Alma Hoppes Lustspielhaus: Neue Leitung und neue Akzente
Alma-Hoppes-Lustspielhaus in Hamburg geht in die 30. Spielzeit. Mit neuem Leitungsduo: Jan-Peter Petersens mit Sohn Max Beier. Beide beobachten beunruhigende Tendenzen in der Kabarett-Landschaft und wollen die Alma-Hoppe-Bühne davor schützen.
Jan-Peter Petersen schiebt sein Handy gegen die Snackbox auf dem Tisch. Per WhatsApp ist sein Sohn Max Beier aus München zugeschaltet - sie sind das neue Leitungsteam von Alma Hoppe:
"Ich bin Max Beier, 30 Jahre alt, Schauspieler, Kabarettist und werde jetzt auch vermehrt in Hamburg zu sehen sein", sagt der frischgebackene Kabarettleiter. Jan-Peter Petersen freut sich darüber: "Nochmal einen Neuanfang zu machen, das fühlt sich ganz klasse an, dass der älteste Sohn hier mit einsteigt, das fühlt sich so nach Zukunft an."
Neue Akzente und Gesichter
Gerade probt Jan-Peter Petersen noch an seinem neuen Programm. "Zu spät ist nie zu früh" heißt es. Sohn Max Beier hat ihn dabei beraten, auch bei der Auswahl der Kabarettisten für die Saison haben die beiden eng zusammengearbeitet und erwarten unter anderem Florian Schröder, Abdelkarim, Christian Ehring. Max Beier setzt eigene, jüngere, Akzente. Er wird selbst auftreten. Außerdem beispielsweise Martin Frank, der in Bayern wahnsinnig erfolgreich geworden sei, sagt Beier.
Petersen sieht systemkritische Aufgabe des Kabaretts
Jan-Peter Petersen sieht mit Sorgenfalten aufs zeitgenössische Kabarett. Stichwort: Stammtischparolen, platte Gendersternwitzchen - und wie im Juni: Monika Gruber heimaterregt, bei der Demo "Stoppt die Heizungsideologie", wo sie sagte: "die Mehrheit will auch nicht gendern!" und die Menge jubelte. Jan-Peter Petersen: "Das kann zu einer gefährlichen inhaltlichen Falle werden, wenn man sich zu sehr am Stammtisch orientiert. Als alter Linker geht mir sowas gewaltig auf den Geist. Ich finde, dass Kabarett tatsächlich auch in einer aufklärenden, systemkritischen Tradition steht. Und ich glaube nicht, dass das ein gesunder Reflex für das Kabarett ist, jede Zuckung, die es jetzt in der Bevölkerung gibt, mitzumachen, und nur um gut anzukommen, das mit dem Humor zu bedienen."
Gegen Populismus auf den Bühnen
Irgendetwas ist da los im deutschsprachigen Humorgeschäft. Petersen sucht nach Erklärungen: "Im Internet, in den sozialen Netzen ist das zur Mode geworden, dass man alles mal so richtig rauskotzt. Das kann gar nicht schlimm genug sein. Es geht um reaktionäre, es geht um rechtsextremistische Inhalte oder um Inhalte, die von Rechtsextremen bedient werden. Das find ich überhaupt nicht kabarettistisch, wenn man jetzt mit rassistischen Äußerungen anfängt, Possen zu reißen." Max Beier sieht es ebenfalls kritisch. Viele Künstler hätten mittlerweile das Gefühl, sie würden inhaltlich beschnitten, sie dürften nichts sagen. "Da ist man schnell bei 'das wird man ja wohl noch sagen dürfen' und solchen Dingen."
Ist das noch witziges Kabarett?
Besonders umstritten: Lisa Eckhart. Der Vorwurf: antisemitische Witze, sie trete gerne nach unten, gegen Benachteiligte.
"Es ist ein Irrglaube, wenn man nur mehr lese, spreche man auch eine gepflegtere Sprache - das stimmt nicht. Dann wäre ja auch jeder Fettleibige ein Haubenkoch." Lisa Eckhart, Auszug aus ihrer Show
Jan-Peter Petersen mag ihren Humor nicht besonders. "Sie spielt ganz bewusst mit dieser Provokation an der Stelle, an der ich anfange, mich aufzuregen, wo ich sage: Das ist mir falsch eingetütet."
Nicht alles kann man tolerieren
Die frühere Merkel-Imitatorin Simone Solga wird im Lustspielhaus auftreten. Auch ihr Humor rutscht seit kurzem immer wieder nach rechts:
"Ich bin also zu meiner Freundin Peggy, die arbeitet im Reisebüro. Ich sag: Peggy, gib mir mal einen Tipp, ich muss hier raus, weg, ich will auf jeden Fall irgendwohin, wo garantiert keine Deutschen sind. Sagt sie: geh doch abends nach acht bei uns durch den Stadtpark." Simone Solga, Auszug aus ihrer Show
Jan-Peter Petersen stört das. Er kennt Simone Solga schon lange. "Was da inhaltlich bei ihr passiert ist, das hat mich schon ein bisschen genervt. Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die sofort sagen, nein, das kannst du hier nicht machen. Das bewegt sich hier noch in dem Grenzbereich, wo ich sage: das kann ich tolerieren. Bei anderen würde ich sagen: Nö."
Austeilen ja - aber nicht respektlos
Jan-Peter Petersen und Max Beier finden: Kabarett darf ruhig Krach schlagen, gegen die Mächtigen austeilen, fies sein, auch über Gendersternchen witzeln. Niemand wirft hier mit Wattebäuschen. Nur: "Respektlos? Nein!", das steht für Jan-Peter Petersen fest.
Am 25. August, geht es los in Alma-Hoppes-Lustspielhaus in Hamburg - mit einer feierlichen Eröffnungsgala. Jan-Peter Petersens neues Programm "Zu spät ist nie zu früh" hat am 1. September Premiere.