"Eine Idee von Mord": Dritter Band der Krimireihe um Selma Falck
Anne Holt ist eine Meisterin des psychologischen Erzählens. Sie kommt ihren Figuren dabei immer sehr nah, verliert aber nie Plot und Spannung aus den Augen. So auch in ihrem Krimi "Eine Idee von Mord".
Anne Holt kann man mit Fug und Recht als Grande Dame der norwegischen Kriminalliteratur bezeichnen. Seit 30 Jahren schreibt sie einen erfolgreichen Krimi nach dem anderen. Eigentlich ist sie Juristin, hat bei der Polizei gearbeitet und war sogar kurzzeitig norwegische Justizministerin, bis sie zu schreiben begann. Ihr neuer Roman "Eine Idee von Mord" ist der dritte Band der Selma-Falck-Reihe und auch wenn man die Vorgängerbücher nicht kennt, gibt es keinerlei Verständnisschwierigkeiten.
Die Spur führt in Regierungskreise
Die Privatermittlerin Selma Falck sitzt mit zwei Freundinnen in einem Osloer Straßencafé. Da fällt ein Schuss. Selma Falcks Schulfreundin Linda, mittlerweile Parlamentsabgeordnete, wird getroffen und stirbt noch vor Ort. Im Moment des Schusses hatte sie sich vorgebeugt und so möglicherweise verhindert, dass es Selma trifft. Hatte Linda das bewusst getan und war also Selma, immerhin eine bekannte Privatermittlerin, das eigentliche Ziel des Schützen? Selma selbst hält das für wahrscheinlich, auch weil sie seit einiger Zeit von einem Stalker verfolgt wird:
Als sie vor drei Wochen das unbehagliche Gefühl gehabt hatte, dass jemand heimlich in ihrer Wohnung gewesen war, hatte sie nicht so ganz begriffen, weshalb. Es war über sie gekommen, sobald sie die Wohnung betreten hatte, obwohl alles am selben Platz stand. Das Ganze war wie eine paranormale Bewegung, wie der Streif einer fremden Substanz. Leseprobe
Die kluge und eigensinnige Selma Falck, die nicht viel auf die Meinung anderer gibt, ist eine vielschichtige Protagonistin. Sie war Rechtsanwältin und hatte, weil sie spielsüchtig war, Job, Zuhause und Familie verloren. Mittlerweile hat sie es als Privatermittlerin zu einigem Ruhm gebracht, kämpft aber weiter gegen ihre Spielsucht. Und schnell muss sie erkennen, dass hinter dem Mord an ihrer Freundin mehr steckt als anfangs gedacht. Denn es gibt zwei weitere Opfer, darunter eine Richterin beim Obersten Gericht:
Kasja Breien gehörte zu den besten juristischen Fachkräften im Land. Sie war mit dem Dekan der juristischen Fakultät verheiratet und hatte fünf Adoptivkinder. Im Sommer segelte sie gern und machte Bergwanderungen. Im Winter badete sie dreimal pro Woche von dem Steg ihres Elternhauses aus im vereisten Wasser. Leseprobe
Die Spur, der Selma jetzt folgt, führt in Regierungskreise. Es geht um Missstände in den staatlichen Jugendämtern, um minutiös geplante Verschwörungen und eine persönliche Tragödie, die zu groß ist für einen einzigen Menschen.
"Eine Idee von Mord":
Anne Holts Kriminalromane sind auf den ersten Blick klassische Whodunits. Als Leserin begleitet man die Ermittler bei der Aufklärung der Morde - und wird im besten Fall von der Auflösung überrascht. Aber Anne Holt geht es gar nicht so sehr um den Täter. Vielmehr ist sie an gescheiterten zwischenmenschlichen Beziehungen interessiert, an den Momenten, wenn die Masken fallen, die Beherrschung flöten geht und an der Analyse der norwegischen Gesellschaft. Die Autorin ist wirklich eine Meisterin des komplexen, psychologischen Erzählens. Sie kommt ihren Figuren dabei immer sehr nah, verliert aber nie den Plot und - vor allem - die Spannung aus den Augen. Und so ist es auch in ihrem aktuellen Roman "Eine Idee von Mord".
Eine Idee von Mord
- Seitenzahl:
- 464 Seiten
- Genre:
- Krimi
- Zusatzinfo:
- Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
- Verlag:
- Atrium
- Bestellnummer:
- 978-3-85535-125-1
- Preis:
- 23 €