"Das Büro für Vorahnungen": Sachbuch über eingetretene Prophezeiungen
Das Thema des Sachbuchs von Sam Knight ist ebenso exzentrisch wie hochspannend: Es geht um Menschen, die historische Ereignisse, wie Flugzeugabstürze oder Zugunglücke, in erschreckender Genauigkeit vorhergesagt haben.
Dies ist eines der seltenen Sachbücher, die man aufschlägt, zu lesen beginnt und dann alle anderen Verpflichtungen verschiebt, um es bis zum Ende zu lesen.
Wissenschaftliche Erforschung von Prophezeiungen
Jede und jeder von uns hat schon einmal erlebt oder davon gehört, dass es Menschen gibt, die tragische Ereignisse vorhergesagt haben. Als ich Kind war, erzählte uns ein Mädchen, sie habe sich, als sie noch klein war, strikt geweigert, mit ihren Eltern in die Drachenfelsbahn bei Königswinter einzusteigen. Just diese Seilbahn, die die Familie nehmen wollte, ist 1958 abgestürzt. Das wäre so ein Fall gewesen, den man dem "Büro für Vorahnungen" hätte melden können. Der englische Psychiater John Barker hatte es in den 1960er-Jahren zusammen mit dem Wissenschaftsjournalisten Peter Fairley gegründet mit dem Ziel, Prophezeiungen wissenschaftlich zu erforschen.
Im Frühjahr 1968 verfügte Barker über eine Sammlung von 723 Vorhersagen aus der Bevölkerung (…) Anhand seines Punktesystems errechnete Fairley, dass sich von allen 1967 eingegangenen Vorahnungen bislang 18 erfüllt hatten - eine Trefferquote von etwas mehr als drei Prozent. Leseprobe
Das Zugunglück von Hither Green
Es gab unter den "menschlichen Seismographen", die Vorahnungen einreichten, zwei Personen, deren Visionen allerdings erschreckend genau eintrafen. 12 der 18 Treffer stammten von einer Klavierlehrerin mit dem Namen Lorna Middelton und dem Telefonisten Alan Hencher. Miss Middleton hatte am 1. November 1967 eine ungewöhnlich klare Vorahnung an das Büro für Vorahnungen geschickt:
Ich sehe einen Unfall (…) auf einer Bahnstrecke vielleicht (…) auch ein Bahnhof könnte betroffen sein (…) wartende Menschen am Bahnsteig (…) die Worte Charing Cross (…) ich hörte es buchstäblich KRACHEN. Leseprobe
Auch Hencher hatte am 11. Oktober geschrieben und vor einem Zugunglück auf einer Hauptverkehrsstrecke gewarnt, bei dem viele Menschen getötet und zwei Waggons übereinander geschoben würden.
Am 5. November ereignete sich dann 35 Kilometer vor Charing Cross ein Unglück mit einem 230 Meter langen, fast 500 Tonnen schweren Zug, bei dem es viele Verletzte gab, 49 Menschen waren gestorben.
Die Zukunft bleibt ungewiss
Sam Knight beschreibt etliche solcher erstaunlichen und erschreckenden Phänomene von Visionen, die wahr wurden, aber auch den Zweifel und die Skrupel der Beteiligten.
Wenn jeder Gedanke ein Zeichen sein kann, wenn Psychiater und Zeitungsleute an jedem einzelnen deiner verqueren Gedanken kleben, welche gibst du dann preis und welche tust du ab? Und hast du überhaupt die Wahl? Die Verantwortung war übermächtig. Hencher fürchtete die körperlichen Schmerzen, die mit einer Vorahnung einhergingen. Leseprobe
Wir alle haben Ängste und Sorgen die Zukunft betreffend, und so ist die Botschaft dieses erstaunlichen Buches auch eine Entlastung. Niemand, kein Wissenschaftler, kein Prophet kann vorhersagen, welche Vorahnung eintrifft - und welche eben nicht! Es konnte keine wissenschaftliche Theorie dazu entwickelt werden. Nicht jedes düstere Gefühl muss dazu führen, dass ein Mensch zur Sicherheit sein Zuhause nicht mehr verlässt oder sich auf eine Katastrophe vorbereitet. Die Zukunft bleibt zum Glück ungewiss.
Das Büro für Vorahnungen. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Experiments
- Seitenzahl:
- 296 Seiten
- Genre:
- Sachbuch
- Zusatzinfo:
- Aus dem Englischen von Regina M. Schneider
- Verlag:
- Aufbau
- Bestellnummer:
- 978-3-351-04196-0
- Preis:
- 26 €