"Das Liebespaar des Jahrhunderts": Die Geschichte einer großen Liebe
Die Übersetzerin und Autorin Julia Schoch erzählt in "Das Liebespaar des Jahrhunderts" vom Entstehen und möglichen Vergehen einer großen Liebe. Das ist zärtlich, traurig, aber auch voller wehmütigem Humor.
Eine Frau hat schon länger einen Plan gefasst. Sie nimmt sich vor, ihn endlich in die Tat umzusetzen, nicht mehr länger zu warten und es sofort auszusprechen, wenn ihr Mann nach Hause gekommen ist:
Im Grunde ist es ganz einfach: Ich verlasse dich. Drei Wörter, die jeder Mensch begreift. Es genügen drei Wörter, und alles ist getan. Man muss sie bloß aussprechen. Ich bin erstaunt, dass es so einfach ist. Und noch etwas erstaunt mich: Der Satz ist genauso kurz wie der, den ich am Anfang unserer Geschichte gesagt habe. Am Anfang habe ich zu dir gesagt: Ich liebe dich. Leseprobe
Julia Schoch zerlegt die große Liebe in Einzelteile
Julia Schoch erzählt in Monologform die Geschichte einer großen Liebe, die vor über 30 Jahren begann. Sie seziert diese Liebe, gräbt sich durch ihre Schichten, zerlegt sie in Einzelteile. Erinnert sich an den Beginn, der so hell und aufregend war. Und vielleicht auch ein bisschen profan. Wie wahrscheinlich jede Liebe:
Du hast mich angerufen. Magst du Vanilletee?, hast du gefragt. Ich hätte jedes Getränk als mein Lieblingsgetränk bezeichnet, Hauptsache, es kam von dir. Zehn Minuten später hast du mit dem Vanilletee vor meiner Wohnungstür gestanden. Ich ließ dich rein. Wir setzten uns zum Teetrinken auf den Boden. Das machten damals alle so, es war Mode. Leseprobe
Die ersten Jahre der Beziehung sind leicht. Beide kommen aus dem Osten, brauchen kaum Worte, um sich zu erklären. Die Tage sind lang und ihr Glück hat kein Verfallsdatum. Sie studieren im Ausland, kommen zurück, fast alle ihre Freunde sind mittlerweile getrennt. Nur sie, das Liebespaar des Jahrhunderts, sind noch immer zusammen. Aber das Leben wird gleichförmiger, die Liebe kämpft mit dem Alltag. Und obwohl es keine unlösbaren Probleme gibt, denkt die Frau immer häufiger darüber nach, alles zu beenden.
Julia Schochs Sprache: zart und poetisch
Julia Schochs Roman ist eine Bestandsaufnahme, zärtlich, traurig, aber auch voller wehmütigem Humor. Als Leserin kann man sich der Geschichte kaum entziehen, man vergleicht, leidet mit, erkennt sich selbst. Anfangs ist der Monolog erzählerisch etwas blutleer, erst allmählich entwickelt sich seine ganze Schönheit. Das liegt vor allem an der zarten und poetischen Sprache:
Ich frage mich, was mit unserer Geschichte passiert, wenn ich gehe. Wer wird sich darum kümmern, wenn es uns als Paar nicht mehr gibt? In meiner Vorstellung ist unsere Geschichte wie ein Kind. Wir tragen die Verantwortung für sie. Das hört sich komisch an, ich weiß. Ich wünschte, unsere Geschichte könnte auch ohne uns weiterexistieren. Aber solche Sachen sind nicht möglich, außer vielleicht im Traum. Leseprobe
Vielleicht bedeutet Julia Schochs Geschichte ja, dass jede Liebe gleichzeitig banal und sehr besonders ist. Als folge sie immergleichen Gesetzen, die ebenso speziell wie abgegriffen sind. Und die dennoch nichts daran ändern, dass jede Liebe eben doch die größte ist.
Das Liebespaar des Jahrhunderts
- Seitenzahl:
- 192 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- dtv
- Bestellnummer:
- 978-3-423-28333-5
- Preis:
- 22 €