"Eine halbe Ewigkeit": Ildikó von Kürthys "Mondscheintarif"-Fortsetzung
Die Hamburger Autorin Ildikó von Kürthy hat 25 Jahre nach ihrem "Mondscheintarif"-Erfolg eine Fortsetzung geschrieben. "Eine halbe Ewigkeit" ist eine Hommage an lange Beziehungen.
In "Mondscheintarif" haben wir einer Frau beim Warten auf den Anruf von dem sensationellen Typen, mit dem sie gerade die Nacht verbracht hatte, zugeguckt. Cora Hübsch, Anfang 30, wollte auf gar keinen Fall irgendwas falsch machen - und Traummann Daniel mit zu viel Anhänglichkeit nerven. Zwei Millionen Mal hat sich "Mondscheintarif" damals verkauft!
Wie geht es Cora Hübsch heute? Was ist passiert nach dem Happy End von "Mondscheintarif"? Als Cora nämlich endlich entscheidet, nicht mehr nur den Festnetzapparat anzustarren, sondern die Sache selber in die Hand zu nehmen und Dr. Daniel Hoffmann anzurufen, da sagt er doch glatt: "Na endlich! Cora, meine Liebste…"
Ildikó von Kürthy hat sich ihren ersten Bestseller nochmal vorgenommen - und gesehen: Nach dem Happy End steht da aber: "Vorläufiges Ende". "Das habe ich damals schon in weiser Voraussicht geschrieben. Und da habe ich mir gedacht: Na prima, dann kann ich da ja direkt anknüpfen", erzählt die Autorin.
Schmerzhafte Abschiede
Cora Hübsch ist jetzt Mitte 50, die Beziehung in die Jahre gekommen - und das jüngste Kind zieht gerade aus. Als sie nach kurzem Entrümpelungswahn vor dem vollen Altpapiercontainer steht, bricht sie erstmal komplett zusammen. Was soll jetzt noch kommen? "Mit Mitte 50 drängt sich ja das Bilanz-Ziehen quasi auf, die berühmten Wechseljahre, die nicht nur ein körperlicher, ein dramatischer Umbau sind, sondern auch ein Alter, was viele Abschiede mit sich bringt", sagt von Kürthy.
Die Kinder gehen, die Eltern sterben, die Abschiede schmerzen - und gleichzeitig entsteht neuer Raum im Leben. Und der muss irgendwie gefüllt werden. "Das ist schon eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, zumal sie meistens noch mit sehr schlechter Laune einhergeht - und Hitzewallungen", erzählt von Kürthy.
Ich bin von Joggen auf Walken umgestiegen und von Gin Tonic auf Fenchel-Anis-Kümmel-Tee. Mein Beruf erfüllt mich nicht mehr, tags bin ich müde und nachts schlaflos. Ich brenne nicht mehr. Ich schwitze nur noch. Leseprobe
Tiefschläge nach dem Happy End
Das Lesen von "Eine halbe Ewigkeit" ist, wie eine alte Freundin zu treffen. Eine Freundin, die man lange nicht gesehen hat - mit der man aber sofort richtig tief einsteigt. Nichts wird beschönigt oder verschwiegen. Und so erfahren wir, dass es nach dem Happy End im Leben von Cora Hübsch Tiefschläge gegeben hat. Tiefschläge, wie sie wohl zu jedem Leben dazugehören.
"Ich finde, die Erkenntnis hilft mir sehr, weil ich ja so ein verwöhntes Einzelkind bin. Ich dachte immer, die Welt muss mir zu Füßen liegen und habe das immer sehr persönlich genommen, wenn ich unglücklich war, weil ich dachte: So habe ich aber nicht gewettet! Es gibt aber gar keinen Anspruch auf Glück. Und das ist ganz gut. Diese Form der Desillusionierung macht einen letztlich zufriedener."
"Ich habe Cora Hübsch so viel zu verdanken!"
"Eine halbe Ewigkeit" ist eine Geschichte übers Älterwerden, übers Ringen mit dem Leben, über neues Selbstbewusstsein und alte Zweifel. Und: Es ist eine Hommage an lange Beziehungen, an Lieben, die trotz aller Verwerfungen und Schwierigkeiten die Zeit überstehen.
Die Wiederbegegnung mit ihrer Protagonistin war für Ildikó von Kürthy bewegend: "Ich habe Cora Hübsch so viel zu verdanken! Das ist die Eintrittsperson, die Türsteherin zu meiner Schriftstellerinnenkarriere. Das war herrlich. Auch in den alten Seiten vom "Mondscheintarif"-Tagebuch zu blättern, das war auch eine Selbstbegegnung."
Und: Sie will es wieder tun! Denn auch diesmal ist das Ende der Geschichte von Cora Hübsch nur ein vorläufiges: "Auf jeden Fall! Also Cora verlässt mich nicht wieder."
Eine halbe Ewigkeit
- Seitenzahl:
- 320 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Wunderlich
- Bestellnummer:
- 978-3-8052-0101-8
- Preis:
- 23 €