"Atlas, Elena und das Ende der Welt": Zwei Teenager stellen sich dem Leben
Die niederländische Autorin Anna Woltz beweist mit "Anna, Elena und das Ende der Welt" einmal mehr, dass sie zu den besten Kinder- und Jugendbuchautorinnen gehört.
Bücher von Anna Woltz entwickeln einen Sog - von Seite eins an. So auch dieses: Elena schneidet sich die Haare ab und wirft ihr Handy weg, bevor sie "am Ende der Welt" aus dem Zug steigt, allein auf einem Bahnhof in der Hitze steht und ein Junge auf einem Pferd an ihr vorbeigaloppiert. Das ist Atlas, der zweite Protagonist in dieser Geschichte. Er wohnt mit seiner Schwester und seinem Vater auf einem Hof im Nirgendwo. Elena soll hier ihre Sommerferien verbringen - und ist not amused:
Stell dir so eine kahle Gruppenunterkunft vor, in der man auf Klassenfahrt wohnt. Plus die vollständige Einrichtung deiner toten Urgroßmutter. Plus der Geruch von vergessenen Schwimmsachen und altem Feuer. Plus ungefähr zweitausend Kartons mit Weihnachtsschmuck. Leseprobe
Elenas Tante Maud ist die neue Partnerin von Atlas‘ Vater. Warum Elena von ihrer Mutter auf diesen einsamen Hof geschickt wurde, erschließt sich erst nach und nach. Zuerst weiß man nur: Die 13-Jährige hatte Erfolg als Influencerin - bis sie ein Video gepostet hat, das ihr einen üblen Shitstorm beschert hat. Deshalb ist Elena eigentlich froh, bei ihrer Tante zu sein, denn hier kennt sie niemand.
Welches Geheimnis hütet Atlas?
Die ganze Familie ist creepy, findet Elena - und Atlas hat ein Geheimnis: Er verschwindet nachts stundenlang, ist wortkarg und misstrauisch. Weil die Geschichte abwechselnd aus Elenas und Atlas‘ Perspektive erzählt wird, wissen die Leser mehr über den verschlossenen 14-Jährigen. Atlas macht sich Sorgen über den Zustand der Welt: Überflutung, Hitzewelle, Meteoritensturm, Pandemie, Stromausfall, Cyberattacke. Seit dem Tod seiner Mutter ist sein Urvertrauen erschüttert. Er hortet heimlich Vorräte und trifft Vorkehrungen für den Ernstfall. Gleichzeitig versucht er, sich um den Hof und die Familie zu kümmern. Und nun ist da Elena - die er nicht auf der Liste möglicher Naturkatastrophen hatte:
Meine Zimmertür wird aufgerissen und ich klappe meinen Laptop schnell zu. Elena trägt immer noch ihre weite Jeans, aber der graue Pulli ist weg. Sie hat jetzt ein kurzes, weißes Hemdchen an, das über einer Stuhllehne vollkommen langweilig wäre. Aber wenn Elena es anhat, sieht das Hemdchen nicht langweilig aus. (…)
Alle Muskeln in meinem Körper sind angespannt und plötzlich begreife ich es: Elena ist ein Sonnensturm. Wenn sie da ist, gerät alles völlig aus dem Gleichgewicht.
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"Atlas, Elena und das Ende der Welt": Spannend, witzig, mutmachend
Zwei Teenager von unterschiedlichen Planeten, beide erschüttert, verstört, verletzt, verunsichert. Elena reagiert mit Wut und Trotz, Atlas mit Rückzug und Schroffheit. Aber irgendwann erzählen sie sich ihre Geschichte - und stellen sich gemeinsam dem Leben.
Spannend, rasant, witzig, klug, intensiv und mutmachend: Anna Woltz hat mit "Anna, Elena und das Elend der Welt" mal wieder bewiesen, dass sie zu den besten Kinder- und Jugendbuchautorinnen gehört.
Atlas, Elena und das Ende der Welt
- Seitenzahl:
- 192 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Zusatzinfo:
- Geeignet für Kinder ab elf Jahren; aus dem Niederländischen von Andrea Kluitmann
- Verlag:
- Carlsen
- Bestellnummer:
- 978-3-551-55938-8
- Preis:
- 12 €