Identität, Queerness, Freundschaft: Neue Jugendbücher im Juni
"Baby & Solo", eines der schönsten Jugendbücher der vergangenen Monate, ist endlich auch als Taschenbuch erschienen. Wir stellen dieses und zwei weitere Bücher für Leserinnen und Leser ab 14 Jahren vor.
"Super Fake Love Song" von David Yoon: Sei du selbst
Sunny Dae ist ein klassischer Nerd und in seiner Schule nur mittelbeliebt. Das Interessanteste an ihm ist wahrscheinlich sein älterer Rockstar-Bruder, der mittlerweile in Los Angeles lebt. In dessen Zimmer zu Hause gerät aus Versehen die umschwärmte Cirrus. Die glaubt jedoch, all die coolen Poster und Gitarren gehörten Sunny. Der räumt mit dem Missverständnis nicht auf und behauptet stattdessen, Sänger einer Band zu sein. Schnell rekrutiert Sunny seine zwei besten Freunde für die fiktive Rockband und beginnt außerdem, die abgelegten Klamotten seines Bruders zu tragen. Eine ganz neue Identität entsteht. Eine Weile läuft die Lüge ganz gut, aber irgendwann will Cirrus die Band natürlich auch auf einer Bühne erleben. Was jetzt?
David Yoon, Amerikaner mit koreanischen Wurzeln, hat sein Thema gefunden: Identität. Bereits sein Vorgängerroman "Frankly in Love" drehte sich darum. Und auch für Sunny stellt sich die Frage: Wer bin ich eigentlich?
"Love, You" von Kai Spellmeier: Wegweiser durch die queere Welt
Kai Spellmeier wendet sich mit seinem Sachbuch an junge Leserinnen und Leser, die sich mit Fragen zu ihrer Sexualität beschäftigen oder die Vielfalt rund um Queerness und LGBTQIA+ kennenlernen wollen. Gleich zu Beginn erklärt der Autor, was sich hinter dem sperrigen Akronym LGBTQIA+ verbirgt, was eigentlich queer bedeutet und warum es gut ist, dass solche Begriffe immer selbstverständlicher in unserem Sprachgebrauch werden. Weitere Themen sind beispielsweise das Coming-Out, die Geschichte der queeren Bewegung und Beziehungen.
Spellmeier schreibt verständlich, aus einer persönlichen Perspektive und ist dabei sehr nah an seiner jungen Leserschaft. Das Buch ist gut strukturiert, mit vielen Verweisen auf Organisationen und Vereine, wo man mehr erfahren oder Hilfe bekommen kann.
"Baby & Solo" von Lisabeth Posthuma: Taschenbuchtipp für die Sommerferien
Es ist 1996: Solo ist 17 und glücklich über seinen ersten Job in einer Videothek. Der Job ist etwas ganz Besonderes für ihn, er hatte viele Jahre gesundheitliche Probleme - welche genau, erfahren die Leserinnen und Leser erst nach und nach. Solo nennt die Krankheit nur "seine Macke" und seine größte Angst ist es, dass jemand etwas darüber erfahren könnte. In der Videothek lernt er Baby kennen, eine meist schlechtgelaunte und vorlaute Gleichaltrige, die ebenfalls ein Geheimnis hat. Die beiden freunden sich an, aber Solo glaubt noch immer, dass niemand, auch Baby nicht, etwas über seine Vergangenheit erfahren darf. Aber kann auf dieser Grundlage eine Freundschaft funktionieren?
"Baby & Solo" kommt leicht und humorvoll daher und thematisiert psychische Krankheiten und Verlust fast nebenbei, aber nicht weniger eindrucksvoll. Lisabeth Posthumas Roman feiert die Freundschaft und die Kraft, die man aus ihr ziehen kann. Er ist jetzt auch als Taschenbuch erschienen und sei allen unbedingt ans Herz gelegt.