"Die lustige Witwe" im neuen Gewand: Kompakt, komplex und unterhaltsam
Das Theater Lübeck eröffnet die neue Spielzeit mit einer der bekanntesten und beliebtesten Operetten: "Die lustige Witwe" von Franz Lehár. Besser könne man in eine neue Saison nicht starten, sagt der Regisseur Bruno Klimek.
Jetzt aber schnell! Kurz vor Probenbeginn wird noch an den letzten Klängen gefeilt, denn spätestens zur Generalprobe muss jeder Ton sitzen. So geht es auch den Maskenbildnern hinter der Bühne, wo die Bühnendarsteller zurecht gemacht werden. Auch da muss alles sitzen - jeder Farbstrich, jede Perücke, was bei der Hitze nicht so einfach ist: "Gerade jetzt bei den Temperaturen ist es so, dass wir wissen, dass die nochmal enorm mehr schwitzen. Dann ist die Frage: Wie gut hält das Make-Up oder die Frisur? Das ist die Herausforderung", sagt eine Maskenbilderin. "Bei der Produktion haben wir ein Problem, wenn Mikros getragen werden und die Temperaturen so hoch sind. Dann halten die einfach nicht. Entsprechend müssen wir häufig Mikros nachkleben."
Die starke Frau im Zentrum noch stärker machen
Nachdem alles hieb- und stichfest geklebt ist, kann es endlich losgehen. Die Geschichte ist einfach und kurz erzählt: Zwei Liebende sind füreinander bestimmt und gehen umständliche Wege, damit sie sich endlich kriegen. Ein Blick ins Libretto zeigt: Das Weltbild, hier aus dem Jahr 1905, ist ziemlich frauenfeindlich. Regisseur Bruno Klimek hat daher einiges verändert: "Da sind Gags drin, die wir einfach nicht mehr komisch finden. Ich habe versucht, ein Libretto zu schreiben, das näher an uns dran ist, das wir auch wieder witzig finden, das die starke Frau im Zentrum noch stärker macht und die weibliche Position stärkt, aber ohne, dass die Komik darunter leidet. Das, was im Stück drin ist - nämlich, dass wir eine sehr starke Frau haben - war für die damalige Zeit etwas Besonderes."
Besonders das zweite Bühnenbild dürfte für viele Lacher sorgen, wenn der gesamte Chor reihenweise Waschmaschinen auf Fahrgestellen auf die Bühne rollt. Hier wird die klassische Rollenverteilung von Frau und Mann so richtig auf die Schippe genommen. "Da lernen die, was Hausmänner lernen müssen", erklärt Klimek. "Dafür braucht es Waschmaschinen. Man muss mit Wäsche und mit Kinder kriegen umgehen können. All das lernen die in diesem Bild. Währenddessen kommt das 'Vilja-Lied', das eine verkappte, fast parodistische Liebeserklärung an Graf Danilo Danilowitsch darstellt."
"Die lustige Witwe": Gehaltvolles Stück voller Abgründe, Höhen und Tiefen
Neben den musikalischen Szenen liefert sich das Ensemble aus Publikumslieblingen wie Steffen Kubach, Evmorfia Metaxaki und Andrea Stadel witzige Dialoge mit viel Drive und einem guten Timing. Die Pointe sitzt immer. "Die lustige Witwe" besticht aber nicht nur durch Heiterkeit. Erst durch die tiefgründigen Szenen wird das Ganze sehr nahbar. "Es ist wirklich ein gehaltvolles Stück", sagt Klimek. "Es ist nicht nur oberflächlich, sondern es hat Abgründe, Höhen und Tiefen. Alles in einem ist es sehr kompakt, komplex und zugleich unterhaltsam. Das, finde ich, ist ein guter Anlass, ins Theater zu gehen. Dann kann man vielleicht das Weltgeschehen noch besser aushalten."
"Die lustige Witwe" im neuen Gewand: Kompakt, komplex und unterhaltsam
Das Theater Lübeck eröffnet die neue Spielzeit mit einer Operette von Franz Lehár: das frauenfeindliche Original, jetzt in einer modernen Inszenierung.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Theater Lübeck
Beckergrube 16
23552 Lübeck - Preis:
- ab 16,20 Euro