Große Kunst mit kleinen Figuren
"Wie war zu Cölln es doch vordem, Mit Heinzelmännchen so bequem! Denn, war man faul: Man legte sich Hin auf die Bank und pflegte sich" - so geht die Sage von den Heinzelmännchen, die seinerzeit leider unbedacht vertrieben worden sind.
Ein Kölner Künstler hat sie nun wieder entdeckt. Als knapp zwei Zentimeter große Figuren. Bernd Schloemer zieht in seiner Freizeit mit einer kleinen Auswahl kleiner Menschenfiguren los und fotografiert die Colognies, wie er sie nennt, in allen möglichen und unmöglichen Situationen.
Tausend kleine komische Geschichten
Man kann dieses Buch nicht angucken, ohne sich köstlich zu amüsieren. Es sind tausend kleine urkomische Geschichten, die hier fast ohne Worte erzählt werden. Bernd Schloemer versteht es, uns Betrachter zu verzaubern mit den kleinen Wesen, die nichts anderes tun, als größere Menschen eben auch, aber der Witz entsteht durch die Überraschungen in der Perspektive und die Möglichkeit, sich das menschliche Treiben mit sehr viel Abstand von sehr weit oben anzugucken - und so hat Humor eben schon immer funktioniert, nicht erst seit Heinzelmännchenszeiten.
"Sie sind zurück! Dies ist durchaus erstaunlich, haben sich die kleinen Racker doch eine halbe Ewigkeit nicht mehr im Domschatten blicken lassen ..." Auf den Fotos von Bernd Schloemer entdeckt man die 20 Millimeter-Figuren am: "Ufer des Rheins, am Kran- oder Zeughaus, am langen Samstag in der City, vielleicht auch in der Kayjass Nr. Null. Halten Sie die Augen offen, sie sind wieder unter uns." (Buchzitate)
Entdecken, staunen und lachen
Eine der Figuren spiegelt sich im silbernen Absatz einer Sandalette, ein winziger Diogenes hat es sich vor einem Schneckenhaus mit Miniaturliege und Sonnenschirmchen bequem gemacht, eine ganze Minimenschengruppe bestaunt einen Eisberg, eine Eistüte, die aufs Trottoir gefallen ist, eine Expedition, die höchst professionell ausgestattet ist mit Seilchen und Pickelchen besteigt einen Zuckerhut.
Manche der Figuren tun böse Dinge, ein Exhibitionist erschreckt die Damen mit seiner Winzigkeit, ein Rollstuhlfahrer steht an der Bürgersteigkante und blickt in den schwindelnden Abgrund, Insekten sind zu Ungeheuern geworden für die Kleinen und Menschen werden durch ein Gitter als Urzeitriesen bestaunt. Ein Räumkommando versucht die auslaufende Flüssigkeit eines Joghurtbechers in den Griff zu bekommen, ein Liebespaar knutscht auf einem kleinen Hängeschloss, als säße es im Riesenrad und Angler warten ein einem Wassertümpel, der sich im einer Steinstufenkuhle gebildet hat, auf ihr Glück und so geht es weiter.
Davon kann man nicht genug bekommen
Es gibt nicht viele Bildbände, die man durchblättern und sich dabei einfach leise glucksend dem Charme der überbordenden Erzähllust ergeben kann. Rheinische Lebensfreude, diese am Rhein wohnende Gabe, die Sorgen auch einfach mal für ein paar Stunden draußen zu lassen, wohnt in den Bildern, die hier kleine Geschichten erzählen. Liebevolle, verblüffende, anarchische. Auf einem der Bilder sitzt ein Rentnerpaar en miniature auf einer Silvesterrakete und ein frecher "Köllsche Jung" rennt gerade noch weg. Dann wieder werden wir mit Idylle verwöhnt. Die Colognies rudern in Kronkorken über einen Baggersee von Pfütze. Nur zu. Von so viel Vergnügen können wir gar nicht genug haben.
Colognies: Die große Kunst mit kleinen Figuren
- Seitenzahl:
- 96 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Mitteldeutscher Verlag
- Bestellnummer:
- 978-3898129367
- Preis:
- 14,95 €