Greifswald: Theater Vorpommern vor großem Eröffnungs-Wochenende
Immer wieder war das Theater Vorpommern in den letzten Monaten in den Schlagzeilen. Am Standort Greifswald ist das Große Haus wegen dringend notwendiger Sanierung geschlossen, im Winter strich die Stadt das als Ersatzspielstätte geplante Theaterzelt, im Juni trat Intendant Ralf Dörnen zurück. Aber: Gespielt wird weiter. Am kommenden Wochenende geht es in Greifswald wieder los.
Wer in Greifswald für das Theater Vorpommern arbeitet, ist viel in Bewegung, denn nicht nur eine neue Spielstätte musste gefunden werden. Auch alle Werkstätten und Büros sind aus dem Großen Haus ausgezogen. Schauspieldirektorin Uta Koschel hat sich ein E-Bike gekauft: "Ich höre immer von 13 Immobilien. Ich wechsele nicht zwischen 13, weil ich selten in der Schlosserei oder in der Tischlerei bin. Mein Hauptradius ist die Probebühne in der Thronpost, wo mittlerweile auch die Schneiderei und der Fundus sind, das Bürogebäude in der Loeffler-Straße und eben hier jetzt jene Stadthalle, in der wir jetzt gerade sind."
Interimsspielstätte in der Stadthalle
Die Stadthalle liegt zum Glück direkt neben dem Theatergebäude. Im größeren der beiden Säle dort, dem Kaisersaal, konnte eine neue Interimsspielstätte eingerichtet werden, als Ersatz für das gestrichene Theaterzelt. Da war viel Kreativität gefragt und einiges an Umbauten. So wurde der Saal quasi einmal gedreht. "Das heißt, wir setzen jetzt die Zuschauer auf die für uns zu kleine Bühne und spielen da, wo früher die Zuschauer gesessen haben. Weil hier einfach mehr Platz ist - und wir brauchen den natürlich für ein großes Orchester, für Musiktheater, für Schauspiel und für Ballett", erklärt Ralf Dörnen.
Dörnen probt als Ballettchef derzeit für "Ein Käfig voller Narren"
Dörnen ist zwar nicht mehr Intendant, aber immer noch Ballettchef am Theater Vorpommern - und das seit 1997. Er kommt nicht los von dem Haus. Er sei hier einfach noch nicht fertig, sagt er und will sich nun wieder auf die künstlerische Arbeit konzentrieren. Im Moment probt das Ballettensemble unter anderem für die spartenübergreifende Musical-Produktion "Ein Käfig voller Narren", "La cage aux folles". Anfang Oktober ist Premiere in Stralsund. Seit der Schließung des Großen Hauses in Greifswald kamen die großen Produktionen vor allem hier heraus. Geprobt wird in Greifswald, in einer Turnhalle am Stadtrand. In etwa zwei Drittel der Halle wurde grauer Schwingboden verlegt, denn der ursprüngliche Boden war zu hart für die Tänzerinnen und Tänzer.
Neue Spielzeit steht unter dem Motto "Licht!"
Daneben gibt es einen großen Aufenthaltsraum mit Sofas, Tisch und vielen Plakaten und Bildern. Das Ensemble sei hier angekommen, sagt Dörnen, das sei das Wichtigste. Er will nicht klagen, sondern nach vorne schauen. Das gilt auch für Uta Koschel. Passend zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich 2024 steht die neue Spielzeit unter dem Motto "Licht!", entsprechend die beiden Eröffnungsshows in Greifswald am 16. September: "Licht am Ende des Tunnels, hoffen wir, wenn wir jetzt endlich die Stadthalle beziehen können", sagt Koschel. "Die beiden Shows sind tatsächlich in der Stadthalle zu sehen, weil wir auch die neue Interimsspielstätte damit präsentieren wollen, deshalb ist der ganze Tag eigentlich auch ein Tag der offenen Tür."
Intendanten-Frage noch nicht geklärt
Unklar ist noch, wer Ralf Dörnen als Intendant folgen wird. Seit August gibt es einen neuen kaufmännischen Geschäftsführer. "Da gab es jetzt die ersten Kontakte, Gespräche, man hat sich ausgetauscht", sagt Koschel. "Da muss man jetzt einfach schauen, wie das weiter zusammenläuft und auch, wie wir den kaufmännischen Blick auf ein Theater zusammenkriegen mit dem künstlerischen Blick. Wir hoffen, dass wir relativ bald da auch zu einer Lösung kommen, damit wir diese beiden Aspekte gut miteinander verschrauben können."