Die Bücher "Gefährlicher Glaube", "Klima außer Kontrolle" und "Offene Wunden Osteuropas". © Quadriga Verlag / Piper Verlag / wbg Theiss

NDR Sachbuchpreis: Diese drei Bücher standen auf der Shortlist

Stand: 03.11.2022 20:30 Uhr

Am 3. November hat der NDR das beste in deutscher Sprache verfasste Sachbuch ausgezeichnet. Drei Titel standen auf der Shortlist des NDR Sachbuchpreises.

Auf der Shortlist standen die Bücher"Klima außer Kontrolle" von Susanne Götze und Annika Joeres, "Gefährlicher Glaube" von Pia Lamberty und Katharina Nocun sowie "Offene Wunden Osteuropas" von Franziska Davies und Katja Makhotina.

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Katja Marx überreicht den Preis an Annika Joeres und Susanne Götze. © NDR Foto: Axel Herzig

NDR Sachbuchpreis 2022 geht an "Klima außer Kontrolle"

In ihrem Buch beschreiben Annika Joeres und Susanne Götze, wie wenig Deutschland auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet ist, und machen konkrete Lösungsvorschläge. mehr

"Klima außer Kontrolle" von Susanne Götze und Annika Joeres

Susanne Götze und Annika Joeres © Susanne Götze / Annika Joeres
Susanne Götze (links) und Annika Joeres zeigen in "Klima außer Kontrolle", wie sich Deutschland auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereiten müsste.

Wetter-Ereignisse nehmen in Deutschland immer extremere Formen an. In "Klima außer Kontrolle" fragen die Autorinnen Susanne Götze und Annika Joeres, wie gut Deutschland auf diese Extreme vorbereitet ist. Was ist zu tun, in immer heißeren Sommern? Was, wenn Bäche ganze Ortschaften mit sich reißen? In dem Buch zeigen sich sowohl immenses Fachwissen als auch eine lange und aufwendige Recherche in ganz Deutschland.

Die Autorinnen verknüpfen dabei Analysen zum Klimawandel mit den Folgen für uns direkt vor Ort. Sie beschreiben, wie wenig in Deutschland bisher für eine Anpassung an die veränderte Klima-Situation getan wird, und zeigen auf, was alles getan werden müsste. Dabei entwickeln Götze und Joeres konkrete Lösungsvorschläge. "Klima außer Kontrolle" ist ein extrem relevantes Buch für die kommenden Jahre - in dem man in Zukunft immer wieder einzelne Themen nachschlagen und nachlesen kann.

"Gefährlicher Glaube" von Pia Lamberty und Katharina Nocun

Pia Lamberty und Katharina Nocun © Gordon Welters
Pia Lamberty (links) und Katharina Nocun öffnen in "Gefährlicher Glaube" die Augen der Leserinnern und Leser für esoterisches Gedankengut im Alltag.

Esoterik ist längst kein Nischenthema mehr, sondern in der Mitte unserer vermeintlich rationalen Gesellschaft angekommen. Immer mehr Menschen suchen ihr wahres Selbst in esoterischen Heilsversprechen. Esoterisch aufgeladene Produkte finden sich inzwischen in jedem Supermarkt. Die wachsende Anhängerschaft wird radikaler und politisiert sich. Diese These belegen Pia Lamberty und Katharina Nocun eindrucksvoll in ihrem Buch "Gefährlicher Glaube". Die beiden Autorinnen erhellen das Dunkelfeld der Esoterik-Welt mit fundierter Recherche und weisen mutig auf Gefahren für Individuum und Gesellschaft hin.  Im Bioladen um die Ecke etwa checken sie die Etiketten von Mineralwasserflaschen, bei denen der angeblich "toxische Barcode" mit Hilfe von Unendlichkeits-Symbolen unschädlich gemacht werden soll.

Sie erzählen von der Hoffnung schwerkranker Patientinnen und Patienten bei der Suche nach "alternativen Therapien" wie der "Germanischen Neuen Heilkunde" und beschreiben, wie Esoterik als Einstieg in rechtsextreme Gruppierungen funktioniert. Das Buch "Gefährlicher Glaube" öffnet die Augen für esoterisches Gedankengut im Alltag und ermutigt dazu, esoterische Äußerungen nicht unwidersprochen zu lassen. Sondern sich klar zu positionieren und einer Auseinandersetzung auch im Freundes- und Bekanntenkreis zu stellen - mit Verständnis und Argumenten.

"Offene Wunden Osteuropas" von Franziska Davies und Katja Makhotina

Franziska Davies und Katja Makhotina © Susanne Götze / Annika Joeres
Für "Offene Wunden Osteuropas" sind Franziska Davies (links) und Katja Makhotina im Februar 2022 zu bekannten und unbekannten Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs gereist.

"Offene Wunden Osteuropas" ist ein Geschichtsbuch mit geradezu unheimlicher Aktualität. Die beiden Autorinnen - eine aus Deutschland, die andere aus Russland - reisen zu den Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs. Gedenkorte in Polen, in Belarus, in der Ukraine, in Russland und im Baltikum sind die Ankerpunkte dieser Reisen, die die Autorinnen vor dem Februar 2022 unternommen haben. In zehn exzellent geschriebenen Essays zeigen sie den deutschen Leserinnen und Lesern, wie wenig uns immer noch über viele Gräueltaten von Wehrmacht und SS in Osteuropa bewusst ist.

Allein die Besichtigung und Beschreibung des Vergessenen wäre wertvoll und aufschlussreich gewesen - nun aber wirft Putins Angriff auf die Ukraine ein grelles Schlaglicht auf all diese "offenen Wunden". Davies und Makhotina haben die aktuellen Entwicklungen noch in ihr Buch aufgenommen. Es erschließt sich, wie die Vernichtung der jüdischen Kultur in der Ukraine, die Erwartungen der Osteuropäer an Deutschland, die russische Propaganda und die polnischen Erinnerungen an den Weltkrieg unauflöslich miteinander zusammenhängen.

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