Alte Klischees in neuem Gewand: "How to date a feminist" in Hamburg
Wie gehen Feminismus und eine Vorliebe für "Mistkerle" zusammen? Die Premiere von "How to date a feminist" bei den Hamburger Kammerspielen musste vor eineinhalb Wochen wegen des Schwächeanfalls eines Schauspielers abgebrochen werden. Nun wurde sie nachgeholt.
Geschafft! Da stehen die beiden mit erleichtertem Lächeln auf der Bühne - der Applaus ist groß für Joseph Reichelt und Neda Rahmanian. Die Premiere war mit Spannung erwartet worden, und das lag nicht am üblichen Premierenfieber. Der Intendant Axel Schneider hatte die Premiere vor eineinhalb Wochen abgebrochen. Schauspieler Joseph Reichelt war zweimal beim Spielen zusammengesackt. So etwas passiert im Theater eigentlich nie, sagt Schneider: "Wir gehen davon aus, dass es erstmal nur ein Schwächeanfall war."
Joseph Reichelt und Neda Rahmanian sind ein Duo, das einen immer wieder mit seinem Charme bezaubert. Das Stück beginnt mit einem Heiratsantrag der besonderen Art: Er kniet vor ihr nieder - sie kann ihr Glück nicht fassen. Da sagt er etwas umständlich:
"Ich möchte mich entschuldigen für das Patriarchat. Lach jetzt bitte nicht. Wenn wir für immer zusammenleben wollen, soll das nicht zwischen uns stehen." Szene
Es funkt zwischen Robin Hood und Wonder Woman
Steve ist ein erklärter Feminist - Kate dagegen ist keine wirkliche Feministin. Sie steht auf "Mistkerle", wie sie sagt. Dann springt das Stück 18 Monate zurück und zeigt, wie sich die beiden auf einer Kostümparty kennenlernen. Er im Robin-Hood-Kostüm mit Laufmasche in der braunen Strumpfhose - sie als Wonder Woman. Sie verknallen sich ineinander - ein schön schräger Start mit verdrehten Vorzeichen.
"Hey, na? Ist das 'ne Laufmasche oder die Strickleiter ins Paradies?"
"Das ist einfach eine sehr billige Strumpfhose von der Tankstelle."
Szene
Die beiden springen immer wieder in andere Rollen: Das Liebespaar spielt wechselweise die eigenen Schwiegereltern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die feministische Mutter von Steve, der erzkonservative Vater von Kate - fliegender Wechsel durch einen kurzen Gang hinter eine Art Vorgarten-Hütte. "Die Ehe ist ein Riesenproblem", findet Steve und die Ehe von Kate und Steve geht - zunächst - noch während der Hochzeit in die Brüche.
Theatertext steuert nirgendwo hin
Der Abend des Regisseurs Jonathan Heidorn hat viel Tempo und Witz - nur leider werden hier die alten Klischees von Feministin mit Wollkleid und Macho mit doofen Sprüchen im neuen Gewand wiederholt. Man kann sich nicht wirklich einfühlen in die Figuren. Das hat zwar Sitcom-Format, wird aber nie richtig tief. Das liegt zu großen Teilen am Theatertext selbst, der nirgendwo hinsteuert.
"Ich fänd' das schön, wenn du auch mal Entscheidungen treffen würdest, zum Beispiel den Wein aussuchst, mir die Tür aufhältst, Auto fährst, Fleisch isst, brutaler im Bett bist." Szene
Bei aller Spielfreude dieses Schauspielduos: An diesem Abend bleibt eigentlich alles beim Alten.