von Dominique Cirstea

Zu Besuch bei Senta Meyer: In roter Lederjacke sitzt sie da - eine Tasse Tee in der Hand. Auf ihrem weißen T-Shirt der Name ihres aktuellen Buches: "Kacke - Warum ich?" Geschrieben hat die gestandene Frau schon immer gern. Irgendwann, erzählt sie, wurden die Geschichten in ihrem Kopf zu viel. Also machte sich Senta Meyer - heute Anfang 60 - einen Plan und schrieb ihr erstes Buch. Das war vor mittlerweile zehn Jahren. "Wenn die Idee einmal steht, mache ich einen Plot, teile mir das schon in die Kapitel auf und dann wird's geschrieben", schildert die Autorin. "Je nachdem, wie viel Zeit ich habe, dauert das so zwei, drei, vier Monate. Wenn ich das dann fertig geschrieben habe, lese ich mir das durch, schaue ob es überhaupt eine Geschichte, ein Buch geworden ist." Wenn sie dann findet, dass es Sinn ergibt, werde das Ganze nochmal überarbeitet und gehe den ganz normalen Weg über die Vorlektorate, Lektorat, Korrektorat.

"Kacke - warum ich?": Die Wirren der Jugend

Die Geschichte von "Kacke - warum ich?" ist so neu nicht: Eine Frau jenseits der 60 wacht eines Tages in einem jugendlichen Körper auf. Plötzlich ist sie wieder jung und weder Mann noch Freunde erkennen sie. Verloren in einer Welt von sozialen Medien, High-School-Dramen, verrücktspielender Hormone und einem Nebenjob im Dönerladen, von dem sie so überhaupt keine Ahnung hat, muss sie einen Weg suchen, sich in dem neuen Leben zurechtzufinden. Es beginnt eine turbulente Reise durch die Wirren der Jugend, gespickt mit skurrilen Situationen, urkomischen Missgeschicken und einer gehörigen Prise Selbstironie.

Meyer gründete kurzerhand eigenen Verlag

Der Druck ihres ersten Buches ließ auf sich warten. Die Suche nach einem Verlag, der an ihrer Geschichte interessiert war, blieb erfolglos. Davon hat sich die passionierte Schreiberin aber nicht aufhalten lassen: "Wenn man anfängt zu schreiben und das Buch, das Manuskript dann fertig hat, ist man immer auf der Suche nach einem Verlag. Das ist ein total schwieriges Unterfangen. Wenn man Glück hat, darf man auch mal ein Manuskript abgeben. Irgendwann waren wir so weit, dass wir gesagt haben: Okay, wir gründen einen Verlag. So ist 'Guilty' entstanden", berichtet Senta Meyer.

Den Spieß umgedreht - jetzt sucht Senta Meyer Autoren aus

Seitdem arbeitet Senta Meyer als Vollzeit-Autorin. Wirklich geplant war das nicht. Geboren in Halle an der Saale, trainiert sie als Mädchen Turnen und Wasserspringen, ging auf die Sportschule, Später studierte Senta Meyer zwei Jahre lang Medizin, ehe ihr das weitere Studium in der DDR untersagt wurde. Der Liebe wegen zog sie noch zu DDR-Zeiten in den damaligen Bezirk Neubrandenburg. "Das Schöne ist, dass man es jetzt selbst in der Hand hat, dass man sich die Autoren suchen kann", freut sich die Verlegerin. "Wir bekommen sehr, sehr viele Angebote, Exposés und Manuskripte, sodass man schauen kann, wer zu uns ins Programm passt. Mit wem möchte man gern zusammenarbeiten. So ist zum Beispiel Andy Ponath zu uns gekommen, der einen Fantasy-Roman abgegeben hat. Total cool, das macht richtig Spaß mit ihm und das freut einen dann."

Arbeiten ohne Druck

Drei bis vier Titel veröffentlicht Senta Meyer in ihrem Verlag pro Jahr. Mehr ist nicht möglich - weder personell, noch finanziell. Von der Idee bis zum fertigen Buch können schon einmal zwei Jahre vergehen. In den meisten Fällen arbeiten die Autorinnen und Autoren in anderen Berufen und schreiben nebenbei. "Mit den Autoren arbeiten wir so, dass wir diesen Druck komplett rausnehmen", erzählt Senta Meyer von ihrer Arbeit. "Wenn wir Korrekturen weitergeben, hat sie oder er so lange Zeit, wie es braucht. Das ist auch vollkommen in Ordnung. In der Regel ist es ja umgekehrt: Wenn ein Autor ein Buch geschrieben hat, möchte er das schnell in den Händen halten. Da müssen wir ein bisschen zügeln und sagen: Nee, nee. So schnell geht das nicht."

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