"Planck oder Als das Licht ...": Roman von Steffen Schroeder
Der Schauspieler und Autor Steffen Schroeder widmet sich in seinem neuen Roman dem Physik-Nobelpreisträger Max Planck. Wie Schroeder historische Figuren zum Leben erweckt, ist erstaunlich.
Als Max Planck im November 1944 an seinen inhaftierten Sohn denkt, kommt ihm in den Sinn, dass "Sonntagskinder" eigentlich als Glückskinder gelten. Und Erwin wurde an einem Sonntag im März 1893 geboren.
Der Sonnenschein der Familie war er. Der Jüngste, der nicht nur der Liebling der Mutter war, auch die Zwillingsschwestern hatten sich immer um "Mops" gekümmert, wie sie Erwin tauften, weil er immer so lustig war (...).
Erwin Planck: Zum Tode verurteilter Hitler-Attentäter
Aber auch daran erinnert sich Planck:
(...) in den ganz alten Zeiten hatte es auch geheißen: Sonntagskinder sollen dämonische Wesen erkennen. Und bekämpfen.
Erwin Planck hat das Wesen des nationalsozialistischen Regimes früh erkannt - und bekämpft: "Erwin Planck war Staatssekretär unter dem letzten Kanzler der Weimarer Republik, Kurt von Schleicher", erzählt Schroeder. "Was Hitler vorhatte, hat er von Anfang an gesehen. Er hat gesagt: Dieser Mann wird einen Verbrecherstaat anrichten. Er hat seinen Hut genommen und das Weite gesucht."
Erwin Planck schloss sich dem Kreis um die Hitler-Attentäter vom 20. Juli an, wurde verhaftet und zum Tode verurteilt. Steffen Schroeder erzählt aber nicht nur dessen Geschichte. Es geht auch um Erwins Frau Nelly, die als Ärztin in der Charité Professor Sauerbruch assistiert und die alles versucht, damit ihr Mann begnadigt wird. Und um eine innige Vater-Sohn-Beziehung: Max und Erwin Planck verband die Liebe zur Musik und zur Natur.
Planck'sche Familiengeschichte immer präsent
Als Erwin inhaftiert ist, wird Max Planck, nachweislich kein Freund des NS-Regimes, aufgefordert, sich nun endlich zum "Führer" zu bekennen. "Das habe ich mir immer schrecklich vorgestellt", sagt Schroeder. "Wie verhält man sich in so einer Situation? Was mache ich als Vater in so einer Situation? Das wollte ich genauer wissen, was damals passiert ist."
Steffen Schroeders Ur-Urgroßmutter war eine Halbschwester des Nobelpreisträgers, die Planck'sche Familiengeschichte in seinem Leben immer präsent. Ein gerahmter Brief von Max Planck hing über dem Sofa der Großeltern und beeindruckte ihn schon früh: "Für mich war das Spannende als Kind, dass auf dem Brief ein großer Tintenklecks war, und darunter stand ganz klein: "entschuldige den Klecks!". Das hat ihn mir nahbar gemacht, dass ich dachte: So ein berühmter Mann macht auch mal einen Klecks. Das fand ich sympathisch."
Steffen Schroeder: "So ein Roman braucht auch eine gewisse Leichtigkeit"
Für den Roman hat Schroeder aufwendige Recherchearbeit in Archiven und Nachlässen betrieben: "Mir war es wichtig, in diesem Roman möglichst nichts zu erfinden; die Ereignisse, die ich beschreibe, beruhen alle auf Tatsachen. Und zum Teil gibt es sogar sehr skurrile Dinge, von denen man denken könnte: Die hat sich der Autor ausgedacht."
Wie zum Beispiel die Anekdote über den Bier trinkenden Kater von Professor Sauerbruch: "Ich habe ganz gezielt nach Dingen gesucht, die im besten Sinne auch mal komisch sind, weil ich der Meinung bin, dass so ein Roman auch eine gewisse Leichtigkeit braucht. Denn dramatisch ist die Geschichte sowieso."
Steffen Schroeder erweckt historische Figuren zum Leben
Wie Steffen Schroeder diese Leichtigkeit gelingt, wie er historische Figuren, das ganze wissenschaftliche Personal, das sich um Max Planck rankte, samt familiärer Verhältnisse, zum Leben erweckt, ist erstaunlich. Auch Albert Einstein, der seinen späteren Ruhm Max Planck zu verdanken hatte, gehört dazu. Ebenso wie dessen an Schizophrenie erkrankter Sohn Eduard: Eine Vater-Sohn-Geschichte anderer, trauriger Art.
Steffen Schroeder verflechtet in "Planck oder Als das Licht seine Leichtigkeit verlor" alles zu Parallelsträngen und schafft so ein dokumentarisch dicht unterfüttertes, fein gesponnenes Romangewebe.
Planck oder Als das Leben seine Leichtigkeit verlor
- Seitenzahl:
- 320 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Rowohlt
- Bestellnummer:
- 978-3-7371-0156-1
- Preis:
- 22 €