"Der Untergang der Wager": Ein Buch wie eine Naturgewalt
"Der Untergang der Wager" von David Grann stand auf der Leseliste von Barack Obama und sorgte in den USA für Furore. Es erzählt die spektakuläre Geschichte eines Schiffsbruchs und einer Meuterei in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Am 23. August 1740 verlässt ein Schiffsgeschwader den englischen Hafen Portsmouth. Es sind zwei kleinere Frachtschiffe und fünf Kriegsschiffe, darunter die Wager, ein umgebautes Handelsschiff. Es geht in den Pazifik, in den Krieg gegen Spanien. Aber nur wenige der insgesamt 2.000 Männer an Bord werden nach England heimkehren.
Schiffs-Katastrophe am Kap Hoorn
Was für eine Geschichte! Binden Sie sich am besten beim Lesen fest, sonst werden Sie am Kap Hoorn über Bord gespült.
Weil in diesen Breiten rund um den Globus kein Land ist, das Wind und Wellen aufhalten könnte, ist die See oft besonders rau. Die Wellen nehmen 20.000 Kilometer Anlauf und entwickeln auf dem Weg von einem Ozean zum anderen eine ungeheure Kraft. (...) Manche Wellen werden mehr als 30 Meter hoch und überragen nahezu jeden Mast. Häufig schwimmen todbringende Eisberge auf dem Wasser, die sich vom Packeis gelöst haben. Leseprobe
Hunderte Kilometer nach Kap Hoorn zerschellt die Wager an ein paar Felsen im Pazifik, nicht alle Besatzungsmitglieder können sich auf die nahegelegene Insel retten. Viele der Männer sind eh schon mehr tot als lebendig. Erst grassierte auf dem Schiff das Fleckfieber, dann kam die "Pest des Meeres". Das Wetter auf der südlichen Halbkugel ist unwirtlich, einige Männer werfen dem Kapitän Versagen vor, die Nerven liegen blank.
"Der Untergang der Wager": Faktenbasierte Spekulation
Viele Jahre hat sich der US-amerikanische Autor David Grann durch Hinterlassenschaften aus Archive gearbeitet, er hat ausgebleichte Logbücher, zerschlissene Briefe und Tagebücher gelesen und auf deren Grundlage versucht herauszufinden, was sich damals wirklich zugetragen hat. Sein Buch ist also faktenbasierte Spekulation und eine wahnsinnig fesselnde dazu. Grann schildert, wie die Stimmung auf der Insel schnell kippt.
Immer wieder gibt es Überfälle auf die kargen Lebensmittelvorräte, die Autorität des Kapitäns wird untergraben, es bilden sich verschiedene Gruppen und Allianzen, bis es zu einer offenen Meuterei kommt. Die wenigen Überlebenden verlassen nach entbehrungsreichen Monaten auf zwei verschiedenen Booten und in zwei unterschiedliche Richtungen die Insel. Kapitän David Cheap wählt den Weg nach Norden in einer sieben Meter langen Schute:
Nach nur einer Stunde Fahrt begann es stark zu regnen. Der kalte und böige Wind frischte auf und drehte auf West. Immer wieder brachen hohe Wellen über dem Boot zusammen und Cheap wies die Männer an, sich mit dem Rücken gegen den Wind aufzustellen und eine Schutzwand gegen das eindringende Wasser zu bilden. Doch das Wasser ließ sich nicht abhalten. Leseprobe
Der Kampf um die Wahrheit
Im Abstand von sechs Monaten stranden ein Boot in Brasilien und eines in Chile. Die Geschichten der Passagiere über die Ereignisse auf der Insel könnten nicht unterschiedlicher sein. Dann beginnt der Kampf um die Wahrheit, denn auf Meuterei steht die Todesstrafe.
"Der Untergang der Wager" ist ein Buch wie eine Naturgewalt. David Grann schildert, wozu Menschen, im Guten wie im Schlechten, fähig sind. Unglaublich packend.
Der Untergang der Wager
- Seitenzahl:
- 432 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Englischen von Rudolf Mast
- Verlag:
- C. Bertelsmann
- Bestellnummer:
- 978-3-570-10546-7
- Preis:
- 25 €