"Der ganze Himmel": Ein verrückter Roadtrip durch Australien
"Der ganze Himmel" ist sehr lustig, sehr unterhaltsam, aber stellenweise auch verdammt düster. Trent Daltons Abenteuerroman mit Fantasyelementen wird nie langweilig.
Man schreibt seinen ersten Roman, wird damit über Nacht im eigenen Land berühmt, das Buch wird in 33 Sprachen übersetzt und Netflix kauft die Filmrechte. Das ist dem Australier Trent Dalton passiert, mit seinem Erstlingswerk "Der Junge, der das Universum verschlang". Nun wagt er, was viele Schreibende als das Allerschwerste beschreiben: einen zweiten Roman. "Der ganze Himmel" heißt er und handelt von einem Mädchen mit einer besonderen Verbindung nach ganz oben.
Trent Dalton: "Es ist eine Liebesgeschichte über Australien"
Molly ist fast 13 Jahre alt. Ihre Mutter ist tot. 1942 lebt sie mit ihrem Vater und ihrem Onkel, beides Säufer, in Darwin im Norden Australiens. Die Hinterbliebenen verdienen ihr Geld mit Gräber-Schaufeln und Gold-Suchen. Molly redet dabei immer wieder mit dem Himmel, denn für Molly ist das eine Weise, mit ihrer verstorbenen Mutter zu sprechen. Sie erzählt ihr vom Rätsel des Tom Berry:
"Ich hab’s rausbekommen", sagt sie. (…) "Wirklich?" "Ich werde kürzer, je länger ich steh", zitiert Molly. (…) "Es ist eine Kerze" (…) "Eine Kerze!", sagt der Taghimmel. "Aber natürlich! Ich werde kürzer, je länger ich steh." "Er meint damit Kerzenlicht", sagt Molly. "Tom Berry ist vom Candlelight Creek aus aufgebrochen." Leseprobe
Tom Berry war ein Schatzsucher - und Mollys Opa. Er soll Gold versteckt haben. Als Molly glauben muss, dass ihr nichtsnutziger Vater und ihr böswilliger Onkel bei einem japanischen Bombenangriff auf Darwin ums Leben gekommen sind, macht sie sich auf den Weg, um den Schatz zu finden. Man merkt es schnell: In diesem Roman ist einiges los. Australische Geschichte, Fantasyelemente, Abenteuer - von allem gibt es reichlich. Und das ist wunderbar, über weite Strecken ist es ein richtig aufregendes Buch.
"Es ist eine Liebesgeschichte, vor allem eine Liebesgeschichte über Australien", sagt Autor Trent Dalton im Podcast "Booktopia". "Es geht um all die ungewöhnlichen Dinge, die ich gesehen habe. Ich habe lange als Journalist gearbeitet und viel gesehen. Ich habe einfach alle Erfahrungen voll aufgedreht und mir gedacht, das Buch so groß und breit, wie ich es kann, anzulegen."
Irrwitzige Spannung
"Der ganze Himmel" ist sehr lustig, sehr unterhaltsam, aber stellenweise auch verdammt düster. Vor allem Mollys Onkel Aubrey ist beunruhigend. Er hat den Bombenangriff nämlich überlebt und macht sich auf die Jagd nach Molly. In einem Dorf findet er viele Verstorbene und einen überlebenden Jungen, Shane, der aus lauter Trauer auch sterben will. Aubrey soll ihn erschießen.
"Sechs…fünf…vier." Der Junge schließt die Augen. "Drei." Der Pistolenlauf eine Handlänge von Shanes Schläfe entfernt. "Zwei". Der Junge schlägt die Augen wieder auf und sieht den blauen Himmel. "Eins." "Halt", sagt der Junge. Und der Schuss schallt übers Buschland. Leseprobe
Und so entsteht eine manchmal irrwitzige Spannung. Die gejagte Molly ist aber nicht allein: Mit ihr unterwegs sind Greta Maze, eine hinreißend schöne, vom Leben enttäuschte Schauspielerin und Yukio, ein abgeschossener japanischer Pilot.
"Der ganze Himmel": Herzzerreißend schön
Wie bei jeder guten Abenteuergeschichte kommt es am Ende zum großen Showdown. Bis dahin hat Trent Dalton die Leser mit auf einen verrückten Roadtrip durch das australische Northern Territory mitgenommen. Bevölkert von Figuren, die alle so reichhaltig sind, dass sie ihren eigenen Roman tragen könnten. Es wird nie langweilig, sondern ist herzzerreißend schön.
Der ganze Himmel
- Seitenzahl:
- 512 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Englischen von Alexander Weber
- Verlag:
- Harper Collins
- Bestellnummer:
- 978-3-365-00091-5
- Preis:
- 24 €