"Wie Grischa ...": Herrlich absurder Roman von Jakob Hein
Jakob Hein hat zwei Berufe: Er ist Psychiater und Schriftsteller. Mit seinem neuen Buch "Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste" ist ihm wieder eine höchst vergnügliche Schwejkiade geglückt.
Die Geschichte spielt zu DDR-Zeiten in einer Behörde, genauer gesagt in der Staatlichen Planungskommission. Hier beginnt ein Mann namens Grischa zu arbeiten. Es ist die erste Arbeitsstelle seines Lebens, er ist zunächst voller Tatendrang. Auf seine Seele legt sich aber zügig eine lähmende Atmosphäre der Langweile und letztlich Nutzlosigkeit aller werten Bemühungen.
Am Tisch saßen drei Männer und mampften ihre Frühstücksbrote, als wäre das eine sehr wichtige Angelegenheit. Mitarbeitern, die an ihnen vorbei ins Gebäude gingen, nickten sie nur mechanisch zu. Leseprobe
Jakob Hein kreiert unwiderstehliche Komik
Jakob Hein erzeugt mit seinen Beschreibungen von winzigen Bürolustspielen, Mikrodramen oder Tagträumen unter der Decke alltäglicher Monotonie eine unwiderstehliche Komik. Grischa ist in der sogenannten Planungskommission zuständig für den Handel mit Afghanistan. Er macht sich kundig über Land und Leute. Alsbald stellt sich heraus, dass es in Afghanistan einfach nichts gibt, womit man Handel treiben könnte. Nichts außer Hanf:
Mit den Drogen verdienen die Bauern wertvolle Dollar (…) mit Mohn und Hanf kennen die sich aus, das hat eine lange Tradition und die Erträge sind sehr gut. Die fangen jetzt nicht an, eine Infrastruktur für Weizen aufzubauen. Das schätzen die Kollegen vor Ort als völlig aussichtslos ein. Abgesehen von den Einkommensmöglichkeiten gibt es da viel zu wenig Wasser für unsere Art der Landwirtschaft. Leseprobe
Mit Cannabis die DDR attraktiver machen
Grischa kommt auf die geniale Idee, dass man mit dem Hanf, der dort angebaut wird, etwas anfangen könnte: Cannabis. Und mit den Cannabis-Produkten könnte man den Handel mit Afghanistan flott machen. Grischa macht im großen Sitzungssaal des Ministeriums den gewagten Vorschlag, medizinisches Cannabis zu importieren und stößt zunächst erwartungsgemäß auf Ablehnung. Aber dann soll die Sache - selbstverständlich streng geheim - geprüft werden. Eine Biologin wird mit einem Gutachten beauftragt. Ein starkes Argument für die neuen Handelspläne ist, ob man eventuell mit Cannabis der dekadenten Westjugend die DDR attraktiver machen könnte? Gefahren und Risiken werden mit Studien belegt und abgewogen.
Die Attraktivität unseres Landes gegenüber der BRD würde bei der Westjugend stark ansteigen. Wir könnten anführen, dass im Sozialismus die wissenschaftlich-rationale Sicht von größter Bedeutung ist, im Gegensatz zu den alten Zöpfen der bourgeois-dirigistischen Weltbetrachtung. Und die BRD müsste dann überlegen, wie sie mit dem Problem umgeht (…) Am Ende müssten die sogar Grenzkontrollen einführen. Und das an einer Staatsgrenze, die sie eigentlich nicht anerkennen wollen. Das wäre natürlich ein ungeheurer politischer Erfolg für die fortschrittlichen Kräfte. Leseprobe
Man glaubt es nicht, aber das Argument zieht. Grischa wird mit einer kleinen Kommission, die sich als zwei Ehepaare tarnt, die lediglich eine touristische Reise unternehmen, nach Kabul fliegen. Die Sache nimmt also ihren herrlich absurden Lauf...
Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste
- Seitenzahl:
- 256 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Galiani Berlin
- Veröffentlichungsdatum:
- 13. März 2025
- Bestellnummer:
- 978-3-86971-316-8
- Preis:
- 23 €
