Roman "Eisiges Land": Fesselnde Reise in die Wikingerzeit
Tore Kvæven hat mit "Eisiges Land" praktisch alle wichtigen norwegischen Literaturpreise abgeräumt. In seinem großen historischen Roman über die Wikingerzeit erzählt er eine mitreißende Geschichte.
Die Wikingerzeit ist gerade sehr in Mode: Für die Kleinen ist es der kluge Wickie mit seinen Abenteuern, aber auch die Erwachsenen können mit opulent inszenierten Filmen in die Legenden früherer Epochen eintauchen.
Der Roman von Tore Kvæven bietet ebenfalls dichte, mitreißend erzählte Geschichten, aber darüber hinaus noch mehr. Er beschreibt die Kraft und Wut junger Männer, die keine eigenen Verluste scheuend sich in Kämpfe verstricken, in denen man durchaus die Nachrichten aus unserer Zeit wiedererkennt. Das ist ja der größte Vorzug eines historischen Romans, dass er Erkenntnisse für die Gegenwart aus der Vergangenheit schöpfen kann.
Die Walrossjagd beginnt
Wir steigen ein in die letzten Jahre des 13. Jahrhunderts in Grönland. Die Bergbewohner, die dem alten Asenglauben treu geblieben sind, und die Fjordbewohner, die sich zum Christenglauben bekennen, sind verfeindet. Später kommen auch noch Skrälinger - so nannten die ersten Siedler die Inuit, die mit ihren Hundeschlitten reisen und den wikingischen Siedlern im Umgang mit der arktischen Natur deutlich überlegen sind. Seit Jahren sind keine Schiffe mit Gütern aus Norwegen mehr gekommen und die Walrösser sind ebenfalls einige Jahre ausgeblieben. Doch endlich sind sie wieder gesichtet worden und die Walrossjagd beginnt. Die Männer aus den Bergen und die vom Fjord legen los:
Und diese Männer konnten rudern. Sogar die Boote, die an Land noch ganz elendig gewirkt hatten, konnten sich Respekt verschaffen, während sie deutliche Spuren in den Fjord zeichneten. Drei Zehnriemer, zwei Achtriemer, vier Boote mit sechs und zwei oder drei kleine Boote mit jeweils zwei Ruderern. Alle hinterließen grün schimmerndes Kielwasser im Schatten der Felswände. Arnar dachte, dass ihr Boot an diesem Tag wohl kaum vom Meergott gestoppt werden könnte. Denn er wusste, dass Steinulfur und Burfell über gewaltige Körperkräfte verfügten. Er spürte ihre Ruderzüge durch den Rumpf des Boots dringen. Und auch die anderen beiden Männer, Vermund und Gunnar, waren gute Ruderer, auch wenn sie es nicht mit den Himin-Gorms Brüdern aufnehmen konnten. Arnar selbst würde zeigen, dass auch er sich den Platz auf der Ruderbank verdient hatte. Von diesem Tag an und bei allen Walrossjagden, die noch kommen würden. Leseprobe
"Eisiges Land": Detaillierte Beschreibungen der Wikingerzeit
Wer Kraftsport betreibt oder einfach gern ausgiebig wandert, kennt dieses Gefühl ganz tief unten in der Seele, das hier beschrieben wird, dass man mit der eigenen Urkraft die Familie zu versorgen hat.
Der erwähnte junge Mann Arnar ist eine der beiden Hauptfiguren. Er ist zum Zeitpunkt dieser Walrossjagd erst 15 Jahre alt und wird mit seiner Harpune das Walross töten, dessen Fleisch, Tran und Haut dringend gebraucht werden. Er liebt über alles die schöne Eir, die aber dem Sohn des Häuptlings der Fjordleute Hunvarg versprochen wurde. Es kommt später zu erbitterten Kämpfen, bis irgendwann alle das Blutvergießen satthaben. Aber es wird noch einen dramatischen Zweikampf geben.
Man sollte den Roman nicht zu schnell lesen, weil man unbedingt wissen möchte, wie es ausgeht, sonst verpasst man zu viele Details der Schilderung dieser Reise in die Wikingerzeit.
Eisiges Land
- Seitenzahl:
- 544 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Norwegischen von Andreas Brunstermann und Gabriele Haefs
- Verlag:
- Piper
- Bestellnummer:
- 978-3-492-07235-9
- Preis:
- 25 €