Altes Heizkraftwerk wird neues Theater in Altona-Nord
Das Industriegebäude im Hamburger Stadtteil Altona-Nord ist jetzt zum Theater umgebaut worden. Am Dienstag feiert das erste Stück Premiere: "Effi, Ach Effi Briest" - allerdings ohne einen einzigen Satz von Theodor Fontane.
Gerade angekommen auf dem großen Gelände ist man erst einmal überrascht. Hier soll ein Theater sein? Die mit braunen Metallplatten verkleideten Gebäude waren in den 60er-Jahren modern. Überall parken gelbe Postfahrzeuge. Zum Glück hat Intendant Torsten Diehl ausreichend Schilder angebracht. "Wir stehen an dem neuen Theater, das sich "Theater Altes Heizkraftwerk" nennt. Es ist tatsächlich ein Heizkraftwerk auf dem Gelände der Deutschen Post gewesen. Das sieht man auch - diese mächtigen drei Schornsteine. Inzwischen gibt es hier Fernwärme. Die verbirgt sich auch hinter diesen Mauern, aber in einem viel kleineren Räumchen."
Ein Jahr Renovierung und Umbauten
Torsten Diehl macht schon länger Theater, bisher in der Marzipanfabrik, die mittlerweile abgerissen wurde. Auf der Suche nach neuen Räumen wird er auf das Postgelände aufmerksam. "Man kam in diese leere Industriehalle und hatte ein bisschen das Gefühl: Das ist ja ein Riesenschiff. Aber man hatte im Gefühl, dass das gelingen kann."
Über ein Jahr haben Renovierung und Umbauarbeiten gedauert. Ähnlich wie bei Kampnagel stehen die Stühle fürs Publikum auf Podesten. "Bei der großen Bühne haben wir 80 Plätze vorbereitet. Wir könnten theoretisch aber auch 200 Plätze einrichten. Das war alles vorher nackter Beton."
Moderne Interpretation von "Effi Briest"
Jetzt hängt in der großen Halle eine Schaukel von der hohen Decke. Rechts und links am Bühnenrand sind Sitzgruppen mit Plüschmöbeln aufgebaut. "Das ist das Bühnenbild von 'Effi Briest'. Wir starten hier mit 'Effi, Ach, Effi Briest', mit keinem Satz von Fontane, wer braucht schon Fontane, wenn man Effi hat?" Ein modernes Stück nach klassischer Vorlage.
Schauspielerin Ina Twest spielt die Rolle der Effi. Gerade laufen die letzten Proben für die Premiere am Dienstag. Dass sie die ersten sind, die im neuen Theater auftreten, ist auch fürs Ensemble aufregend: "Total spannend. Ich freue mich mega, dass wir diesen Ort mit einem so jungen Stück eröffnen", sagt Twest.
Monolog-Festival in Hamburg?
Zum Theater Altes Heizkraftwerk aber gehört noch viel mehr als die eine große Halle. Die Treppe hoch geht es zur sogenannten "Studiobühne" für kleinere Aufführungen. "Ein, zwei, drei, vier Personen-Stücke", sagt der Intendant, oder auch Monologe. " Wir würden in Hamburg gern ein Monolog-Festival machen."
Auch ganz oben unterm Dach gibt es noch weitere Räume. "Wir haben hier die Schauspielschule 'Institut für Schauspiel, Drama und Film', kurz: 'ISDF'". Unter dem Dach sind auch die Probebühnen und Unterrichtsräume, erzählt er. "Das passt hier sehr gut zusammen, wenn wir am Tag die Schauspielschule haben und am Abend das Theater."
Intendant optimistisch
Ein neues Theater eröffnen in diesen Zeiten. Dazu gehört auch viel Mut. Thorsten Diehl aber ist optimistisch. "In erster Linie wollen wir hier einen spannenden, pulsierenden Ort etablieren, einmal auch für die direkte Nachbarschaft. Wir sehen uns nicht irgendwie als Konkurrenz zu anderen bestehenden Theatern, sondern eher als Ergänzung."