"Schwäbisches Capriccio": Schelmenroman über die Schwaben
Der lettische Schriftsteller Anšlavs Eglītis, der 1944 aus Riga geflohen und in einer schwäbischen Kleinstadt gelandet ist, hat über diese Zeit seines Lebens eine ebenso erstaunliche wie vergnügte Satire geschrieben.
Ein wohlhabender Weltmann mit Namen Peteris Drusts lässt Anšlavs Eglītis auf eine ungewisse Flucht in Richtung Westen gehen. Er ist nicht wirklich vorbereitet auf die Fahrt in überfüllten Zügen:
Irgendwo hier sollte er aussteigen, dachte der zu Tode erschöpfte Drusts. Aussteigen, einen Gasthof suchen und endlich eine Nacht im Bett verbringen. Leseprobe
Anšlavs Eglītis nimmt die Eigenheiten der Schwaben auf die Schippe
Er steigt in eine kleine Bummelbahn um und gelangt in einen Ort, der im Roman Pfifferlingen heißt. In seinem eigenen Leben war Eglītis in Tailfingen, heute ein Teil von Albstadt. Hier nimmt der Reisende die Rolle des Beobachters ein, der auf einem fremden Planeten gelandet ist und dort auf einen eigentümlichen Mikrokosmos stößt. So beschreibt es der Übersetzer Berthold Forssmann in seinem Nachwort. Der Held des Romans hat es in Pfifferlingen wider Erwarten gut getroffen. Er wird zwar ermahnt, auch fleißig "schaffen" zu gehen, aber er weiß die Eigenheiten und Schwächen der Schwaben für sich zu nutzen.
"Schwäbisches Capriccio" ist ein liebevoll und bisweilen auch bissig geschriebener Schelmenroman, der die gern den Schwaben zugeordneten Charaktereigenschaften wie Sparsamkeit, Ordnungsliebe, Sauberkeitsrituale und hoher moralischer Druck durch die Gemeinschaft auf die Schippe nimmt. Drusts wundert sich über die eiskalten Schlafstuben der Pfifferlinger und ihre mentale Behäbigkeit.
Roman-Manuskript in New York aufgetrieben
Berthold Forssmann erzählt im Nachwort noch die Geschichte, wie er an das Manuskript dieses Romans gekommen ist. Er wusste, dass Anšlavs Eglītis nach dem Krieg nach New York ins Exil gegangen ist, wo es eine kleine lettische Gemeinde gab:
Durch eine Reihe von Zufällen gelangte ich an die Adresse einer Dame mit dem Namen Gunta Semba. Sie erwies sich als pensionierte Bibliothekarin, die in der lettischen Gemeinde in New York einen Büchertisch betrieb (…) zu meiner großen Überraschung brachte mir der Postbote eines Tages ein schweres Paket aus Amerika, das alle Bücher von Anšlavs Eglītis enthielt, derer Gunta hatte habhaft werden können! Darunter war auch ein Buch, das mir allein wegen seines lustigen Titels sofort auffiel. Leseprobe
Es war der Roman "Schwäbisches Capriccio", der jetzt im Guggolz Verlag erschienen ist. Er erzählt von einem Flüchtling, dem - zum Glück - Hunger, Zerstörung und extreme Armut erspart geblieben sind, durch die Hilfe der Menschen in einer kleinen schwäbischen Stadt.
Schwäbisches Capriccio
- Seitenzahl:
- 318 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Lettischen und mit einem Nachwort von Berthold Forssman
- Verlag:
- Guggolz
- Bestellnummer:
- 978-3-945370-47-6
- Preis:
- 25 €