Mein Paris
Robert Doisneau hat für die großen Magazine Vogue, Paris Match und Life fotografiert, auch für die Resistance, die Widerstandsbewegung gegen die NS-Besatzer. Französische Stars ließen sich von ihm ablichten. 1944 war er bei der Befreiung von Paris dabei. Jetzt ist ein Bildband mit 600 Fotos seiner Lieblingsstadt Paris erschienen. Ida Krenzlin hat hineingeblättert.
Robert Doisneau (Buchzitat): "Ich erinnere mich an das Paris der Mützen, der Melonen und der Revolten, an das Paris der Schmach, an das bigotte und spießbürgerliche Paris der Huren, an das Paris der Barrikaden, an Paris im Freudentaumel und an das Paris der Autos, der wehenden Unterröcke und der Jogger."
Eine Metropole als Westentasche
Robert Doisneau war der klassische Flaneur mit der Kamera. Er kannte jede Ecke von Paris, fotografierte in den Bars und Spelunken, auf den Plätzen und Brücken, in der Pariser Metro und in den kleinen Brot- und Weinläden der Wohnviertel.
Robert Doisneau (Buchzitat): "Ein halbes Jahrhundert lang bin ich stundenlang über das Pflaster und später den Asphalt von Paris marschiert. Ich habe die Stadt kreuz- und quer durchwandert."
Zum Glück, denn die Fotos aus fast allen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts dokumentieren ein längst vergangenes Paris. Robert Doisneau liebte die Menschen und ihre schlichten Gesten des Alltags: Die Gesichter der Frühaufsteher, ein hingehauchter Abschiedskuss, der Blick zweier Menschen, der sich in einer Menschenmenge trifft.
Robert Doisneau (Buchzitat): "Wir sprachen nicht nur, nein, wir sangen auch miteinander. An jeder Straßenecke fanden sich Gruppen mit einem Akkordeon, einer Geige, einem Schlagzeuger und einer Sängerin. Die Musikanten verkauften Textblätter und das Publikum fiel in den Refrain ein. Sogar in der Metro fanden sich Sänge, und manchmal trällerte ein Dutzend Fahrgäste mit."
Große und kleine Lebenskünstler
Nicht nur Fotografien, auch Notizen Dosineaus sind abgedruckt. Das knapp 400 Seiten starke Buch unterteilt sich in Kapitel wie "Das Paris der Pariser", "Paris amüsiert sich" oder "Paris revoltiert".
Doisneau war selbst bei der Resistance, fotografierte Luftschutzkeller, illegale Druckereien und Widerstandskämpfer auf Versammlungen. Er beobachtete, wie die Pariser die Besatzung erlebten und sich befreiten: Zum Beispiel zwei kleine Jungen - sie reißen Pflastersteine aus dem Boden und reichen sie für den Barrikadenbau weiter.
Robert Doisneau (Buchzitat): "Eine Barrikade zu errichten bedeutete, in gemeinsamer Anstrengung das Ende der schlechten Zeit zu begrüßen. Es lag eine Feierstimmung in der Luft, welche die Frauen, die eine lange Kette bildeten, um den fleißigsten Erbauern der Barrikade die schweren Pflastersteine zu reichen, zu wahren Schönheiten machte.
Doisneau liebte die kleinen und großen Lebenskünstler, ob Kartenlegerinnen, Bühnen- oder Hafenarbeiter, ob Pablo Picasso, sich küssende Pärchen oder den Eifelturm. Doisneau ist Paris und das sieht man in diesem Bildband auf jeder Seite.
Mein Paris
- Seitenzahl:
- 400 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Schirmer und Mosel, 393 Seiten
- Bestellnummer:
- 978-3829605021
- Preis:
- 29,80 €