Es knallt und rappelt und es geht in die Zukunft
Bevor die Ferien und damit die langen Bahn- oder Autofahrten starten, muss gut überlegt sein, welcher Lesestoff in den Koffer kommt. Comics sind für Kinder eine gute Alternative, weil man sich so schön in den Zeichnungen verlieren kann.
"Murr" von Josephine Mark
Er ist ein Bandit durch und durch - der kleine Murphy, genannt Murr. Im Wilden Westen wächst er auf. Gibt es eine Rauferei in der Schule: Murr ist dabei. Gibt es Bären im Wald zu ärgern: Murr ist erbarmungslos. Selbst als Erwachsener lässt er nichts anbrennen. Er ist ein gefürchteter Falschspieler im Saloon und auch der Sheriff des kleinen Örtchens erwischt seine Frau beim, nennen wir es: näher kennenlernen … natürlich mit Murr. Es könnte ewig so gesetzlos für Murr weitergehen, doch eines Tages begegnet er dem Tod und alles wird anders - auch sein Charakter.
Josephine Mark hat sich diese witzige wie tiefgründige Geschichte ausgedacht. Schon mit "Trip mit Tropf", der Geschichte über ein krebskrankes Kaninchen, hat sie es geschafft, vermeintlich schwere Kost für Kinder leicht und ohne Scheu zu erzählen. Ihr Zeichenstil ist erfrischend reduziert. Da haben die Menschen dünne Beinchen und nur einen breiten Strich im Gesicht für die Augen - hingegen könnte der Tod auch aus einem Tim-Burton-Film gesprungen sein, mit riesigen leeren Augenhöhlen und seiner hageren Gestalt. Dank spritziger Dialoge wird die Geschichte um Murr und seine Endlichkeit zu einem großen Lesevergnügen für Kinder ab 12 Jahren.
"Fence" von C. S. Pacat
Nicholas Cox hat ein Talent: Fechten. Gerne würde er so berühmt und herausragend werden wie sein Vater, ein pensionierter Fechtchampion. Zu ihm hat er allerdings seit seiner Geburt keinen Kontakt. Egal. Sein Wunsch bleibt und er will alles dafür tun, ihn umzusetzen. So ergattert er sich ein Stipendium an einer renommierten Fechtakademie. Was folgt sind viele Wettkämpfe und Lehrstunden - nicht nur auf der Planche.
"Fence" stammt aus der Feder von C.S. Pacat, eine Autorin für Jugendromane und aus dem Zeichenstift von Johanna The Mad. Hier geht es ungezwungen queer zu. Jungs sind in Jungs verknallt, aber auch Mädels kommen nicht zu kurz. Alles hat eine gewisse Leichtigkeit: die Zeichnungen, mit ihren kurzen Sprüngen in die Manga-Optik, und die Texte, die locker geschrieben sind. Zudem lernt man noch nebenbei jede Menge über den Fechtsport. Im April letzten Jahres ist die Comic-Reihe gestartet. Nun liegt der 5. Band vor, in dem es sportlich und voller Gefühlsverwirrungen gegen die besten Teams des Landes geht. Unterhaltsam und spannend wie ein Highschool Musical.
"Drei aus der Zukunft" von Aisha Franz
Wir schreiben das Jahr 2065. Genauer: den 12. April. Es regnet und ein Gewitter ist angekündigt. Was nach Tristesse klingt, entwickelt sich für Bille, Esra und Waldi zu einem Abenteuer. Nicht nur, dass Strom-frei-Tag ist und somit alles Elektrische eine Ruhepause einlegen muss, die Schule will auch noch bewältigt werden. Aber mit der passenden Idee, wie zum Beispiel fliegender Orangensaft oder ferngesteuerte Regenwolken, wird es nie langweilig.
Die sechs Kurzgeschichten sind bereits in der Zeit Leo erschienen. Für die hat die Comic-Zeichnerin Aisha Franz die letzten Ausgaben der Kinder-Comics beigesteuert. Knalligbunt, kurz und knackig getextet und extrem fantasievoll - vor allem wenn der Petzroboter über allen Schülerinnen kreist. Für Kinder ab sechs Jahren bestens geeignet - zum Schmunzeln und Breitgrinsen.