intendant ist. Doch unter ihm haben in den letzten zehn Jahren auch moderne Musicals Einzug gehalten, dazu Jugendtheatertage, ein Spielort auf einer Baustelle im Hafen, eine neue Balletkompagnie und sogar ein jährlicher Ball, bei dem das große Haus spätabends zur Disco mit Barockhimmel umfunktioniert wird. Eine unkonventionelle, aber erfolgreiche Sanierung, die der nun scheidende Christian Firmbach in Oldenburg hingelegt hat.
Christian Firmbach hat das Staatstheater für die breite Masse geöffnet
"Für mich war immer wichtig, ein sehr großes Angebot vorzuhalten", sagt Firmbach. "Wir sind ein sehr großer Versorger und eine sehr große Region. Wir haben nur das eine Publikum. Wir müssen uns nicht - wie in Berlin - mit drei Opernhäusern einen Markt teilen und eine Handschrift finden. Wir müssen vom Musical bis zur Uraufführung alles anbieten. Ein Theaterball ist ein Ereignis, das die Menschen emotional ans Theater bindet. Sollte das Theater mal bedroht sein oder Einsparungen gemacht werden, sind diese Vorgänge unglaublich wichtig, dass man einen starken Rückenwind hat."
Die Karten für den alljährlichen Opernball, den es seit sieben Jahren durch ihn gibt, waren in diesem Jahr in zehn Minuten ausverkauft. 1.000 Gäste, darunter Dauergäste, aber auch jene, die sonst vielleicht weniger bis gar nicht ins Theater gehen. Auch das kann der 57-Jährige für sich beanspruchen: das Staatstheater für die breite Masse und neue Schichten geöffnet zu haben. Die Theatergäste sind regelrecht begeistert: "Er hat Oldenburg im Theaterbereich wiederbelebt und ganz wunderbare Projekte angeschoben", findet ein Gast.
Ein Beispiel für gelungene Theatersanierung
Vor allem das junge Publikum fürs Theater zu begeistern, war ein Ziel von Firmbach. Nichts steht mehr für Zukunftsfähigkeit. Mit der "Sparte 7" - einer neuen, künstlerisch völlig offen gehaltenen Sparte - werden gesellschaftsrelevante Themen auf die Bühne gebracht. "Wer möchte, kann dort jenseits seines eigentlichen Berufes Stücke schreiben und aufführen", erklärt Firmbach. "Oder wir partizipieren mit Gruppen der Stadtgesellschaft und machen Rechercheprojekte. Ein Korrespondent ist zum Beispiel in die Ukraine gefahren und hat Kriegsberichterstattung theatral gemacht. Das holt noch mal ganz andere Schichten ab und bindet sie an das Theater."
Das Staatsheater Oldenburg ist nun ein Beispiel für eine gelungene Theatersanierung. Ab September geht es für den vierfachen Vater an das Staatstheater in Karlsruhe, wo er Ähnliches nach dem Oldenburger Vorbild bewirken möchte: "Wir brauchen in der Kunst immer wieder neue Impulse und neue Anfänge. Wir haben immer den gepackten Koffer und zehn Jahre ist eine gute Zeit. Ich glaube, wir haben genau den Zeitpunkt getroffen, zu gehen, wenn es am schönsten ist." Neuer Intendant in Oldenburg wird Georg Heckel, bisher Leiter des Landestheaters in Detmold.