Premiere in Schwerin: "Das achte Leben" kommt auf die Bühne
Das Familienepos "Das achte Leben (Für Brilka)" der georgisch-deutschen Autorin Nino Haratischwili kommt in Schwerin auf die Bühne.
Der Preis für die beste deutsche Inszenierung "Der Faust" ging in diesem Jahr an das Hamburger Thalia Theater für "Das mangelnde Licht" von Nino Haratischwili. Ein weiteres Werk der Autorin - das 1.275 Seiten umfassende georgische Familienepos "Das achte Leben (Für Brilka)" - wird nun in der M*Halle des Mecklenburgischen Staatstheaters in einer eigenen Bühnenfassung für Schwerin aufgeführt.
Starke Frauen im Roman und auf der Bühne
"Es sind die Zeiten, die herrschen, nicht die Könige" - dieses georgische Sprichwort steht dem Roman der deutsch-georgischen Autorin und Dramatikerin voran. Es sind die Menschen der Familie Jaschi, die in Haratischwilis Buch wie auch in Schwerin auftreten, abtreten und dazwischen auf der kargen Bretter-Bühne in den Mahlstrom der Zeiten geraten.
"Aus meiner Perspektive ist mir das alles relativ vertraut geografisch, weil ich einen Vater habe, der Georgier war, der auch im zweiten Weltkrieg Frontberichterstatter der Roten Armee war", sagt Regisseur Thomas Dannemann, von dem auch diese Bühnenfassung stammt. "Ich bin mit sowjetischer und russischer Literatur aufgewachsen und dachte, ich könnte irgendwas darüber erzählen. Vielleicht auch über die Verwerfungen, die uns heute einholen."
Was den Schauspieler zusätzlich reizte: die starken Frauen - im Roman ebenso wie im Ensemble des Schweriner Staatstheaters. "Das fand ich einfach toll. Und die Arbeit mit ihnen machte auch großen Spaß. Mit den Männern natürlich auch", so Dannemann.
Gewalt, Verrat und Sowjetalltag
Kitty und Kostja sind die Kinder von Stasia, mit der die georgische Saga im Jahre 1900 beginnt. Bürgerkrieg, Revolutionswirren, Säuberungen, Kriege, Gewalt, Verrat und Sowjetalltag. Kostja verfängt und verstrickt sich im System, seine Schwester wird verhört, ihr noch ungeborenes Kind wird ihr aus dem Bauch geholt - ein Trauma, von dem sie sich nie erholen wird. Am Ende geht sie ins Meer. Über mehrere Generationen sind es die Frauen, die aushalten, vor die Hunde gehen, nach ihren Männern im Krieg suchen, sie nicht retten können und trotzdem weiterleben.
"Sie haben sich angepasst - das wurde dann eine Gesellschaft von Flüsterern. Es gab Leute, die Dissidenten waren und die haben ihren Preis dafür gezahlt", sagt der Regisseur. "Es ist relativ schwierig es nachzuvollziehen, was da alles passiert ist, wenn man von so viel später guckt. Sie dabei zu begleiten, wie wer welchen Weg geht, das finde ich toll."
Die 1990er in Osteuropa: "Eine krasse Zeit"
Die Verwerfungen der Zeiten spielen, in der Fassung von Thomas Dannemann, auf einer Bretterbühne, die die Schauspieler*innen immer wieder auseinandernehmen. Sie schlüpfen in verschiedenste Generationen der georgischen Familie. Die postsowjetische Zeit ist grell und verkommen. Thomas Dannemann ist in den 1990er-Jahren öfter in Moskau gewesen. "Eine krasse Zeit", sagt er - und eine, die uns verstehen hilft.
Premiere in Schwerin: "Das achte Leben" kommt auf die Bühne
Regisseur Thomas Dannemann inszeniert eine georgische Familiensaga über mehrere Generationen von Nino Haratischwili.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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M*Halle des Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin
Alter Garten 2
19055 Schwerin